Der Schulausschuss beschließt die Durchführung einer Elternbefragung zur Errichtung einer Integrierten Gesamtschule am Standort Nienburg.

 


FBL Labode leitet den TOP ein. Aufgrund des Antrages der Stadt Nienburg/Weser auf Durchführung einer Elternbefragung hat sich der Schulausschuss in mehreren Sitzungen mit den möglichen Auswirkungen der Einführung dieser Schulform auseinandergesetzt.

 

Von der Verwaltung wurde nach der Abstimmung der Rahmenbedingungen ein umfangreiches Modell berechnet und vorgestellt. In der letzten Sitzung wurde das derzeitige in der Überarbeitung befindliche pädagogische Konzept dieser Schulform vorgestellt. Die dabei entstandene Irritation über die Verteilung der Schüleranteile auf die drei Gruppen der lernschwachen, mittleren und lernstarken Schüler hat die Verwaltung inzwischen ausgeräumt.

Nach dem Schulrecht legt einzig und allein die neue Schulleitung die Verteilung fest. Mit den Sitzungsunterlagen wurde den Abgeordneten eine weitere Modellrechnung vorgelegt, die die prognostizierten Schülerzahlen bei prozentualer Aufteilung nach der Schullaufbahnempfehlung zugrunde legt. Trotz einzelner Zahlenveränderungen ergeben sich daraus aber die gleichen Schlussfolgerungen für die verbleibenden Schulstandorte des dreigliederigen Schulsystems wie bei dem ersten vorgestellten Modell.

 

Für diese Sitzung hat die Verwaltung weiterhin die Stellungsnahmen der betroffenen Schulen und der Samtgemeinden bzw. Städte eingeholt und zusammengefasst vorgelegt.

 

Zwischenzeitlich wurde außerdem die Gebäudesituation untersucht. Die Stadt Nienburg hatte die Schulgebäude an der Buermende und am Nordertorstriftweg benannt, die Samtgemeinde Marklohe den dortigen Realschulstandort.

Da eine Schule mit einer Außenstelle nur zeitlich befristet genehmigt würde und der Bauzustand des Gebäudes an der Buermende desolat sei, hat die Verwaltung außerdem eine bauliche Erweiterung am Standort Nordertorstriftweg als alleinigem Standort geprüft. Dabei hat sich eine Investitionsvolumen von rd. 4 Mio. € ergeben.

 

Der Standort Marklohe würde noch erheblich darüber liegende Investitionen erfordern. Ein Vergleich der Standorte Marklohe und Nienburg befindet sich in den Sitzungsunterlagen.

 

Abschließend weist FBL Labode darauf hin, dass auf Landesebene nicht nur an der Umsetzung der Änderungen für die Schulform IGS, sondern auch an einem Erlass zur Zusammenarbeit von Haupt- und Realschulen gearbeitet wird, welcher für die Schulentwicklungsplanung im ländlichen Raum eine wesentliche Veränderung bedeuten kann.

 

KTA Werner führt aus, dass es auch ohne IGS nicht möglich sein werde, in jeder Samtgemeinde eine weiterführende Schule zu erhalten. In Nienburg könne eine IGS mit den beiden vorhandenen Gymnasien kooperieren und Synergieeffekte nutzen. Die Nähe zu anderen Schulen macht ein breites schulisches Angebot möglich. Daher spricht sich seine Fraktion für eine Elternbefragung mit dem IGS-Standort Nienburg aus.

Die Sanierung der Realschule Nienburg ist ohnehin notwendig und daher nicht der IGS zurechenbar. Man muss deshalb inhaltlich planen, wo es künftig hingehen soll und dies unabhängig von der Schulsanierung. Es muss nun zeitnah eine Entscheidung für die Durchführung einer Elternbefragung erfolgen und alle weitere Entscheidungen müssen in Abhängigkeit davon getroffen werden.

 

KTA Höltke stimmt diesen Ausführungen zu und ergänzt, dass es sich der Landkreis unabhängig von der Finanzlage, nicht leisten kann, auf eine IGS zu verzichten. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Schließung von Schulen auch ohne Einführung einer IGS notwendig werden. Die IGS bietet die Möglichkeit das dreigliedrige Schulsystem aufzubrechen und besser auf die Schüler/innen einzugehen. Die SPD-Kreisfraktion sei uneingeschränkt für eine Elternbefragung.

 

KTA Sanftleben ist von den differenzierten und positiven Einschätzungen in den Stellungnahmen der Kommunen überrascht. Er habe zuvor mit wesentlich mehr negativen Aussagen gerechnet. Die von der Verwaltung vorgelegten Einschätzungen und Zahlen seien einseitig negativ dargestellt, weshalb er den Eindruck habe, die Verwaltung wäre gegen die Errichtung einer IGS. Stattdessen versuche man eine „kleine IGS“, bestehend aus den jetzigen Schulformen Haupt- und Realschule, als Alternative zu verkaufen, obwohl diese inhaltlich mit der eigentlichen IGS nicht vergleichbar sei. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag Nienburg spricht sich für die schnellstmögliche Durchführung einer Elternbefragung aus.

 

KTA Leseberg sieht die Stellungnahmen der Kommunen nicht als differenziert an, sondern von Kirchturmdenken geprägt. Es sei insgesamt allerdings schwer, sich inhaltlich gegen eine IGS auszusprechen, ohne sich dem Vorwurf des Kirchturmdenkens auszusetzen. Seiner Ansicht nach komme es für Schüler nicht auf die Bezeichnung ihrer Schule als „kleine“ oder „große“ IGS an, sondern auf die Qualifikation und Arbeit der unterrichtenden Lehrkräfte. Die neu zu errichtende  Gesamtschule entspräche ohnehin nicht mehr den bestehenden Integrierten Gesamtschulen. Er spricht sich dafür aus, zunächst von Seiten des Landes Niedersachsen angekündigte Veränderungen und Erlasse abzuwarten.

 

Vors. KTA Koch dankt der Verwaltung für die ausführliche Beschlussvorlage. Allen sei bekannt, dass man auf Seiten des Landes Niedersachsen gegenwärtig an der „kleinen IGS“, welche neue schulische Möglichkeiten und den Erhalt vieler guter Schulen in den Gemeinden zulassen würde, arbeitet. Eine IGS könnten lediglich 10% der Sekundarschüler im Landkreis besuchen. Für die anderen 90% würden möglicherweise neue Probleme entstehen. Durch das Abitur nach der 12. Klasse und der damit verbundenen Trennung ab Klasse 7 für die künftigen Abiturienten entfallen viele Vorteile der bestehenden Gesamtschule. Eine gemeinsame Beschulung findet so nur noch in den Schuljahren 5 und 6 statt, wie dies früher an der Orientierungsstufe der Fall war. Für ihn sei fraglich, ob die Nachteile für alle Schüler im Kreis und die finanziellen Belastungen die Vorteile einer Gesamtschule rechtfertigen.

 

KTA Leseberg fordert eine Fortschreibung des nicht mehr aktuellen Schulentwicklungsplanes.

 

Für KTA Höltke ist es unerheblich, ob an einer IGS nach 12 oder 13 Jahren das Abitur abgelegt werden muss. Wenn das dreigliederige Schulsystem durch ein zweigliedriges abgelöst werden sollte, würde das nur den Drang an die Gymnasien verstärken. Die IGS könnte diese Situation entspannen. Die IGS stellt ihrer Meinung nach einen Standortvorteil für den gesamten Landkreis dar.

 

KTA Brunschön ist der Ansicht, dass die IGS nicht an finanziellen Aspekten scheitern darf und die Entscheidung für oder gegen die Einführung von den Eltern getroffen werden muss. Er kritisiert die Beschlussvorlage als nicht eindeutig und unklar. Mit der Hoffung auf eine Änderung des Schulgesetzes durch die Landesregierung würde man eine Hinhaltetaktik verfolgen. Zudem sei die IGS bezüglich ihrer pädagogischen Ansätze nicht mit einer „kleinen IGS“ vergleichbar. Um der Demokratie Rechnung zu tragen, muss man die Entscheidung den Eltern überlassen. KTA Brunschön bekräftigt seinen Wunsch, dass die Mitglieder des Schulausschusses gemeinsam eine IGS besuchen. Er bemängelt außerdem, dass die Beschlussvorlage keinen eindeutigen Beschlussvorschlag der Verwaltung enthalten würde.

 

Das Schülerklientel der Hauptschulen wird es auch künftig geben, sagt KTA Werner. Wenn es nicht rechtzeitig richtig gefördert wird, könnte sich daraus eine große Belastung entwickeln. Nur durch ein vielfältiges schulisches Angebot lässt sich diese Herausforderung bewältigen. Die „Hauptschule Plus“ stellt einen Baustein dar. Ein breites Bildungsangebot ist wichtiger als eine wohnortnahe Beschulung und lokale Interessen. Schwache Schüler/innen darf man, auch mit Blick auf drohende Sozialkosten, keinesfalls aufgeben. Deshalb muss man heute eine Entscheidung für eine Elternbefragung vorbereiten und diese spätestens Anfang nächsten Jahres treffen.

 

KTA Hüneke zweifelt an einem großen Interesse an einer IGS seitens der Eltern. Zu einer Infoveranstaltung des Kreiselternrates in seiner Schule waren von 120 geladenen Eltern nur 6 erschienen. Vier dieser Eltern waren in offizieller Funktion anwesend.

 

Behindertenvertreterin Blume erkundigt sich, wie Förderschüler in den regulären Unterricht der übrigen Sekundarschulen und insbesondere in den Unterricht an einer IGS eingebunden werden können.

 

Herr Landrat Eggers antwortet, dass es bereits erste Gespräche zu diesem Thema gibt und er Anfang nächsten Jahres eine Verständigung erwartet. Derzeit befinde man sich im Stadium der Meinungsbildung.

 

Behindertenvertreterin Blume möchte weiter wissen, wie man auf die steigenden Schülerzahlen und die damit verbundene hohe Auslastung der Förderschulen reagieren wird.

 

KAR Niemeyer differenziert, dass nicht in allen Förderschulformen ein Anstieg der Schülerzahlen zu verzeichnen ist. Lediglich die Förderschulen mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung würden fortwährend Schüler hinzubekommen. Wie diese Schüler in die IGS zu integrieren sind, müsste man klären, wenn die Einführung einer IGS tatsächlich beschlossen würde.

 

Landrat Eggers stellt klar, dass es Aufgabe der Verwaltung ist, Informationen auf breiter Grundlage darzustellen. Dies sei geschehen. Die zu treffende Entscheidung sei eindeutig durch die Politik vorzunehmen. Die Mitglieder des Schulausschusses könnten Beschlüsse formulieren und Anträge stellen. Den Vorwurf, eine Entscheidung durch einseitige Sachdarstellung beeinflussen zu wollen, weist er als unangemessen zurück. Die Verwaltung habe sich bemüht, eine seriöse Grundlage für den Abwägungsprozess vorzubereiten. Bei der Entscheidung für oder gegen eine IGS bittet er die niedrige Bevölkerungsdichte des Landkreises zu bedenken. Die Vorteile einer IGS für rd. 10% der Schüler im Landkreis muss man mit den Konsequenzen für die Mehrheit der Schüler abwägen. Die überwiegende Mehrheit der Stellungnahmen der Kommunen spricht sich gegen eine IGS aus oder stellt nicht erfüllbare Bedingungen. Für ihn persönlich überwiegen die mit Einführung einer IGS verbundenen Nachteile. Die Entscheidung für oder gegen eine Elternbefragung, als zwingende Vorraussetzung für die Einführung der IGS, bleibe eine Entscheidung der Politik.

 

KTA Brunschön stellt für die SPD Fraktion den Antrag, über die Durchführung einer Elternbefragung zur Errichtung einer Integrierten Gesamtschule in Nienburg abzustimmen.

 

KTA Werner schließt sich an.

 

KTA Sanftleben unterstützt ebenfalls den Antrag und befürwortet den Besuch einer bestehenden IGS zu Beginn des nächsten Jahres.

 


Einstimmig

Mit Stimmen-
mehrheit

Ja
7

Nein
6

Enthaltung