Die Haushaltssatzung und der Haushaltsplan für das Jahr 2017 in der jetzt vorliegenden Fassung werden beschlossen.

 


Beratungsgang:

 

Landrat Kohlmeier betont, es sei angesichts der vielen neuen Abgeordneten im Kreistag keine ganz einfache Aufgabe gewesen, sich mit vielen Zahlen, mit großen Themen und mit Schwerpunkten auseinanderzusetzen. Hilfreich sei dabei sicherlich gewesen, dass der Haushalt im Vergleich zu den Vorjahren finanziell nicht sonderlich problematisch gewesen sei.

 

In der mittelfristigen Finanzperspektive zeichne sich ein sehr positives Bild ab. Dies sei im Wesentlichen der Tatsache geschuldet, dass der Bund der kommunalen Ebene in den nächsten Jahren mit mehreren Milliarden Euro zur Seite springe. Der Haushalt berge aber auch einige Herausforderungen. Für drei Themenbereiche gelte das besonders.

 

Der erste Bereich betreffe das Personal. Unbestritten sei, dass die Kreisverwaltung aufgrund verschiedener besonderer Aufgabenstellungen eine hohe Personalquote vorweise. Diese Entwicklung müsse man kritisch im Auge behalten, wenngleich Untersuchungen in den letzten Jahren regelmäßig zu dem Ergebnis gekommen seien, dass eher eine Stellenunterbesetzung vorliege. Der kritische Umgang mit weiteren Stellenausweitungen werde auch durch den Zustimmungsvorbehalt des Kreisausschusses für zwei zusätzlich zu schaffende Stellen zum Ausdruck gebracht. Zum einen werde für die Umsetzung der Seniorenplanung zusätzliches Personal benötigt. Zum anderen sei eine weitere Führungsstelle im Fachbereich Jugend vorgesehen.

 

Der zweite Bereich betreffe die Investitionstätigkeit des Landkreises. Neben der Sanierung der Berufsbildenden Schulen und dem Oberstufen-Anbau an der IGS stünden auch die FTZ mit einem deutlichen Sanierungs- und Erneuerungsbedarf sowie mehrere Oberschulstandorte auf der Agenda. Der Weg, weiter in die Infrastruktur zu investieren sei richtig, jedoch dürfe sich die Kreisverwaltung finanziell auch nicht übernehmen.

 

Der dritte Bereich betreffe die Finanzbeziehungen zwischen dem Landkreis und den Kommunen. Es gehe dabei ganz wesentlich um die Wechselwirkungen und das Miteinander zwischen Städten, Samtgemeinden und Gemeinden auf der einen Seite und dem Landkreis auf der anderen Seite. Kern dieser finanziellen Beziehung und jeder Haushaltssatzung sei die Kreisumlage. Entgegen der Forderungen der Gemeinden auf Senkung der Kreisumlage um einen Prozentpunkt halte er eine Senkung im Haushaltsjahr 2017 für nicht darstellbar. Der eingeplante geringe Überschuss werde zur Deckung des Defizits aus 2016 benötigt. Die eingangs von ihm beschriebene positive Perspektive löse natürlich Erwartungen aus. Deshalb werde er im Zusammenhang mit dem Haushalt 2018 sicherlich in eine Diskussion bzgl. der Kreisumlage offen eintreten.

Bzgl. der Kosten der Integration habe der Landkreis bislang durch finanzielle Leistungen die Unterbringung und Aufnahme der Flüchtlinge mit ermöglicht. Diese Aufgabe ginge aber weit über die bloße Unterbringung hinaus, jetzt müssten die Menschen, die hier bleiben, in unsere Gesellschaft integriert werden. Es müsse die Frage geklärt werden, ob es seitens der Gemeinden Erwartungen an Unterstützungsleistungen gebe, die über die personellen Ressourcen und die beratende Unterstützung der Kreisverwaltung hinausgehe.

Die vertraglich vereinbarte Situation hinsichtlich des Breitbandausbaus sehe zwar vor, dass die Gemeinden die nicht durch Zuschüsse gedeckten Kosten trügen, dennoch solle der Gesprächswunsch der Gemeinden diesbezüglich aufgegriffen werden.

Intensiv sei auch die Beteiligung des Landkreises an den Kinderbetreuungskosten diskutiert worden. Die Gemeinden beklagten einen immer stärker steigenden Zuschussbedarf für diese Aufgabe. Seit 2014 beteilige sich der Landkreis an diesen Kosten. Der Forderung der Gemeinden, den Zuschuss von zuletzt 1,56 Mio. Euro auf 2,8 Mio. Euro zu erhöhen, müsse er aber eine Absage erteilen. Nach intensiver Beratung sei beschlossen worden, den Stundensatz von 54,90 Euro auf 85,00 Euro zu erhöhen. Dadurch erhielten die Gemeinden ca. 1 Mio. Euro mehr als bisher.

Insgesamt sei der Haushalt 2017 eine gute Grundlage für die Arbeit der Kreisverwaltung.

 

KOAR Dachs führt aus, dass der Haushaltsplanentwurf mit einem Volumen in Höhe von 224 Mio. Euro im Ergebnisplan abschließe. Der Überschuss betrage 2,563 Mio. Euro. Investitionsmaßnahmen in Höhe von rund 15,7 Mio. Euro bedingten investive Kreditermächtigungen in Höhe von 10,4 Mio. Euro. Damit werde eine Nettoneuverschuldung in Höhe von 4.295.800 € einhergehen. Der investive Schuldenstand Ende 2017 werde auf einen Betrag in Höhe von 81 Mio. € ansteigen. Im Jahr 2008, zur Umstellung auf die Doppik, seien noch 35 Mio. € zu verzeichnen gewesen. Verpflichtungsermächtigungen sollten in Höhe von 30.753.000 € eingegangen werden. Die Kreisumlagesätze, betrügen unverändert 53 % von der Steuerkraft und 47 % von 90% der Schlüsselzuweisungen.

Der Haushalt sei in den Ausschüssen für Finanzen und Personal am 24.01. sowie 14.02.2017 beraten worden. Neben der Erhöhung für den Zuschuss für die Kindertagesstätten sei hier auch noch die Erhöhung der investiven Mittel für das Programm Pro-Invest von 250.000 Euro auf 500.000 Euro zu erwähnen.

 

KTA Linderkamp legt dar, der Haushalt 2017 biete keine Spielräume für große Sprünge. Wichtig sei jedoch, dass trotz der eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten Fortschritt stattfinde. Hinsichtlich der Anhebung des Zuschusses für die Kinderbetreuungskosten stimme er der Verwaltung zu, dass über die jetzt gefundene Lösung hinaus kein Spielraum vorhanden sei. Die Aufstockung der Mittel des Programms Pro-Invest halte er für ein deutliches und wichtiges Zeichen für die Förderung der lokalen Wirtschaft. Er empfehle, den Haushalt in der vorgelegten Form zu beschließen.

 

KTA Bergmann-Kramer erklärt, seine Fraktion habe sich sehr lange mit dem Haushalt befasst. Hinsichtlich der Bezuschussung der Kinderbetreuung in den Gemeinden hoffe er in 2018 über einen höheren Zuschuss sprechen zu können, wenn sich die finanzielle Lage der Gemeinden und des Landkreises verbessert habe. Der Haushalt weise ein Rekordvolumen auf. Die Aufnahme von insgesamt 81 Mio. Euro Investitionskrediten halte er vor dem Hintergrund des nach wie vor niedrigen Zinsniveaus für vertretbar. Er begrüße zudem die Aussage des Landrats, zukünftige Stellenausweitungen zu begrenzen. Auch die Aufstockung der Pro-Invest-Mittel begrüße seine Fraktion ausdrücklich.

 

KTA Hille begrüßt weite Teile des vorgelegten Haushalts, kritisiert aber die geplante Aufstockung der Pro-Invest-Mittel. Ohne die Aufgabe konkret definiert zu haben, könne man keine weiteren Gelder als Platzhalter dafür vorsehen. Seine Fraktion beantrage daher, die Aufstockung von 250.000 Euro auf 500.000 Euro zurückzunehmen. Im Weiteren störe sich seine Fraktion an dem vorgesehenen Wegfall der Schulsozialarbeit an den Standorten Hoya und Stolzenau/Rehburg. Seine Fraktion beantrage für den Standort Hoya (Förderschule und Gymnasium) die Schaffung einer weiteren Vollzeitstelle in der Schulsozialarbeit. Ein weiterer Antrag betreffe die Standorte Rehburg und Stolzenau. In Rehburg werde derzeit noch eine Schulsozialarbeiterstelle vorgehalten, die nach dem Willen seiner Fraktion erhalten werden solle und nach dem Abschmelzen der Schülerzahlen an der Förderschule an das Gymnasium Stolzenau weitergegeben werden könne. Im Nachbarkreis Diepholz habe sich im Übrigen eine breite Koalition aus CDU und SPD für den Erhalt der bestehenden Stellen ausgesprochen. Er wünsche sich, dass der Nienburger Kreistag diesem Beispiel folge.

 

KTA Schnitzler sieht den Haushalt auf einem guten Weg. Besonders freue sie, dass sich die Fraktionen von CDU und SPD doch noch für eine höhere Bezuschussung der Kinderbetreuungskosten in den Kommunen ausgesprochen hätten. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels sei eine gesicherte und hochwertige Kinderbetreuung eine gute Möglichkeit des ländlichen Raums, sich zu positionieren und von den Ballungsgebieten abzuheben. Ihre Fraktion sehe aber großen Handlungsbedarf hinsichtlich der ärztlichen Versorgung. Das Stipendienprogramm des Landkreises sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es sei völlig ungewiss, ob die Studenten nach 4 bis 5 Jahren wirklich in den Landkreis kämen oder nicht gleich von anderen Regionen abgeworben würden. Große Verwunderung löse die Aufstockung des Investitionsförderprogramms Pro-Invest aus. Das Programm habe sich längst überlebt. Es setze falsche Anreize zur Schaffung von Arbeitsplätzen, obwohl die Unternehmen eher Fachkräftebedarf hätten.

 

KTA Leseberg stimmt der Erhöhung der Zuschüsse zu den Kinderbetreuungskosten in den Kommunen ausdrücklich zu.  Ausschlaggebend für die Zustimmung auch der größeren Fraktionen sei sicherlich der Vortrag Herrn Frankes beim Nds. Städte- und Gemeindetag in Liebenau gewesen. Hinsichtlich der Aufstockung der Pro-Invest-Mittel hätte er eine vorhergehende Diskussion über die Verwendung der Mittel für richtig gehalten. Die zusätzliche Summe als Platzhalter vorzusehen, ohne zu wissen, wie das Geld verwendet werden solle, halte er für den falschen Weg. Bezüglich der vom Landrat vorgestellten Auswirkungen auf das Personal des Landkreises sehe er besonderen Handlungsbedarf. Die Attraktivität der Kreisverwaltung als Arbeitgeber im Landkreis Nienburg müsse dringend verbessert werden, um Fachkräfte zu gewinnen und zu binden. In den letzten Jahren sei erheblich in dem Bereich der Schulen investiert worden. Die Feuerwehrtechnische Zentrale sei seit Jahren im Gespräch und die Kameraden warteten darauf, dass auch dort ein Zeichen gesetzt werde. Die Finanzbeziehungen zu den Gemeinden hätten sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Er sei im Vergleich zwischen einem Finanztransfer über die Kreisumlage oder einer direkten Bezuschussung immer für letzteres. Hier könne der Landkreis immerhin mitgestalten und Einfluss nehmen.

 

KTA Heineking reagiert auf die kritischen Anmerkungen zur Aufstockung der Pro-Invest-Mittel. Der CDU-Fraktion sei es schon seit Jahren ein Bedürfnis, dass der Landkreis Nienburg wirtschaftsfreundlich sei. Eines dieser Instrumente sei in der Vergangenheit die Pro-Invest-Förderung gewesen. Das Programm sei im Laufe der Zeit zur Höchstform aufgelaufen und damit ein Erfolgsmodell. Auch heute würden immer noch nach diesen Kriterien sehr erfolgreich Wirtschaftsfördermittel verteilt. Die zusätzlichen Mittel stünden nicht einfach im Haushalt und seien nutzlos. Sicherlich könne man sich aber über andere Förderschwerpunkte unterhalten. Wirtschaftsfreundlichkeit bedeute auch, eine gute Kinderbetreuung vorzuhalten. Es sei nach wie vor eine große Nachfrage nach Betreuungsplätzen da. Es sei deshalb richtig, an dieser Stelle weiter zu unterstützen. Hinsichtlich des teilweise vorhandenen Facharbeitermangels seien die Berufsbildenden Schulen gefragt. Diese müssten deshalb weiterentwickelt und zukunftsfähig gemacht werden.

 

KTA Werner bekräftigt die Kritik seiner Fraktion an der Aufstockung der Pro-Invest-Mittel ohne vorhergehende Diskussion über die Verwendung der Mittel. Der Kreistag könne nicht getreu dem Motto „wir wissen zwar nicht, was wir wollen, aber wir fangen schon mal an“ verfahren.

 

Stellv. Landrat Tonne ist der Meinung, der Kreistag könne mit der Aufstockung der Pro-Invest-Mittel ein deutliches Zeichen für Wirtschaftsfreundlichkeit setzen. Bezüglich des Antrags der FDP-Fraktion zu den Schulsozialarbeitern stellt er klar, das Land habe diese Aufgabe erstmal als Landesaufgabe definiert. Die Umsetzung erfolge Schritt für Schritt. Es dürfe nicht der Eindruck erweckt werden, als könne sich irgendjemand diese vielen Schulsozialarbeiter schnitzen. Es sei klar gesagt worden, an welchen Schulen welcher Anteil Schulsozialarbeit kommen solle. Dies gelte im Übrigen auch für die Gymnasien.

 

 

1. Antrag:       Beibehalten der ursprünglich vorgesehenen Fördersumme für das Programm „Pro-Invest“ in Höhe von 250.000 Euro

 

Mit Stimmenmehrheit: 5 Ja-Stimmen, 29 Nein-Stimmen,
4 Enthaltungen


 

2. Antrag:       Erhalt einer Vollzeitstelle in der Schulsozialarbeit am Standort „Rehburg/Stolzenau“

 

                        Mit Stimmenmehrheit: 2 Ja-Stimmen, 29 Nein-Stimmen, 7 Enthaltungen

 

3. Antrag:       Erhalt einer Vollzeitstelle in der Schulsozialarbeit am Standort „Hoya“

 

                        Mit Stimmenmehrheit: 2 Ja-Stimmen, 29 Nein-Stimmen, 7 Enthaltungen

 

 

Der Kreistag fasst sodann einstimmig mit 2 Enthaltungen den genannten Beschluss.

 

 

 

 


Beratungsergebnis:

 

Einstimmig mit 2 Enthaltungen