Sitzung: 30.11.2022 Ausschuss für Landschaftspflege, Natur und Umwelt
Beschluss: Das Gremium nimmt Kenntnis.
Vorlage: 2022/226
Beschlussvorschlag:
Der
Ausschuss für Landschaftspflege, Natur und Umwelt nimmt Kenntnis.
Beratungsgang:
Baurätin
Schnorr stellt die Methodik zur
Klimabilanz der organischen Böden und Moore vor.
Zunächst
erinnert sie an die Mitteilung von Baudirektor Wehr in der ALNU-Sitzung
vom 16.02.2022 zur Klimabilanz der organischen Böden und Moore.
Exemplarisch
wurde das CO2-Einsparungspotenzial des Lichtenmoores bilanziert. Rd.
1.000 ha wiederzuvernässende Flächen lassen eine jährliche Einsparung von rund
6.800 t CO2 Äquivalenten pro Jahr erwarten. Im Vergleich betrug der
jährliche CO2-Ausstoß rd. 675 Mio. t in Gesamtdeutschland bzw. 11 t
pro Person im Jahr 2021.
Die
Ermittlung erfolgte auf Grundlage der Emissionsfaktoren aus der Richtlinie „Klimaschutz
durch Moorentwicklung“ des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie
und Klimaschutz (MU) von 2015, in der die Treibhausgasemissionen nach
Boden-/Moortyp und Nutzungs-/Bewuchskategorie in t CO2-Äquivalente
ha/a aufgeschlüsselt sind.
Unterschieden
nach den Faktoren der Nutzungs-/Bewuchskategorie, nach Niedermoor/Moorgley
Hochmoor sowie nach dem Biotoptyp nach Drachenfels lassen sich konkrete Werte
hieraus ablesen.
Baurätin
Schnorr erläutert die Vorgehensweise
beispielhaft für das Maßnahmengebiet des Projekts KliMo Lichtenmoor.
Methodisch
werden im ersten Schritt die Biotoptypen nach dem Landschaftsrahmenplan
ermittelt. Die vorwiegend auftretenden verschiedenen Grünlandtypen, Abtorfungsbereiche,
Birken- und Kiefernwälder auf entwässerten Mooren werden dann mit den Moortypen
(überwiegend Hochmoor, in den Randbereichen Niedermoor) verschnitten.
Der
zentrale Moorbereich, der auch der wesentliche Antragsbereich ist, ist geprägt
von industriellem Torfabbau. Randlich und in Teilflächen der Naturschutzgebiete
sind ehemalige Handtorfstiche vorhanden. Dort befinden sich landwirtschaftliche
Nutzflächen, zum größten Teil Grünland, trockene bis feuchte Moorwälder,
verbuschte Heide- und Pfeifengrasmoordegenrationsstadien, Pionierstadien der
Moor-Wiederver-nässung und aktuelle Torfabbauflächen.
Über
die Bestimmung der Emmissionsfaktoren pro Teilfläche je nach Kombination ergeben sich die Emissionswerte für die
Teilflächen im IST-Zustand. Weite Bereiche haben dieselben Emissionsfaktoren
erhalten, weil die Richtlinie nur in 15 Kategorien unterscheidet. Die sehr fein
differenzierten Biotoptypen fallen somit teilweise unter dieselben Kategorien.
Das
hauptsächlich vorzufindende „Extensivgrünland“ ist daher differenziert zu betrachten.
So hat „nasses Extensivgrünland“ z.B. einen Wert von 4 t CO2 Äquivalente
ha/a, „feuchtes Extensivgrünland“ bereits einen Wert von 11 und „trockenes Extensivgrünland“
gar einen Wert von 20. Hier zeigen sich also deutliche Unterschiede.
Im
nächsten Schritt werden dann die Emissionen nach Maßnahmenumsetzung („ZIEL-Emissionswerte“)
ermittelt.
Im
Teilgebiet (TG) 1 soll aus nassem bzw. feuchtem Grünland, Moorwald als nasser
Bruchwald (durch Einwallung) entwickelt werden.
Der
westliche Bereich des TG 2 soll für die landwirtschaftliche Nutzung mit
geringerer Intensität erhalten bleiben. Beabsichtigt ist in den sonstigen
Bereichen eine Entwicklung hin zu feuchten Grünlandstandorten.
Das
TG 5 wird nasser Moorwald; das TG 6 Extensivgrünland.
Nach
Maßnahmenumsetzung kann dann abschließend die Ermittlung der Emissionsreduktion
beginnen.
Aktuell
findet für den gesamten Landkreis Nienburg die Ermittlung der Emissionsfaktoren
für die Bereiche mit Böden mit Priorität oder Bedeutung für den Moor- und Klimaschutz
gemäß Landschaftsrahmenplan statt. Der IST-Zustand wir dann in Kartenform
dargestellt. Die Präsentation des Ergebnisses kann dann voraussichtlich in einer
der nächsten ALNU-Sitzungen erfolgen.
Das
Mitglied mit beratender Stimme Göckeritz unterstützt die Vorhaben aktiv
wachsender Torfmoore zur Bindung von Treibhausgasen.
Er
weist aber auch auf die in den ersten Jahren zunächst anfallenden erheblichen
Methanemissionen hin. Erste Stoffbilanzen haben gezeigt, dass der
Methan-Ausstoß vieler wiedervernässter trockener Moore zunächst stark erhöht
sein kann. Eine Wiedervernässung der Moore sei demnach zumindest in den ersten
Jahren nicht so gut für das Klima.
Baudirektor
Wehr erklärt, dass die hierzu
vorliegenden Werte recht grob sind.
In
einem Projekt des Thünen-Instituts werden aktuell über das Monitoring von Methan-
und CO2-Emissionen im Naturschutzgebiet (NSG) „Weißer Graben“ die
Moorzuwachs-Effekte verfolgt und mit regional konkreten und belastbaren Zahlen
belegt.
Seit
2021 verfolgt das Thünen-Institut den Forschungsauftrag zur Erhebung und Dokumentation
von belastbaren Daten mit atmosphärisch dichten Messeinrichtungen (sogenannten
„Käseglocken“), um Antworten auf die Frage nach optimalen Lösungen für den
Klimaschutz zu finden. Angestrebt wird der Aufbau eines deutschlandweiten
Moorbodenmonitorings.
Beispielsweise
wäre auch ein Moorbirkenwald Treibhausgas-senkend zunächst positiv zu bewerten.
In der Folge wirkt sich der Wald dann aber austrocknend auf das Moor und somit
insgesamt negativ in der Treibhausgas-Bilanz aus.
Eine
konkrete Betrachtung ist ratsam. Moore speichern große Mengen an organischem
Kohlenstoff und sind damit von besonderer Bedeutung für den Klimaschutz.
KTA
Buschmann fragt nach, ob durch den
neuen Koalitionsvertrag der kürzlich gewählten Landesregierung bereits konkrete
Auswirkungen auf die Verwaltung spürbar sind.
Landschaftsarchitekt
Gänsslen antwortet, dass die im
Koalitionsvertrag vereinbarten Aspekte noch nicht auf die Verwaltungsebene
durchgeschlagen sind. Für viele Sachverhalte fehlten zudem noch die konkreten
Finanzmittel.
Beratungsergebnis:
Ohne.