Sitzung: 22.05.2019 Ausschuss für Landschaftspflege, Natur und Umwelt
Beschluss: Das Gremium nimmt Kenntnis.
Vorlage: 2019/048
Beschluss:
Der
Ausschuss für Landschaftspflege, Natur und Umwelt nimmt Kenntnis.
Beratungsgang:
Herr
Meyer zu Vilsendorf von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen,
Bezirksstelle Nienburg stellt die Ergebnisse aus dem Nährstoffbericht für
Niedersachsen 2017/2018 zusammenfassend vor.
/ Es wird
hier auf die Inhalte der anliegenden Präsentation verwiesen.
Im
Anschluss an die Vorstellung fragt KTA Ó Toráin hinsichtlich der in 2018
signifikant zurück gegangenen Düngemengen nach der Einflussnahme der langen Trockenphasen
in 2018 auf diese Zahlen.
Herr
Meyer zu Vilsendorf verweist zunächst
auf die allgemein gesunkene Zahl von Tieren, was zu einem Rückgang organischen
Düngers in der Folge geführt hat. Ebenso wurde auch die Düngung mit
mineralischem Dünger durch die Landwirte zurückgefahren. Hauptursachen hierfür
waren eine eher „zurückhaltende“ Düngemittelplanung im Zuge der neuen Düngeverordnung
und die Vermeidung zur Vergeudung von Düngemitteln für zum Teil
witterungsbedingt im Wachstum zurück gebliebenen Pflanzen. Die teilweise
Vertrocknung 2018 habe sicher einen Einfluss genommen. Die Witterung nehme aber
jedes Jahr seine Einflüsse auf die Pflanzen, so dass man für eine verlässliche
Aussage noch die Werte in den Folgejahren analysieren muss.
Auf
Nachfragen von Frau Dr. Thijsen stellt Herr Meyer zu Vilsendorf klar,
dass nur die landwirtschaftlich genutzten Flächen, Äcker wie auch Grünländer in
die Düngebilanz mit einbezogen wurden.
Auf
Hinweis von Herrn Gerner, dass, in Anbetracht der zum Teil hohen
festgestellten Nitrat-Werte im Grundwasser (in Liebenau z.B. Werte im
Durchschnitt bei 25 mg/l) und dass diese damit noch unter den Grenzwerten der Trinkwasserverordnung
liegen, künftig hohe Nitrat-Einträge vermieden werden sollten, entgegnet Herr
Meyer zu Vilsendorf, dass sich die Einträge inzwischen nachweislich reduziert
hätten. Der Wert im Sickerwasser läge zwar über der Grenze für Trinkwasser,
maßgeblich seien aber hier im Ackerbau nach der Wasserrahmenrichtlinie die
Bewertung des Übergangs von der Sickerwasserzone in die Grundwasserzone
(Zielwert: 50 mg/l).
Realistisch
erreichbar seien Werte von Trinkwasserniveau lediglich gegebenenfalls bei einer
reinen Grünlandnutzung, nicht aber bei kombiniertem Ackerbau. Die
Nitrat-Einträge seien zudem, wie gezeigt, im Gebiet des Landkreises
Nienburg/Weser im Mittel nicht zu hoch. Vermutlich können die Werte nach der
eingetretenen deutlichen Erholung nun zudem auch auf Dauer auf diesem Niveau
gehalten werden.
Der
Vorsitzende stellv. Landrat Dr. Schmädeke bezeichnet auch den gemessenen
gemittelten Wert in der Drain-Zone von 79 mg/l als realistischen Wert. Im
kombinierten Ackerbau sei dies ein guter und äußerst schwierig zu erreichender
Wert.
Auch
der Weg, bspw. einfach weniger zu düngen, brächte einen nicht erfolgreicher an
das gewünschte Ziel. Dies haben Versuchsreihen belegt. In der Folge würden
große Anteile des Stickstoffs durch die Pflanze einfach nicht mehr aufgenommen
werden, weil die Pflanze sich an das veränderte Umfeld anpasse. Mit der Düngeverordnung
sei ein ganz anderes Niveau erreicht worden. Nährstoffbilanzen fallen viel
positiver aus, weil durch die Landwirtschaft viel vorsichtiger mit dem Thema
Düngung umgegangen werde.
Auf
Nachfragen von KTA Dr. Bauer, ob der Kurvenverlauf der dargestellten Messpunkte
in der Sickerzone Ausdruck der zeitlichen Komponente sei (S. 17 der Anlage),
erklärt Herr Meyer zu Vilsendorf, dass es sich um eine Prinzip-Skizze
handele, die graphisch berücksichtige, dass bestimmte Sperr- bzw. Tonschichten
im Boden vorhanden sind. Mit verantwortlich für den Nitratabbau im Boden sei auch
die Bodenzusammensetzung. In der Regel vergehen 30 bis 50 Jahre bis zum
erreichen der Grundwasserbrunnen.
Der
Vorsitzende stellv. Landrat Dr. Schmädeke betont, dass es sich bei den
angegebenen Werten im Nährstoffbericht um gemessene, gemittelte Erhebungsdaten
aus dem Berichtszeitraum 7/2017 bis 6/2018, sprich ein Jahr, handelt.
KTA
Ó Toráin wünscht, dass man in
Richtung einer „theoretischen 0“ weiter arbeite und schlägt hierzu vor,
organischen Dünger, wie z.B. Stalldung, dem mineralischen Dünger (Kunstdünger)
aufgrund der Langzeitabgabe vorzuziehen.
Herr
Meyer zu Vilsendorf macht aus
fachlicher Sicht deutlich, dass mit Mineraldüngern eine zielgerechtere Düngung
möglich ist. Biologische Dünger, wie Humus, Stalldung usw. bieten zwar eine längerfristige
Abgabe von Nitrat, der dann aber allerdings auch am aktuellen Bedarf vorbei und
damit ineffizient abgegeben wird.
KTA
Ó Toráin regt eine Anbaurotation an,
wie sie früher im Sinne einer Wechselfruchtfolge angewandt wurde. Herr Meyer
zu Vilsendorf erklärt, dass im Gebiet des Landkreises Nienburg/Weser
durchaus keine Monokultur betrieben werde. So teilen sich Getreide-, Mais- und Senf-/Rapsanbau
zu je rd. einem Drittel grob 90% der Anbauflächen. Bedauerlicherweise sei der
Rapsanbau insgesamt rückläufig, der ja bekanntlich auch die Bienenpopulation
unterstützt.
KTA
Kruse fasst zusammen, dass nach
Aussage des Nährstoffberichts 2017/2018 eine gute Ausgewogenheit zwischen
Nährstoff-Ausbringungsmenge und –Bedarfsmenge vorliege. Die Landwirtschaft
arbeite weiter daran, dieses Niveau zu halten bzw. zu verbessern.
Einige
Regelungen der Düngeverordnung seien bereits schon früher bekannt gewesen und
auch den Landwirten gelehrt worden, sie werden nun aber auch dokumentiert. Dies
zeige Wirkung. Den Erfolg könne man aber erst in ein paar Jahren sehen.
Baudirektor
Wehr erläutert im Anschluss, anhand
der durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und
Naturschutz (NLWKN) zur Verfügung gestellten Daten, die Grundwasserbeschaffenheit
im Landkreis Nienburg/Weser.
Im Landkreis Nienburg werden 32
Messstellen einmal jährlich untersucht. In stark belasteten Messstellen nimmt der
NLWKN pro Jahr 2 Güteproben. Aus den gemessenen Werten werden Mittelwerte
gebildet. Eine Hauptbelastung
ist an den Standorten der Messstellen der Geest (6 von 7 Messstellen) erkennbar.
Aus den Parameter-Trendvergleichen der Messstellen „Nordel
I“ und „Liebenau II G 13“ veranschaulicht er die Nitratbelastung im Grundwasser
(über 10 Jahre hinweg betrachtet). Beide Messstellen gehören zu den roten
Wenzel-Messstellen (Nitrat > 50 mg/l und steigender Trend).
Während in „Nordel I“ in 2018 der Wert rückläufig
ist, kann von einer Trend-Umkehr noch lange nicht gesprochen werden. Aufgrund
der Messwerte aus 2018 muss man in „Nordel I“ hierzu die weitere Entwicklung
abwarten.
Mit dem freiwilligen Ansatz der
Gewässerschutzberatung und der Förderung von Maßnahmen können
erfolgversprechende Möglichkeiten der Verringerung der Nitratbelastungen für das Grundwasser
genutzt werden.
Diese sind u.a. die konsequente Umsetzung des Düngerechts,
Maßnahmen in Wasserschutzgebieten, Wasserschutzberatungen und die Durchführung
des „Runden Tischs“.
/ Der Einfachheit halber wird hier nicht weiter auf die Inhalte
der Präsentation eingegangen, sondern
diese als veranschaulichende Anlage dem Protokoll beigefügt.
Herr Göckeritz fasst zusammen, dass eine
Nährstoffbilanzierung bereits vorhanden und erfasst wurde, nun aber die Werte
zudem in ein Online-Verfahren eingepflegt wurden. Es wurde daher nichts „Neues“
bilanziert.
Der Nährstoffbericht zeige deutlich, dass der
Landkreis Nienburg/Weser auf einen Import von Nährstoffen (Gülleimport o.ä.)
angewiesen ist.
Die Untere Wasserbehörde (UWB) habe sich auf
einzelne Messstellen (3 der 7 hauptbelasteten Messstellen) konzentrieret –
Nordel I und II sowie Liebenau II G13. Seitens der Landwirtschaft werde man
weiter langfristig an einer Verbesserung der Werte arbeiten. So seien z.B. die
„Nährstofffrachten“ heutzutage schon keine Baustellen mehr.
Beratungsergebnis:
Ohne.