Betreff
Neugestaltung des Tarifsystems für Nahverkehrsleistungen im Verkehrsgebiet Landkreis Nienburg/Weser hier: Tarifverbund
Vorlage
2010/AfR/009
Art
Ausschuss für Regionalentwicklung

Der Ausschuss für Regionalentwicklung nimmt Kenntnis.


Einführung

 

Im Rahmen der Sitzung des Ausschusses für Regionalentwicklung am 11. Februar 2010 wurde die Kreisverwaltung aufgefordert, zu überprüfen, inwieweit die Einrichtung eines Verbundtarifes, der Busse und Bahnen im Landkreis Nienburg/Weser umfasst, machbar ist. Dies wurde als wichtige Maßnahme zur Verbesserung des ÖPNV diskutiert.

GVH-MobilCards und VLN-Anschlusstickets

 

Bereits heute haben Kunden im Zeitkartensektor die Möglichkeit, eine GVH-MobilCard zu erwerben mit der alle SPNV- und ÖPNV-Angebote in den vier GVH-Zonen sowie der SPNV in den drei Außenringen genutzt werden kann. Für das Verkehrgebiet des Landkreises Nienburg/Weser besteht die Möglichkeit ein vergünstigtes VLN-Monatsticket (1.9 Anschlussticket zum Sondertarif Nienburg des GVH[1]) zu erwerben. Im Jahr 2008 wurden 152 Monatstickets im Anschlusstarif verkauft – dabei waren Ziele in der Stadt Nienburg, in den Samtgemeinden Heemsen, Grafschaft Hoya, Marklohe und Liebenau  besonders nachgefragt. Da ein Jahr aber 12 Monate hat, muss die Zahl der Nachfrager auf ca. 20 bis 30 eingeschätzt werden.

Mittelfristig ist geplant, den GVH-Tarif räumlich zu erweitern, d.h. den Vierzonentarif um die Außenringe, für die bisher nur Zeitkarten und Schienenverkehrsangebote unterbreitet werden, zu erweitern. Dies birgt aber große Schwierigkeiten, weil hier der Zonen-Tarif des GVH auf z.T. völlig andere Tarifkonzepte stößt.

Zudem werden von der RegioBus GmbH, den Verkehrsbetrieben Grafschaft Hoya GmbH (VGH) und der Weser-Ems Busverkehr GmbH (WEB) bereits heute bestimmte Schienenfahrausweise anerkannt. So werden Einzelfahrscheine zwischen Schienentarifpunkten, Bus/Schiene Zeitkarten, Militär- und Zivildienstfahrkarten, Job-Ticket M und Schüler-Ticket M von Mitarbeitern der DB AG bzw. deren Angehörigen ohne Zuzahlung akzeptiert. Streckenzeitkarteninhaber des Schienenverkehrs können auf parallelen Buslinien zwischen Schienentarifpunkten der DB AG (z.B. Eystrup und Nienburg) Fahrscheine zum Preis eines Kinder-EinzelTickets erwerben[2].

Metropolticket

 

Bereits für 2009 war die Einführung eines Metropoltickets auf der Basis des Niedersachsentickets vorgesehen. Dabei sollten für den Fahrgast mit einem Niedersachsenticket Vor- und Nachlauffahrten im ÖPNV kostenlos möglich sein. Ebenso sollte das Niedersachsenticket bereits im Bus zu erwerben sein. Der Nachteil dieser Lösungen ist die Beschränkung auf Züge des SPNV sowie der zu hohe Preis bei kurzen Verbindungen (z.B. Hoya-Wunstorf) oder Einfachfahrten. Die Einführung eines Metropoltickets zum 13.12.2009 scheiterte daran, dass die Bahn einen guten Teil (etwa die Hälfte) des von ihr zugesagten Ausgleichsbetrags von 16 ct./Ticket (insgesamt ca. 350.000 €  p. a.) von den sog. NE - Bahnen – hier in erster Linie vom Metronom – einbehalten wollte. Dies ist auf den massiven Widerstand der NE - Bahnen gestoßen, sodass die Einführung des Tickets im Jahr 2009 nicht möglich war. Mittlerweile zeichnen sich Lösungswege ab, sodass die Einführung des Metropoltickets zum Fahrplanwechsel im Dez. 2010 möglich erscheint.

Darüber hinaus werden derzeit auch die Möglichkeiten eines weitergehenden Verbundtarifes für die Metropolregion geprüft.

Niedersachsentarif

 

Das Land plant derzeit die Einführung eines Niedersachsentarifes. Der Niedersachsen-Tarif soll sich an dem C-Tarif der DB orientieren (kilometerabhängiger SPNV – Tarif). Das Fahrkarten-Sortiment soll weitgehend gleich bleiben und zunächst nur für den Schienenverkehr angeboten werden. Mittelfristig ist eine Abstimmung mit den ÖPNV-Verbünden bzw. Aufgabenträgern geplant, damit ÖPNV-Vor- und Nachläufe (Busse, Stadt-Bahnen etc.) in den Tarif einbezogen werden können. Die Einführung des Niedersachsen-Tarifs ist für Dez. 2012 geplant.

Einführung eines gemeinsamen Tarifs für Bus- und Schienenpersonenverkehr im Landkreis Nienburg/Weser

 

Im Hinblick auf die Einführung eines über das bisherige Tarifangebot (siehe oben) hinausgehenden Bus-Bahn-Tarifs für den Landkreis Nienburg/Weser werden folgende wesentliche Schwierigkeiten gesehen:

-               Geringe Zahl von Relationen im SPNV aufgrund von derzeit nur
          vier Haltepunkten im Kreisgebiet. Es wird angenommen, dass
          eine ganz große Mehrzahl der Bahnfahrer, die an einem der
          vier Haltepunkte zusteigen, ein Ziel außerhalb des Kreises ha
          ben.

-               Die Zahl der Fahrgäste, die regelmäßig eine Relation innerhalb
          des Kreisgebiets befahren und dabei (auch) den SPNV nutzen
          dürfte sehr gering sein. Noch geringer wird die Zahl der Fahr
          gäste sein, die eine Kombination aus Bus- und Bahnleistungen
          für ihre Fahrt innerhalb des Kreisgebiets wählen (wahrschein-
          lich sind dies weniger als 100 Personen).

-               Aus anderen Kreisen in Niedersachsen ist bekannt, dass die
          Einführung eines Verbundtarifes mit erheblichem Aufwand und
          Schwierigkeiten verbunden ist (so strebt der Landkreis Hildes
          heim bereits seit mehr als 10 Jahren einen Verbundtarif an).

-               Als problematisch dürfte sich erweisen, dass der ÖPNV im
          Kreisgebiet sehr stark auf die Schülerbeförderung ausgerichtet
          ist (gilt nicht für den Nienburger Stadtbus). Dementsprechend
          wird der ÖPNV über Finanzmittel nach §45a PBefG, darüber
          hinaus aber auch durch den Landkreis Nienburg/Weser relativ
          stark gefördert, weshalb ein günstiger Tarif angeboten werden
          kann. Bei der Einführung eines Verbundtarifes wäre eine An-
          passung erforderlich, die sich entweder in deutlich höheren
          Preisen für die Fahrkarten im Verbundtarif oder aber hohen Zu-
          schüssen des Landkreises an die Deutsche Bahn für die Ge-
          währung eines Verbundtarifes niederschlagen würden. Anders
          als bei der Einführung des Nienburg-Tarifes ist aufgrund der
          geringen Nachfrage (s.o.) kaum mit einer solchen Nachfrage-
          steigerung zu rechnen, dass der Landkreis schnell mit einer
          Befreiung von der Zuschusszahlung rechnen könnte.

-               Auch die Zahl der Pendler, die den ÖPNV nutzen, um zu einem
          der vier Haltepunkte zu gelangen und hier in den SPNV um
          steigen um ein Ziel außerhalb des Kreises anzusteuern, wird
          als relativ gering eingestuft.

Fazit

 

Grundsätzlich kann die Einführung eines einfachen, leicht verständlichen Verbundtarifes für Bus und Bahn dazu beitragen, die Akzeptanz und Attraktivität des ÖPNV zu erhöhen. Sie sollte daher angestrebt werden.

Die Einführung eines kreiseigenen Verbundtarifes ist jedoch  voraussichtlich sehr teuer für den Landkreis (Zuschuss) oder für alle Fahrgäste (Anhebung der Fahrpreise) und sie nutzt tatsächlich nur relativ wenigen Fahrgästen.

Zudem gibt es für Pendler bereits heute das Angebot im Zusammenhang mit der GVH-MobilCard vergünstigte Fahrscheine im VLN-Tarif zu erwerben. Von dieser Möglichkeit macht jedoch nur ein kleiner Anteil der Pendler (weniger als 10%) Gebrauch. Viele Pendler reisen mit dem PKW zum Bahnhof Nienburg bzw. auch zum Bahnhof Eystrup, um von dort aus mit dem ÖPNV weiterzufahren. Der Grund hierfür  liegt weniger in fehlenden Tarifangeboten als vielmehr in der größeren Flexibilität, die durch den PKW gegeben ist. Umsteigebeziehungen im ÖPNV erhöhen das Risiko langer Warte- und Fahrzeiten.

Derzeit gibt es auf Ebene der Metropolregion und des Landes Initiativen zur Einführung weiterer Angebote im ÖPNV-Verbund. So ist die Einführung die Einführung des Metropoltickets bereits für Dez. 2010 geplant. Mit diesem Ticket wird bereits ein Teil der Nachfrage, nämlich Tagesfahrten innerhalb von Niedersachsen / Bremen / Hamburg, die eine Entfernung von 50 km überschreiten, abgedeckt. Darüber hinaus werden weitergehende Überlegungen für ein Metropolticket überprüft.

Mit dem Niedersachsen-Tarif plant das Land einen landesweiten Verbund, der dann auch für kürzere Strecken sowie ggf. „einfache“ Fahrten (ohne Rückfahrt) interessant sein dürfte.

Seitens der Region Hannover bzw. der GVH ist mittel- bis langfristig eine Ausweitung des GVH - Tarifs denkbar, der ebenfalls ein Verbundtarif ist. Ebenso ist auch eine Ausweitung des VBN - Tarifes im nördlichen Kreisgebiet denkbar (in Hoya und Eystrup bereits realisiert).

 

Aus den genannten Gründen ist es aus Sicht der Kreisverwaltung sinnvoll, eine schrittweise Verbesserung des Tarifangebots durch die aktive Mitarbeit am Metropolticket oder Niedersachsentarif bzw. langfristig der Ausweitung der Tarifsysteme benachbarter Verkehrsverbünde zu unterstützen. Der Entwurf eines eigenen Verbundtarifes für das Verkehrsgebiet Landkreis Nienburg/Weser erscheint vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen weder zeitgemäß noch sinnvoll.

 



[1] Diese Bezeichnung ist heute nicht mehr zutreffend und müsste im VLN-Tarif angepasst werden

[2] Nr. 11 des T A R I Fs der Verkehrsgesellschaft Landkreis Nienburg mbH (VLN)


Finanzielle Auswirkung                                      Haushaltsmittel verfügbar

 

   Ja, mit                                                  Ja

   Nein                                                            Nein


Anlagen: