Beratungsgang:
Landrat
Kohlmeier
führt aus, der Haushaltsplan sei wichtig, um verlässlich und sorgfältig
Projekte planen und das laufende Geschäft bestreiten zu können und im besten
Sinne zu versuchen, unsere Region zu entwickeln. Jeder einzelne Ansatz habe
dabei seine Bedeutung. Die Haushaltssitzung diene auch dazu, zu definieren, was
in diesem Jahr besonders wichtig sei. In den letzten Tagen hätten sich bzgl.
dieser Frage die Maßstäbe verschoben. Nur zwei Flugstunden östlich von uns, in
unserer Nachbarschaft geschehe derzeit großes Elend. Die Sicherheit, von der
wir alle uns immer umgeben fühlten, sei dahin. Unter Außerachtlassung
sämtlicher völkerrechtlicher Regeln greife ein Eroberer ein Nachbarland an,
lasse wahllos Männer, Frauen und Kinder töten. Er sei angesichts des Krieges in
der Ukraine fassungslos und zutiefst betroffen. Niemand könne sich vorstellen,
was in den Köpfen der Betroffenen, der Angehörigen vorgehe, denen er sein
Mitgefühl ausspreche. Es sei ihm wichtig gewesen, angesichts dieser Entwicklung
nicht kommentarlos zur Tagesordnung überzugehen.
Die
Steuerkraft habe sich im Landkreis Nienburg gut entwickelt. Der Landkreis habe
seinen Anteil daran gehabt über die Kreisumlage. Wesentliche Teile der Verschuldung
seien dadurch abgebaut worden. Es sei massiv in den Breitbandausbau investiert
worden. Auch an der Perspektive und der Entwicklung sei gut gearbeitet worden.
Beispiele dafür seien der Bildungscampus und der Bereich des Brand- und Katastrophenschutzes.
Bereits in den letzten beiden Jahren sei aber festgestellt worden, dass die
finanzielle Lage zunehmend enger werde. Das sei zum Teil auch der Pandemie
geschuldet. Aber es sei in dieser Zeit immer gelungen, die Einheit zwischen der
gemeindlichen und der Kreisebene herzustellen. Ihm sei immer wichtig gewesen,
die jeweiligen Verantwortlichkeiten der beiden Ebenen zu beachten und
miteinander im Austausch zu bleiben. Dies sei in den vergangenen Jahren gut
gelungen. Allein die Zuschüsse zur Kinderbetreuung seien seit 2014 zu einer
ordentlichen Summe aufgewachsen, die im vorliegenden Haushalt 12 Mio. Euro erreicht
hätten. Für 2023 sei eine weitere Steigerung absehbar. In den letzten
Haushaltsjahren seien auf verschiedenen Kanälen mehr als 28 Mio. Euro an die
Gemeinden ausgeschüttet worden. Er lege weiterhin Wert auf einen konstruktiven
und fairen Umgang. Die Leistungsfähigkeit beider Ebenen müsse betrachtet
werden. Der Landkreis plane derzeit mit einem Defizit in Höhe von 13,8 Mio.
Euro. Er gehe damit in Vorleistung. Das könne in Anbetracht der Vorjahre
verantwortet werden, aber nicht auf Dauer. Das Sicherstellen der
Daseinsvorsorge in unserer Region im guten Miteinander der kommunalen Ebenen zu
gestalten, sei sein Schwerpunkt des Haushaltes 2022.
KTA
Bergmann-Kramer erklärt, der Haushalt stelle mit 275 Mio. Euro im Ergebnis- und 292
Mio. Euro im Finanzhaushalt einen neuen Rekord auf. Was hinsichtlich des
Teilhabegesetzes und des Finanzausgleichs auf uns zukomme, könne heute noch
niemand einschätzen. Er gehe aber davon aus, dass es eine positive Entwicklung
nehmen werde. Die Gefahr einer Rezession sehe er nicht. Auf einige Punkte wolle
er besonders eingehen. So würden 25 neue Stellen im Haushalt eingerichtet. Die
Personalkosten stiegen dadurch um 3,4 Mio. Euro auf 47 Mio. Euro. Das sei eine
Größenordnung, die man erst einmal auf sich wirken lassen müsse. Zu verhindern
sei das allerdings nicht gewesen. Besonders die vier geschaffenen Stellen in
der Bauverwaltung seien wichtig. Er hoffe, dass die Stellen auch besetzt werden
könnten. Die Abschaffung der Jagdsteuer und die Aufstockung der Mittel für die
Kreisstraßen seien wichtig. Zum Eckwertebeschluss erklärt er, darin seien
Posten enthalten, die gar nicht beeinflussbar seien. Daher seien die Mittel von
12 auf 7,2 Mio. Euro begrenzt worden. Seine Fraktion unterstütze die
Bezuschussung der Kinderbetreuungskosten ausdrücklich. Die Stellungnahme der
Kommunen habe auf ihn aber oberlehrerhaft gewirkt. Er danke der Verwaltung für
die geleistete Arbeit.
KTA
Kuhlmann
legt dar, ihre Fraktion werde dem Haushalt ebenfalls zustimmen. Der Haushalt
sei intensiv beraten worden. Der SPD-Fraktion sei wichtig gewesen, dass die
Kreisumlage auf dem Niveau 49 % der Steuerkraftzahlen und 43 % der Schlüsselzuweisungen
bleibe. Die 25 neuen Stellen, von denen einige auch zeitlich befristet seien,
seien gut begründet und notwendig. Insbesondere die Stellen im Gesundheits- und
Baubereich seien wichtig. Eine solche Steigerung dürfe es aber nicht jedes Jahr
geben. Sie erinnere in diesem Zusammenhang an die weitere Entwicklung des Personalentwicklungskonzepts.
Daran sei bereits gearbeitet worden. Pandemiebedingt sei das Verfahren dann
jedoch ins Stocken geraten. Die Vereinbarung des Landkreises mit den Kommunen
bzgl. der Kinderbetreuungskosten laufe zur Mitte des Jahres aus. Die Verhandlungen
liefen noch. In seiner Stellungnahme bewerte der Niedersächsische Städte- und
Gemeindebund Kreisverband Nienburg die Beibehaltung der Hebesätze positiv, bei
den Kinderbetreuungskosten würden jedoch höhere Forderungen erhoben. Bei der
Berechnung des Stundensatzes auf einen Mittelwert abzustellen, könne zu einer
Ungleichbehandlung bei den Kommunen führen. Der jetzige Beschluss könne daher
nur als Signal für eine zukünftige vertragliche Regelung verstanden werden. Ihr
Fazit sei, dass der Haushalt im Grundsatz den finanziellen Möglichkeiten von
Landkreis und Kommunen gerecht werde. Sie danke der Kreisverwaltung für die Eingabe
des Haushaltes.
KTA
Schnitzler
erklärt, ihre Fraktion halte die Beschlusslage aus mehreren Gründen für
schwierig. Das Ergebnis der Verhandlungen über die Finanzierung der Kinderbetreuungskosten
werde Auswirkungen auf die Kreisumlage haben. Die Kommunen hätten zum ersten
Mal eine sehr fundierte Stellungnahme abgegeben. Aber die Senkung der
Kreisumlage sei kein Thema in diesem Haushalt. Auch wenn bei den Zuschüssen
regelmäßig über Nachtragshaushalte nachgebessert worden sei, stelle dies für
die Kommunen keine ausreichende Planungssicherheit dar. Sie frage sich auch mit
Blick auf den Personalmangel in der Kreisverwaltung, ob es in dieser Situation
richtig sei, die Ausgaben für die Kreisstraßen zu erhöhen. Ebenso sehe ihre
Fraktion den Wegfall der Jagdsteuer kritisch. Die Jägerschaft leiste viel, das
gelte aber auch für andere Organisationen. Diese Punkte hätten zudem in den
Fachausschüssen beraten werden müssen. Stattdessen seien die Punkte im letzten
Moment in den Haushalt aufgenommen worden. Ihre Fraktion könne dem Haushalt
daher so nicht zustimmen.
KTA
Heineking
legt dar, immer wenn der Zwang zum Sparen da gewesen sei, habe der Kreistag zuerst
bei den Kreisstraßen den Rotstift angesetzt. Dank der guten Haushaltslage der
letzten Jahre seien punktuelle Nachbesserungen an den Kreisstraßen bereits
möglich gewesen. Der Bedarf an weiteren Instandhaltungen an Kreisstraßen und
auch Radwegen sei enorm. Es sei richtig, die Langlebigkeit der Wirtschaftsgüter
durch Instandhaltung zu erhöhen. Er sei daher dankbar, dass die Erhöhung der
Ansätze möglich geworden sei.
KTA
Kurowski
führt aus, seit 2018 laufe der Breitbandausbau im Landkreis Nienburg. Nach der
Endabrechnung flössen rund 10 Mio. Euro von den Gemeinden in den Kreishaushalt
zurück. Vorwürfe, der Landkreis hätte sich statt für den Wirtschaftlichkeitslückenmodell
für das Betreibermodell entscheiden sollen, weise sie zurück. Da nicht einmal
50 % der Anschlüsse im Ausbaugebiet abgerufen worden seien, wäre das
Betreibermodell gescheitert. Es sei auch mutig gewesen, nach Erkennen der
fehlerhaften Planung die Reißleine zu ziehen und die Planungsleistungen erneut
auszuschreiben. Außerdem danke sie der Kreisverwaltung für die geleistete
Arbeit.
KTA
Kruse erklärt,
der Kreishaushalt werde von den Städten und Gemeinden finanziert. Die
Kreisumlage bleibe abgesenkt, gleichzeitig würden die Ansätze für die Kinderbetreuungskosten
angehoben. Das sei richtig so, denn die Kinderbetreuung sei Aufgabe des
Landkreises und damit entsprechend zu finanzieren. Er lege jedoch Wert auf die
Feststellung, dass die Kommunen die Aufgabe vom Landkreis ausdrücklich
übernehmen wollten. Allerdings hätten sich gesetzliche Vorgaben und die
Ansprüche an die Ausstattung und Einrichtung geändert, die Betreuungszeiten ausgeweitet.
Stattdessen die Kreisumlage zu senken, hielte er für den falschen Weg. Eine
solche Lösung würde reiche Kommunen im Vergleich zu finanzschwächeren
bevorteilen.
KTA
Hille
trägt vor, seine Fraktion werde dem Haushalt zustimmen. Er danke den
Ausführungen des Landrates. Er gehe ebenfalls von einem Nachtrag aus. Seine
Fraktion wünsche sich, dass sich die Kreisverwaltung des Themas
Schulsozialarbeit annehme, wenn das Land seiner Verpflichtung nicht nachkomme.
Auch das sei eine Art von Nachhaltigkeit im Sozial- und Bildungsbereich.
KTA
Fick führt
aus, auch die WG könne dem Haushalt zustimmen. Sie verstehe die Einwände von
Frau Schnitzler. Für sie fielen sie allerdings nicht so sehr ins Gewicht. Sie
begrüße, dass die Umlagesätze auf dem bisherigen Niveau verblieben seien. Sie
hoffe auf eine Lösung, die auch für finanzschwache Gemeinden tragbar sei. Die
Auflagen des Landes müssten umgesetzt werden.
KTA
Hauschildt
erläutert, der Haushalt sei auch immer eine Grundlage für die Finanzplanung der
Folgejahre. Der Landkreis habe einige Großprojekte in der Planung. Mit 32. Mio.
Euro seien die Erweiterungs- und Sanierungsarbeiten an der OBS Marklohe
veranschlagt. Das sei für den Landkreis eine Hausnummer. Er sei der Verwaltung
dankbar, im Ausschuss deutlich gemacht zu haben, warum die Sanierung einem
Neubau noch immer vorzuziehen sei. Die Sanierung passiere jedoch auf Neubauniveau.
Das Geld sei in jedem Fall gut investiert in die Zukunft unseres Landkreises.
KTA
Bein legt
dar, die Jagdsteuer sei zuletzt 2014 halbiert worden. Wenn bedacht werde,
welche Aufgaben die Jägerschaft heute übernehmen würden, dürfte nicht weiter
gewartet werden. Die Aufgaben der Jägerschaft würden immer zahlreicher. Die
CDU-Fraktion habe daher aktiv auf die Jägerschaft zugehen wollen. Die weitere
Entlastung sei eine Wertschätzung.
KTA
Heusmann
erklärt, sie könne grundsätzlich zustimmen. Sie lege aber Wert auf die
Feststellung, dass auch in vielen anderen Bereichen wichtige Arbeit geleistet
werde. Dort unterstütze der Landkreis nicht in diesem Maße. Außerdem sei das Zustandekommen
zu kurzfristig gewesen.
KTA
Werner
führt aus, er freue sich, dass die Jagdsteuer endlich abgeschafft werde. Die
Aufgaben der Jägerschaft seien vielfältig und müssten sonst durch Personal der
Kreisverwaltung erledigt werden.
Beratungsergebnis:
Mit Stimmenmehrheit: 34 Ja-Stimmen 1 Nein-Stimme 7 Enthaltungen