Beschluss: Das Gremium beschließt ungeändert.

Abweichend von § 110 Abs. 8 NKomVG wird für das Haushaltsjahr 2023 ein Haushaltssicherungskonzept nicht aufgestellt, da aufgrund der festgestellten Folgen des Krieges in der Ukraine der Haushaltsausgleich nicht erreicht wird (§ 182 Abs. 5 i. V. mit Abs. 4 Nr. 3 NKomVG). 

 

Die Haushaltssatzung und der Haushaltsplan 2023 sowie das Investitionsprogramm für die Jahre 2024 bis 2026 in der jetzt vorliegenden Fassung werden beschlossen.


Beratungsgang:

 

Landrat Kohlmeier führt aus, die Zeiten seien von Ungewissheit geprägt. Flüchtlinge, Krieg, Energie, Wirtschaft, Soziales, Personal. Diese Stichworte im Kontext bildeten ein trübes Gemisch aus Erwartung und Berechnung. Es liege in der Natur der Sache, dass Haushaltsplanungen in einem gewissen Maß Unsicherheiten unterworfen seien. Eine Situation wie die heutige habe er aber auch noch nicht erlebt. Der vorliegende Haushaltsplan sehe einen Fehlbetrag von über 20 Mio. Euro vor. Auch wenn der Haushalt von einiger Unsicherheit geprägt sei, benötige die Verwaltung einen Haushalt, um handlungsfähig zu bleiben. Er wolle auf zwei Punkte besonders eingehen. Das Miteinander und das Zusammenwirken von Landkreis und Gemeinden hätten die letzten Jahre besonders geprägt. Es werde eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit gepflegt. Der große Aufwand zur Unterbringung der geflüchteten Menschen sei von den Kommunen reibungslos betrieben worden. Für diese vertrauensvolle Zusammenarbeit danke er den Kommunen. Gleichzeitig gebe es auch ein gesetzliches und formales Miteinander und das zeige sich alljährlich bei den Haushaltsberatungen. Die Festsetzung der Kreisumlage sei ein logischer Reibepunkt. Dabei müsse der Landkreis und der Kreistag die beiderseitige Interessenlage und die beiderseitige finanzielle Leistungsfähigkeit im Blick behalten. Der Haushalt sehe eine Anhebung der Umlagesätze um 3 Punkte vor. Vor dem Hintergrund der steigenden Fehlbeträge und der investiven Verschuldung auf fast 170 Mio. Euro in 2026 sei die Anhebung verträglich und angemessen. In der Gesamtheit stünden die Gemeinden sogar etwas besser da als der Landkreis. Die Entwicklung des Stellenplans sei nicht zufriedenstellend. Erneut würden acht Stellen hinzukommen. Dies sei eher eine kosmetische Betrachtung. Aufgaben wie der Zensus, die Großtagespflege und vor allem die Impfstelle fielen weg. Allein 15 Stellen würden deswegen gestrichen. Fast 24 neue Stellen kämen hinzu. Mit Blick auf die hohe Zahl der Flüchtlinge seien dies Stellen vor allem in den Bereichen Jobcenter, Ausländerbehörde, Sprachkurse. Auch im Katastrophenschutz sei ein Aufgabenzuwachs zu verzeichnen. Darüber hinaus würden in den Bereichen Wohngeld, Digitalisierung und Zukunftsregionen mehr Stellen benötigt werden. Die Krisen forderten die Verwaltungen kolossal in dieser Zeit und den Mangel an Arbeits- und Fachkräften spüre auch der Landkreis. Der Kreis stehe vor massiven Herausforderungen. Insgesamt seien die guten Jahre wohl vorbei, die Perspektiven unklar. Er danke den Abgeordneten, die jederzeit konstruktiv die Themen und die Probleme mit der Verwaltung bearbeitet hätten, in ihren Beschlüssen immer klar und zielgerichtet gewesen seien, aber der Verwaltung dabei stets Gehör und Vertrauen geschenkt hätten.

 

KTA Niepel erklärt, er sei angesichts der 27 Mio. Euro Fehlbetrag schockiert. Mit nunmehr 22,2 Mio. Euro sei die Lage dennoch weiter angespannt. Die meisten Ausgaben seien Pflichtausgaben. Dass die Hauptverwaltungsbeamt:innen im Landkreis die Senkung der Kreisumlage forderten, könne er aber verstehen. Angesichts der Lage sei eine andere Art und Weise der Finanzierung kaum denkbar. Er rege jedoch an, im Laufe des Jahres nachzubessern, wenn sich die Lage noch bessern solle.

 

KTA Schnitzler führt aus, 22 Mio. Euro Minus seien kein Pappenstiel. Die steigenden Steuereinnahmen gingen einher mit steigenden Ausgaben. Das Land bürde dem Landkreis immer mehr Aufgaben auf, ohne das Konnexitätsprinzip zu beachten. Die wenigen freiwilligen Aufgaben dürften nicht pauschal dem Rotstift zum Opfer fallen. Der Landkreis dürfe seine Zukunftsfähigkeit nicht aufs Spiel setzen. Die Rahmenbedingungen auf Bundes- und Landesebene müssten verbessert werden.

 

KTA Bergmann-Kramer erklärt, die CDU-Fraktion werde den Haushalt mitbeschließen. Er hoffe, dass sich der Nachtrag besser darstelle. Er befürchte allerdings, dass ein knapp zweistelliger Fehlbetrag verbleiben werde. Bund und Land müssten bei der Aufgabenübertragung das Konnexitätsprinzip beachten. Das Personal für die Bewältigung der übertragenen Aufgaben müsse bezahlt werden. Der Landkreis habe mehrfach bewiesen, dass er die Kommunen durch Senkung der Kreisumlage an positiven finanziellen Entwicklungen beteilige. Er danke der Verwaltung im Übrigen für die geleistete Arbeit und die gute Zusammenarbeit.

 

KTA Hille legt dar, er habe gefühlt schon schlechtere Haushalte erlebt. Insbesondere die Perspektive sei bspw. 2006 schlechter gewesen. Er sehe durchaus Licht am Ende des Tunnels. Die FDP werde den Haushalt mittragen.

 

KTA Heineking erklärt, die CDU habe immer wieder Infrastruktur-Schwerpunkte gesetzt. Als Beispiele nenne er den Breitbandausbau und den Bereich der Kinderbetreuung. Dem Landkreis sei es gelungen, kommunale Unterschiede auszugleichen. Die CDU sei enttäuscht, dass die geschaffenen Breitbandanschlüsse nicht genutzt würden. Das sei angesichts der Investitionssummen ärgerlich. Der 6. Aufruf zur Breitbandförderung sei vermutlich von den Kommunen gar nicht mehr zu finanzieren. Zudem seien die Kreisstraßen in einem desolaten Zustand. In diesem Jahr verzichte die CDU-Fraktion wegen anderer Schwerpunkte auf eine zusätzliche Instandhaltungsmaßnahme. Die Projekte könnten oftmals mangels Personal-Kapazitäten beim Landesamt gar nicht mehr umgesetzt werden.

 

KTA Fick führt aus, die Bedenken der Gemeinden seien offenbar von allen Fraktionen verstanden worden. Eine intensive Beschäftigung mit den Bedenken habe aber nicht stattgefunden. Wegen dieses Unwohlseins werde sich die WG-Fraktion bei der Abstimmung enthalten.

 

KTA Schiemann erklärt, er werde diesem Katastrophen-Haushalt nicht zustimmen. Der Gürtel müsse enger geschnallt werden. Ständige Zuschüsse an Vereine passten nicht in die Zeit. Flüchtlinge kämen nicht mehr aus der Ukraine, sondern aus anderen Teilen der Welt und säßen dauerhaft in den Sozialsystemen. Daher würden auch die nächsten Haushalte entsprechend schlecht aussehen.

 

KTA Sommerfeld erwidert, er habe von der AfD-Fraktion nichts anderes erwartet. Die große Mehrheit der Bevölkerung sehe das anders.

 


Beratungsergebnis:

 

Mit Stimmenmehrheit:    33 Ja-Stimmen     2 Nein-Stimmen       3 Enthaltungen