Sitzung: 25.05.2016 Jugendhilfeausschuss
Beschluss: Das Gremium beschließt ungeändert.
Vorlage: 2016/092
zu a)
Der Jugendhilfeausschuss
empfiehlt die vom Fachbereich vorgeschlagene Vorgehensweise.
zu b)
Der Jugendhilfeausschuss
empfiehlt den Aufbau von zwanzig Betreuungsplätzen in der Tagespflege in der
vom Fachbereich Jugend vorgeschlagenen Vorgehensweise.
Beratungsgang:
Herr Klein erläutert
die Vorlage und berichtet, dass die Anzahl der zu betreuenden Kinder im U6
Bereich stetig steigt. Er teilt mit, dass es verstärkte Geburtenzahlen gäbe und
ein steigendes Interesse an der Wiederaufnahme der Berufstätigkeit bei den
Eltern bestünde.
Weiterhin würden
Wanderungszuwächse, verursacht –nicht nur - durch die
Flüchtlingssituation,
die Anzahl in dem Bereich steigern.
Bis Anfang Mai 2016
gäbe es rund 400 Flüchtlingskinder im Alter von 0-6 Jahren, bei denen sich ein
Betreuungsbedarf ergäbe. Irrtümlich wurde in der Vorlage die
Flüchtlingskinderzahl
von 700 im Alter von 0-10 Jahren aufgenommen.
Dazu kommt die
erhebliche Steigerung der Nachfrage nach Betreuungsplätzen im U3 Bereich.
Diese Nachfrage
treffe auf einen beachtlichen Krippenausbau der Gemeinden, dem aber die starke
Verringerung der Betreuungsplätze in der Kindertagespflege
gegenüberstände.
Die
Kindertagespflege liege in dem Zuständigkeitsbereich des Landkreises
Nienburg/Weser, da
diese nicht auf die Gemeinden delegiert wurde.
Der
Betreuungssituation im Kindergartenjahr 2016/2017 könne man noch soeben gerecht
werden. In absehbarer Zeit wäre es jedoch nicht mehr möglich die Nachfrage zu
befriedigen.
Um die
Betreuungsansprüche und die gesamtstaatliche Zielsetzung gelungener
Integration zu
erfüllen, müsse etwas getan werden.
Herr Klein macht
deutlich, dass diese erwachsene Aufgabe nicht ausschließlich mit einem weiteren
Ausbau der Krippen zu begegnen sei.
Ein Grund sei z.B.,
dass das erforderliches Fachpersonal nicht kurzfristig auf dem Arbeitsmarkt zur
Verfügung stehe.
Weiterhin gieße ein
baulicher Ausbau aktuelle Bedarfe in „Beton“, von denen man nicht wisse, für
wie lange sie bestünden.
Die naheliegendste
Lösung sei die „Reaktivierung“ der Tagespflege, für die im
Rahmen des sog.
Krippengipfels einmal ein Anteil von 30 % des Betreuungs-
angebots im U3
Bereich angestrebt worden sei.
Voraussetzung dafür
sei die Schaffung attraktiver und verlässlicher
Rahmenbedingungen
für Tagespflegepersonen. Diese seien bisher noch nicht
hinreichend
vorhanden gewesen, was u.a. über die letzten Jahre vermehrt zur Aufgabe der
Betreuung durch die ausgebildeten Tagesmütter geführt habe.
Im Rahmen eines
Workshops mit den Tagesmüttern im Februar 2016 ergab eine Analyse folgende
Ursachen:
• fehlende Planungssicherheit, durch
Schwankungen im monatlichen
Einkommen und bei der Absicherung in der Sozialversicherung
• fehlende
Einbindung in das kommunale Vergabesystem in einigen Gemeinden (bevorzugte Belegung der stationären
Betreuungseinrichtungen)
• fehlende Risikoabsicherung bei
Abbruch oder Ausfall
• schwierige Vertretungsregelung bei
kurzfristigen Ausfällen
• zu
geringes Engagement in der
Öffentlichkeitsarbeit durch Landkreis und Kommunen und bei der
Vermittlung der gleichrangigen Betreuungsinitiative „Tagespflege“
Weiterhin führte
Herr Klein aus, dass man die Rahmenbedingungen ändern und Probleme lösen könne.
Dafür müssten jedoch alle Beteiligte „an einem Strang
ziehen“.
Das hieße, dass die
Zusammenarbeit zwischen Landkreis, den Kommunen und den Tagespflegepersonen
verbessert werden müsse, um ein attraktives Angebot schaffen zu können.
Das Angebot der Aus-
und Weiterbildungen müsse weiterentwickelt und die
Öffentlichkeitsarbeit
mehr ausgebaut werden. Herr Kein ergänzt, dass die
Vertretungsregelungen
in der Tagespflege evtl. sogar einer übergeordneten
Organisation
bedürfen.
Die Tagespflege
müsse zukünftig in den Gemeinden als gleichrangiges Angebot
anerkannt werden und
entsprechende Berücksichtigung bei der Betreuungsplatz-
vergabe finden.
Dabei sei eine
verlässliche Einbindung in die Betreuungslandschaft der
Gemeinden
unabdingbar (Konsens über Analyse in HVB-Runde 04. Mai 2016).
Die Tagespflegepersonen
müssten auf zusätzliche privatrechtliche Entgelte
verzichten, ihr
Angebot müsse in einem mindestens zu vereinbarenden Betreuungszeitfensters
stattfinden und es seien erweiterte Qualitätsansprüche zu erfüllen.
Herr Klein
erläutert, dass die Bereitschaft der Tagespflegepersonen, sich dieser
Aufgabe zu stellen,
vorhanden sei.
Es solle weiterhin
zu einer Verbesserung der ökonomischen Rahmenbedingungen, kommen. Ein
entsprechender Vorschlag zur Änderung der Entgeltordnung werde nach der
Sommerpause dem Kreisausschuss vorgelegt.
Damit solle eine
ökonomische Verlässlichkeit für die Tagespflegepersonen erreicht und die
Aufnahme von Betreuungstätigkeiten in der Tagespflege attraktiver hinterlegt
werden.
Die Gefahr,
perspektivisch nicht über ausreichend Betreuungsplätze im Landkreis zu
verfügen, werde dadurch voraussichtlich zu bewältigen sein.
Herr Klein
berichtet, dass der Landkreis Nienburg/Weser die Option habe, auf dem Gelände
der ehem. Mudra Kaserne Räumlichkeiten, die durch einen Investor saniert
werden, anzumieten, um dort eine Großtagespflegestelle zu etablieren. Das
Interesse des Landkreises Nienburg/Weser zielt darauf, der sehr hohen Nachfrage
im Gebiet der Stadt, anteilig mit gerecht zu werden.
Weiterhin gibt Herr
Klein an, dass die Sitzungsvorlage dazu durch die Presse zuvor
überinterpretiert worden sei.
Die Idee des
Landkreises Nienburg/Weser sei es, ausgebaute Immobilien
freiberuflichen
Tagespflegepersonen zu vermieten.
Es müsse nun
geschaut werden, ob dies finanziell umgesetzt werden könne.
Frau Friedel teilt
mit, dass die Kommunen immer im März eines Jahres die
Betreuungsplatzbestände
melden würden und in diesem Jahr der Bedarf an
Betreuungsplätzen noch gedeckt werden könne. Allerdings könne
der Landkreis
Nienburg/Weser in
der bisherigen Situation nicht mehr kurzfristig auf weitere Bedarfe reagieren
oder neue Tagespflegepersonen akquirieren.
Frau Menke-Siebels
ergänzt, dass Kooperationsvereinbarungen geplant seien, um die ökonomische
Verlässlichkeit und die Kooperation zwischen Kommune und
Tagesmüttern zu
verstärken.
Dabei sei der Ausbau
der Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiger Aspekt, da die
Tagespflege neben
der Krippenbetreuung ein wertvolles Angebot darstelle.
Der Fachbereich
Jugend sei dabei, die Qualität der Tagespflege weiter zu
verbessern.
Beispielsweise würde
analog zum „Kita-Frühling“ ein Qualitätsprogramm in der
Kindertagespflege
weiter ausgearbeitet werden.
Herr Klein
verdeutlicht, dass die Tagespflegebetreuung teilweise ein besseres
Angebot liefere als
die Betreuung in der Krippe, da auf individuelle Bedürfnisse der Altersgruppe
U3, aufgrund der kleineren Gruppengröße, ggf. besser eingegangen werden könne.
KTA Sommerfeld befürwortet die Ausführungen des Landkreises
Nienburg/Weser und
fragt, ob die Nachfrage bei den Tagespflegepersonen im
Landkreis bestehe,
eine Großtagespflegestelle zu betreiben.
Weiterhin erkundigt
sich KTA Sommerfeld, wie entlastend sich die geplante Großtagespflegestelle
auf das Stadtgebiet Nienburg auswirken würde.
Herr Klein
antwortet, dass die Großtagespflegestelle nur ergänzend entlasten könne, um dem
Bedarf in Nienburg und Umgebung gerecht zu werden.
KTA Sommerfeld informiert sich, wie viele
Tagespflegepersonen Interesse an einer Großtagespflegestelle gezeigt hätten.
Frau Menke–Siebels
gibt an, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine konkrete Anzahl
genannt werden
könne, es bisher allerdings ja auch kein konkretes Angebot der Kreisverwaltung
gäbe.
Der Landkreis
Nienburg/Weser stehe in einem regen Austausch mit den Tages-müttern und
konnte bislang ein
hohes Interesse seitens der Tagespflegepersonen verzeichnen.
Das würde sich auch
daran erkennen lassen, dass trotz Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt fast
1/3 der Tagespflegepersonen im Landkreis Nienburg/Weser
ausgebildete
Erzieherinnen oder Sozialassistentinnen seien.
Die Arbeit in einer
Großtagespflegestelle habe einen besonderen Reiz im Vergleich zu der Arbeit in
einer Einrichtung.
KTA Kurowski begrüßt die Idee des Landkreises
Nienburg/Weser, eine
Großtagespflegestelle
einzurichten.
Sie informiert sich,
ob es zukünftig eine neue Entgeltordnung für die Tagespflege-personen gäbe.
Herr Klein teilt dem
Ausschuss mit, dass durch die zuständigen Gremien eine neue Entgeltordnung
beschlossen werden könne.
KTA Kurowski stimmt Herrn Klein zu. Sie unterstütze die
Idee des Landkreises Nienburg/Weser, ein vernünftiges Entgelt in angebrachter
Höhe für die Tagespflegepersonen festzulegen.
Frau Imgarten
berichtet, dass am Beispiel des Integrativen Kindergartens in Nienburg die Zahl
der Nachfragen an Betreuungsplätzen viel zu hoch sei, sodass nicht jedes Kind
einen Platz bekommen könne.
Den Kindern mit
besonderem Förderbedarf könne man, bei steigenden Zahlen, nicht mehr gerecht
werden. Das Einrichten einer Großtagespflegestelle sehe sie als eine sinnvolle
Möglichkeit, dem entgegen zu wirken.
Herr Klein weist
darauf hin, dass die vorhandenen Strukturen im Landkreis
Nienburg/Weser auf
weitere Bedarfe ausgerichtet werden sollen. Dabei habe er das Thema
Flüchtlingskinder bewusst hinten angestellt. Perspektivisch werde die
Nachfrage deutlich
steigen. Auch hier werde der Landkreis Nienburg/Weser
insgesamt seinen
Anteil zur Bewältigung beitragen müssen.
In diesem
Zusammenhang verweist Herr Klein auf die Bedeutung für die Integration der
Zuwanderer.
KTA Rohlfs merkt an, dass mit der Idee der
Großtagespflegestelle eine
organisatorische
Hürde geschaffen werde.
Frau Menke-Siebels
antwortet, dass die Großtagespflegestelle eine Vereinfachung für die
Tagesmütter darstelle, da es bei dem Projekt eine geringere Vorlaufzeit gebe
und die Tagespflegepersonen keinerlei Umbauten der Betreuungsräume mehr
vornehmen müssen.
KTA Sommerfeld schließt sich der Überlegung an und ergänzt, dass außerdem der Sicherheitsfaktor
wesentlich höher sei, wenn der Landkreis Nienburg/Weser die Räume vermieten
würde.
KTA Kurowski geht davon aus, dass sich für den Betrieb
einer Großtages-pflegestelle zu den genannten Bedingungen ausreichend
Tagespflegepersonen
finden werden.
Landrat Detlev
Kohlmeier und Frau Schäfer verlassen die öffentliche Sitzung des
Jugendhilfeausschusses um 16.55 Uhr.
Beratungsergebnis:
Einstimmig mit 7 Ja-Stimmen