Beschluss: Das Gremium nimmt Kenntnis.

Beschlussvorschlag:

 

Der Ausschuss für Landschaftspflege, Natur und Umwelt nimmt Kenntnis.

 


Beratungsgang:

 

Baurätin Schnorr stellt die Methodik zur Klimabilanz der organischen Böden und Moore vor.

 

Zunächst erinnert sie an die Mitteilung von Baudirektor Wehr in der ALNU-Sitzung vom 16.02.2022 zur Klimabilanz der organischen Böden und Moore.

Exemplarisch wurde das CO2-Einsparungspotenzial des Lichtenmoores bilanziert. Rd. 1.000 ha wiederzuvernässende Flächen lassen eine jährliche Einsparung von rund 6.800 t CO2 Äquivalenten pro Jahr erwarten. Im Vergleich betrug der jährliche CO2-Ausstoß rd. 675 Mio. t in Gesamtdeutschland bzw. 11 t pro Person im Jahr 2021.

 

Die Ermittlung erfolgte auf Grundlage der Emissionsfaktoren aus der Richtlinie „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz (MU) von 2015, in der die Treibhausgasemissionen nach Boden-/Moortyp und Nutzungs-/Bewuchskategorie in t CO2-Äquivalente ha/a aufgeschlüsselt sind.

 

Unterschieden nach den Faktoren der Nutzungs-/Bewuchskategorie, nach Niedermoor/Moorgley Hochmoor sowie nach dem Biotoptyp nach Drachenfels lassen sich konkrete Werte hieraus ablesen.

 

Baurätin Schnorr erläutert die Vorgehensweise beispielhaft für das Maßnahmengebiet des Projekts KliMo Lichtenmoor.

 

Methodisch werden im ersten Schritt die Biotoptypen nach dem Landschaftsrahmenplan ermittelt. Die vorwiegend auftretenden verschiedenen Grünlandtypen, Abtorfungsbereiche, Birken- und Kiefernwälder auf entwässerten Mooren werden dann mit den Moortypen (überwiegend Hochmoor, in den Randbereichen Niedermoor) verschnitten.

 

Der zentrale Moorbereich, der auch der wesentliche Antragsbereich ist, ist geprägt von industriellem Torfabbau. Randlich und in Teilflächen der Naturschutzgebiete sind ehemalige Handtorfstiche vorhanden. Dort befinden sich landwirtschaftliche Nutzflächen, zum größten Teil Grünland, trockene bis feuchte Moorwälder, verbuschte Heide- und Pfeifengrasmoordegenrationsstadien, Pionierstadien der Moor-Wiederver-nässung und aktuelle Torfabbauflächen.

 

Über die Bestimmung der Emmissionsfaktoren pro Teilfläche je nach Kombination  ergeben sich die Emissionswerte für die Teilflächen im IST-Zustand. Weite Bereiche haben dieselben Emissionsfaktoren erhalten, weil die Richtlinie nur in 15 Kategorien unterscheidet. Die sehr fein differenzierten Biotoptypen fallen somit teilweise unter dieselben Kategorien.

Das hauptsächlich vorzufindende „Extensivgrünland“ ist daher differenziert zu betrachten. So hat „nasses Extensivgrünland“ z.B. einen Wert von 4 t CO2 Äquivalente ha/a, „feuchtes Extensivgrünland“ bereits einen Wert von 11 und „trockenes Extensivgrünland“ gar einen Wert von 20. Hier zeigen sich also deutliche Unterschiede.

 

Im nächsten Schritt werden dann die Emissionen nach Maßnahmenumsetzung („ZIEL-Emissionswerte“) ermittelt.

 

Im Teilgebiet (TG) 1 soll aus nassem bzw. feuchtem Grünland, Moorwald als nasser Bruchwald (durch Einwallung) entwickelt werden.

Der westliche Bereich des TG 2 soll für die landwirtschaftliche Nutzung mit geringerer Intensität erhalten bleiben. Beabsichtigt ist in den sonstigen Bereichen eine Entwicklung hin zu feuchten Grünlandstandorten.

Das TG 5 wird nasser Moorwald; das TG 6 Extensivgrünland.

 

Nach Maßnahmenumsetzung kann dann abschließend die Ermittlung der Emissionsreduktion beginnen.

 

Aktuell findet für den gesamten Landkreis Nienburg die Ermittlung der Emissionsfaktoren für die Bereiche mit Böden mit Priorität oder Bedeutung für den Moor- und Klimaschutz gemäß Landschaftsrahmenplan statt. Der IST-Zustand wir dann in Kartenform dargestellt. Die Präsentation des Ergebnisses kann dann voraussichtlich in einer der nächsten ALNU-Sitzungen erfolgen.

 

Das Mitglied mit beratender Stimme Göckeritz unterstützt die Vorhaben aktiv wachsender Torfmoore zur Bindung von Treibhausgasen.

 

Er weist aber auch auf die in den ersten Jahren zunächst anfallenden erheblichen Methanemissionen hin. Erste Stoffbilanzen haben gezeigt, dass der Methan-Ausstoß vieler wiedervernässter trockener Moore zunächst stark erhöht sein kann. Eine Wiedervernässung der Moore sei demnach zumindest in den ersten Jahren nicht so gut für das Klima.

 

Baudirektor Wehr erklärt, dass die hierzu vorliegenden Werte recht grob sind.

 

In einem Projekt des Thünen-Instituts werden aktuell über das Monitoring von Methan- und CO2-Emissionen im Naturschutzgebiet (NSG) „Weißer Graben“ die Moorzuwachs-Effekte verfolgt und mit regional konkreten und belastbaren Zahlen belegt.

Seit 2021 verfolgt das Thünen-Institut den Forschungsauftrag zur Erhebung und Dokumentation von belastbaren Daten mit atmosphärisch dichten Messeinrichtungen (sogenannten „Käseglocken“), um Antworten auf die Frage nach optimalen Lösungen für den Klimaschutz zu finden. Angestrebt wird der Aufbau eines deutschlandweiten Moorbodenmonitorings.

 

Beispielsweise wäre auch ein Moorbirkenwald Treibhausgas-senkend zunächst positiv zu bewerten. In der Folge wirkt sich der Wald dann aber austrocknend auf das Moor und somit insgesamt negativ in der Treibhausgas-Bilanz aus.

Eine konkrete Betrachtung ist ratsam. Moore speichern große Mengen an organischem Kohlenstoff und sind damit von besonderer Bedeutung für den Klimaschutz.

 

KTA Buschmann fragt nach, ob durch den neuen Koalitionsvertrag der kürzlich gewählten Landesregierung bereits konkrete Auswirkungen auf die Verwaltung spürbar sind.

 

Landschaftsarchitekt Gänsslen antwortet, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarten Aspekte noch nicht auf die Verwaltungsebene durchgeschlagen sind. Für viele Sachverhalte fehlten zudem noch die konkreten Finanzmittel.

 


Beratungsergebnis:

 

Ohne.