Abweichend von § 110 Abs. 8 NKomVG wird für das Haushaltsjahr 2024 ein Haushaltssicherungskonzept nicht aufgestellt, da aufgrund der festgestellten Folgen des Krieges in der Ukraine der Haushaltsausgleich nicht erreicht wird (§ 182 Abs. 5 i. V. mit Abs. 4 Nr. 3 NKomVG). 

 

Die Haushaltssatzung und der Haushaltsplan 2024 sowie das Investitionsprogramm für die Jahre 2025 bis 2027 in der jetzt vorliegenden Fassung werden beschlossen.


Beratungsgang:

 

Landrat Kohlmeier führt aus, in Anbetracht eines gigantischen Defizits in Höhe von 35 Mio. Euro höre er immer wieder den Satz, „die fetten Jahre seien vorbei“. „Fette Jahre“ habe der Landkreis Nienburg nicht gehabt. Er spreche lieber von fünf bis zehn guten Jahren, in denen Investitionen getätigt und Verschuldung abgebaut worden seien. Der Landkreis habe seine Möglichkeiten genutzt, die Finanzlage zu konsolidieren. Der Haushalt des Landkreises sei typischerweise davon geprägt, Aufgaben des Bundes und des Landes zu übernehmen. Die Verwaltung habe daher die freiwilligen Ausgaben zusammengestellt. Dabei seien etwas mehr als 6 Mio. Euro identifiziert worden, das seien nur 2 % des Haushaltsvolumens. Daran sei gut zu erkennen, wie wenig der Landkreis an dem Defizit selbst gestalten könne. Die Kosten im Jugendhilfe- und Sozialbereich machten nach wie vor mehr als die Hälfte der Ausgaben aus. Die Transferaufwendungen würden in diesem Jahr um 17 Mio. Euro auf 130 Mio. Euro steigen. Gleiches gelte trotz intensiver Bemühungen für die Personalaufwendungen. Die 20 neu zu schaffenden Stellen brauche der Landkreis, um die ihm zu übertragenen Aufgaben der letzten Jahre zu bewältigen. Die Kosten für die Unterbringung von Geflüchteten spielten keine große Rolle. Die hervorragende Zusammenarbeit mit den Kommunen im Landkreis und ein gutes Funktionieren auf dieser Ebene helfe bei der Beschaffung von Wohnraum und damit auch dabei, die Kosten im Griff zu behalten. Zunehmend seien aber auch kritische Stimmen aus den Gemeinden zu hören, da Wohnraum knapp werde und die Unterbringungen problematisch werden würden. Außerdem blieben die Kosten von staatlichen Leistungsversprechen bei den Kommunen hängen. Dieses Vorgehen lehne er vehement ab. Die kommunalen Haushalte stünden flächendeckend vor einer finanziellen Überforderung. Er hoffe, dass sich diese Erkenntnis in Hannover und Berlin durchsetze.

 

KTA Niepel erklärt, er spreche für die Erstellung des umfangreichen Haushalts seinen Dank aus. Das Defizit sei dramatisch. Der Landkreis steuere auf ein Haushaltssicherungskonzept zu. Er zitiere den Oberbürgermeister der Stadt Salzgitter, Frank Klingebiel: „Die kommunalen Haushalte für 2023 seien fast alle defizitär, Tendenz steigend. Die Lücken seien aber überwiegend durch die Erfüllung von staatlichen Pflichtaufgaben wie Betreuung, Bildung und Flüchtlingsarbeit entstanden.“ Beim Landkreis Nienburg stünden lediglich 6 Mio. Euro freiwillige Leistungen zur Diskussion. Werde dieser Betrag reduziert, schade das dem Ehrenamt und damit der Gesellschaft insgesamt. Die geplanten Investitionen seien dringend erforderlich. Er wünsche sich für die kommenden Jahre einen sachlich-solidarischen Umgang mit der Materie. Seine Fraktion werde dem Haushalt zustimmen.

 

KTA Schnitzler legt dar, der Landrat habe das Dilemma bereits aufgezeigt. Aus eigener Kraft sei die Situation kaum zu verbessern. Der Landkreis dürfe nicht in eine Angststarre verfallen. Investitionen seien nötig. Aber sie plädiere dafür, die Kennzahlen genauer unter die Lupe zu nehmen und nach kreativen Ansätzen zur Haushaltskonsolidierung zu suchen.

 

KTA Bergmann-Kramer erklärt, die letzten Jahre seien nicht nur gute, sondern auch auskömmliche Jahre gewesen. Diese Situation sei vorbei. Transferleistungen und Personal machten fast 80 % des Haushaltsvolumens aus. Der Haushalt habe zum ersten Mal die Grenze von 300 Mio. Euro überschritten. Er hoffe noch, das Defizit auf 20 Mio. Euro drücken zu können. Die endgültigen Zahlen lägen ja erst im April vor. Bislang habe sich das immer positiv entwickelt. Es sei aber richtig, dass die Kämmerin vorsichtig plane. Die Personalkosten seien innerhalb von zwei Jahren von 42 Mio. Euro auf 55 Mio. Euro gestiegen. Oftmals sei das Personal aber auch gar nicht vorhanden. Dies schränke die Verwaltung zusätzlich ein. Die CDU-Fraktion werde dem Haushalt zustimmen. Er danke zudem der Verwaltung.

 

KTA Hille führt aus, auch er danke der Verwaltung für die Erstellung des Haushaltes. Es sei übrigens nicht selbstverständlich, dass der Haushalt noch im alten Jahr beschlossen werde. Landkreis und Kreistag hätten in den letzten Jahren zudem solide Arbeit geleistet. Beispielhaft erwähne er den Eckwertebeschluss. Dadurch seien wichtige Projekte angeschoben worden wie die OBS Marklohe, die Entstehung der neuen FTZ oder des Bildungscampus. Die Kreis-CDU habe sich vor Jahren auf den Weg gemacht, die Schulsozialarbeit zu stärken. Das Land Niedersachsen habe die Aufgabe formell übernommen, aber es könne an der Stelle mehr passieren. Dies sei aber nicht der einzige Grund, warum die Zahlen so schlecht aussehen würden. Um langfristig gegensteuern zu können, plädiere er dafür, als Landkreis selbst tätig zu werden. Dem Haushalt werde die FDP-Fraktion zustimmen.

 

KTA Fick dankt zunächst dem Landrat für seine klaren Worte. Kreistag und Verwaltung trügen keine Schuld an der Entwicklung des Haushalts. Bund und Länder müssten sich über die Finanzierung der kommunalen Ebene grundsätzliche Gedanken machen. Für die Kommunen sei positiv, dass die Umlagesätze trotz der Haushaltslage nicht erhöht worden seien. Die Zukunft sehe düster aus. Sie danke der Kämmerin für die vorsichtige Vorgehensweise. Die Wählergemeinschaft werde zustimmen.

 

KTA Schiemann erklärt, die defizitäre Lage begründe sich mit der Flüchtlingssituation und den Transferleistungen an Wohlstandssuchende. Wohnraum werde nicht benötigt. Andere Landkreise hätten längst die Reißleine gezogen. Waffenlieferungen an die Ukraine lehne er ab. Es müsse eine diplomatische Lösung gefunden werden, damit die Geflüchteten wieder in ihre Heimat zurückkehren könnten. Deutschland befinde sich in einer Phase der Deindustrialisierung. Auch der Landkreis müsse sparen und Stellen abbauen. Freiwillige Leistungen müssten gestrichen werden. Er werde dem Schuldenhaushalt nicht zustimmen.

 


Beratungsergebnis:

 

Mit Stimmenmehrheit:    41 Ja-Stimmen     1 Nein-Stimme         0 Enthaltungen