Der Kreistag setzt seinen Beschluss zur Zusammenlegung der
Förderschulen Lernen am Standort Nienburg zum 1.8.2018 aus und zieht seinen
entsprechenden Antrag an die Landesschulbehörde zurück. Nach Vorliegen der
amtlichen Schulstatistik 2017/2018 wird die Entwicklung der Förderschulen
erneut geprüft.
Beratungsgang:
Landrat
Kohlmeier
erläutert den Antrag des Kreiselternrates, die beschlossene Zusammenführung der
Förderschulen „Lernen“ am Standort Nienburg neu zu beraten. Insbesondere merke
der Kreiselternrat an, dass die Besonderheiten von Förderschulen nicht in
ausreichendem Maße gewürdigt worden seien. Der Schulausschuss habe sich mit dem
Thema bereits auseinandergesetzt und dem Kreistag empfohlen, den Beschluss des
Kreistages vom 18.07.2014 zurückzunehmen. Diesen Beschlussvorschlag habe der
Kreisausschuss erörtert und daraus eine denkbare Formulierung gemacht, die
heute zur Beschlussfassung vorliege.
KTA
Brieber
spricht den Förderschulen „Lernen“ zunächst seine Anerkennung aus. Es gehe im
Hintergrund immer auch um die Frage der Inklusion. Dabei stelle sich nicht die
Frage, ob viel oder wenig Inklusion gewollt sei. Durch die Ratifizierung der
UN-Behindertenrechtskonvention hätten die Vorschriften dieser Konvention den
Rang eines Bundesgesetzes erlangt. Die Niedersächsische Landesregierung habe in
Folge dessen beschlossen, dass die Förderschulen „Lernen“ ab dem Schuljahr
2013/2014 keine Schülerinnen und Schüler mehr im ersten Schuljahrgang aufnehmen
dürften. Sie verlören damit die Primarstufe und begannen zukünftig erst mit dem
5. Schuljahrgang.
Die
Masse der Eltern, deren Kinder bereits inklusive beschult würden, sei sehr zufrieden
mit den teils erstaunlichen Fortschritten. Er könne sich nicht vorstellen, dass
diese Eltern ihre Kinder ab der 5. Klasse wieder zu einer Förderschule
schickten.
Die
SPD-Fraktion stimme dem Vorschlag der Verwaltung zu. Er lasse zwar nochmals
einen Zeitgewinn zu. Politik dürfe aber auch keine falschen Hoffnungen wecken.
KTA
Koch
unterstützt den Antrag des Kreiselternrates. Es zeige sich, dass nicht alle
Prognosen und Annahmen und insbesondere die Rahmenbedingungen wie erwartet
eingetroffen seien. Es sei selbstverständlich, dass Eltern auch für eine
wohnortnahe Beschulung ihrer Kinder kämpften und sich bewusst für eine kleine, überschaubare
Schule entschieden hätten. In den allgemein bildenden Schulen sei Inklusion bei
weitem noch nicht so umgesetzt, wie es der Gesetzgeber verlange. Es fehle
insbesondere an Förderschullehrern. Alle Förderschulen „Lernen“ seien gut
vernetzt, hätten ausreichend Schüler, denen auch eine Perspektive geboten werden
könne. Vor diesem Hintergrund bitte er um Zustimmung zu dem Beschlussvorschlag.
KTA
Höltke
ergänzt, das Recht auf inklusive Bildung könne nur in einem inklusiven System
verwirklicht werden. Deshalb mache die UN-Behindertenrechtskonvention den Aufbau
eines Bildungssystems zu einem verbindlichen Ziel. Dieser Verpflichtung könne
sich auch das Land Niedersachsen und auch nicht der Landkreis Nienburg
entziehen. Man stehe erst am Anfang eines langen Prozesses. Sie wünsche sich
weiterhin den Auf- und Ausbau inklusiver Schulen.
KTA
Werner
bedauert, dass die Landesregierung die Förderschulen „Lernen“ auslaufen lassen
will. Es sei damals eine bewusste Entscheidung gewesen, die Klassen 5-10 als
Alternative weiterlaufen zu lassen. Diese Alternative würde den Eltern nun genommen.
Er befürworte Inklusion grundsätzlich, aber man müsse sich dafür auch die
notwendige Zeit lassen.
KTA
Sanftleben
erklärt, er spüre eine große Verunsicherung und auch Ängste bei Eltern,
Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften. Die Inklusionspraxis sei noch nicht
zufriedenstellend. Er halte es daher für wichtig, den Beschluss von 2014 auszusetzen
und 2017 neu zu beraten.
Beratungsergebnis:
Einstimmig