Betreff
Moorschutzprojekte im Lichtenmoor - Renaturierung von Hochmoorflächen in Verbindung mit Maßnahmen zum Klimaschutz
Vorlage
2011/ALNU/015
Aktenzeichen
554-11/06/01
Art
Aussch. f.Landschaftspfl., Natur, Umwelt

Der Ausschuss für Landschaftspflege, Natur und Umwelt nimmt Kenntnis.


Das Lichtenmoor wurde bereits 1981 im ersten Teil des Niedersächsischen Moorschutzprogramms erfasst und hat eine Gesamtflächengröße von 2.200 ha mit Anteilen in den Samtgemeinden Heemsen, Steimbke und im Heidekreis (NSG LÜ 17 Lichtenmoor).

 

Im Landkreis Nienburg sind mit den Naturschutzgebieten Weißer Graben, Holtorfer Moor und Steimbker Kuhlen 827 ha rechtlich gesichert (s. Lageplan des Lichtenmoors, Anlage 1).

Im Lichtenmoor haben die Firmen EUFLOR und Karl Meiners noch Abtorfungsgenehmigungen auf 957 ha. Rund 520 ha befinden sich zurzeit in Abbau oder es wird künftig damit begonnen werden. Insgesamt dauert der Torfabbau schätzungsweise noch weitere 60 Jahre. Das Torfwerk Karl Meiners beabsichtigt außerdem eine Tiefenerweiterung auf dem südlichen Teil ihrer Abbauflächen, für die in diesem Jahr ein Antrag gestellt werden soll.

 

Nach Abtorfungsende haben die bezeichneten Torfwerke die Verpflichtung die Flächen für die Folgenutzung wiederherzurichten. Auf rund 340 ha ist die Wiedervernässung mit dem Ziel einer möglichst erfolgreichen Hochmoorregeneration in der Umsetzung. Auf einem kleineren Teil im Gebiet Eckelshof (Ostseite) sind ein Teil der Flächen (86 ha) für die Folgenutzung Landwirtschaft hergerichtet.

 

Durch regelmäßige Begehungen der renaturierten Flächen innerhalb und außerhalb der Naturschutzgebiete im Lichtenmoor, konnte insbesondere in der jüngeren Vergangenheit festgestellt werden, dass der Zustand der regenerierten Hochmoorrestflächen sich zunehmend verschlechtert. Die jährlich zu erzielenden mittleren Wasserstände im Moorkörper reichen häufig nicht aus, um für die Lebensgemeinschaften der natürlichen Moorvegetation (Torfmoose, Wollgras, Moosbeere) und darauf angewiesenen Amphibien (Moorfrosch), Insekten (Moorbläuling) und Vögel (Kranich, Bekassine) ausreichende Verhältnisse zu schaffen und zu entwickeln. Das Moor trocknet zunehmend aus, es entstehen so genannte Moordegenerationsstadien mit Molinia (Pfeifengras) und Gehölzen (Moorbirke, Kiefer, Heide), die einer natürlichen Hochmoorentwicklung entgegenstehen.

 

Außerdem ist bekannt, dass intakte, nasse Hochmoore einen hervorragenden Beitrag zum Klimaschutz leisten. Gut vernässte Moore verhalten sich klimaneutral und wirken als Kohlenstoffspeicher. Nach groben Schätzungen werden hingegen durch Moornutzungen oder nicht intakte Moore (Hoch- und Niedermoore) bundesweit 45,7 Mio. t CO2-Äqivalente freigesetzt, was einem Anteil von etwa 5,1 % der Gesamtemissionen der Bundesrepublik Deutschland an klimarelevanten Gasen entspricht (lt. „Klimaschutz durch Moorschutz in der Praxis“, 04/2011, vTI – von Thünen-Institut, Braunschweig). Drainierte Moore sind damit die größte Einzelquelle für Treibhausgase außerhalb des Energiesektors.

Maßnahmen zur Verbesserung der Vernässung der Hochmoore können somit Synergien zum Natur- und Klimaschutz leisten.

 

In gemeinsamer Abstimmung des Landkreises Nienburg mit den hiesigen Kreisverbänden des BUND und NABU sowie in Zusammenarbeit mit der ÖSSM (Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer e. V.) wurden daher mit zwei Moorschutz- und Klimaschutzprojekten im Lichtenmoor begonnen:

 

1. Vernässungsmaßnahmen auf einer ehemaligen Abbaufläche der Fa. Torfwerk Düvelshoop, Harms- und Busch

 

Es handelt sich um eine rund 47 ha große ehemalige Abtorfungsfläche in der Gemarkung Heemsen, die zuletzt vor etwa 10 Jahren aus den Wiedervernässungsauflagen der Torfabbaufirma entlassen wurde.

Durch nicht ausreichende und fehlerhafte Maßnahmen zur Wiedervernässung der Flächen, ergeben sich erhebliche Wasserverluste über die Verwallungen in die angrenzende Vorflut und eine zunehmende Verbuschung durch Gehölze. Neben den Verlusten der hochmoortypischen Vegetation, ergibt sich ein zusätzlicher Moorschwund. Außerdem nimmt die Lebensraumqualität für wichtige hier vorkommende Vogelarten (Kranich, Bekassine, Großer Brachvogel) rapide ab. Der angrenzende Moorsee auf der Holtorfer Seite hat bisher noch eine wichtige Bedeutung als Kranichbrut- und Kranichrastplatz und wird durch die Gehölzentwicklung stark beeinträchtigt.

 

Hauptziel der Maßnahmen (Anlage 2) ist die Anhebung des Wasserstandes um bis zu 60 cm. Damit wird das Wachstum der Birken, Kiefern und des Pfeifengrases zurückgedrängt. Im Rahmen der Maßnahmen wird derzeit auf einer ca. 34 ha großen Teilfläche an der West-, Nord- und Ostseite eine 100 cm hohe Hauptverwallung aus angrenzenden Torfmassen errichtet. Überschusswasser im Winterhalbjahr kann über eingebaute Kunststoffrohre abgeleitet werden. Durch Einsatz einer Pistenraupe mit angebautem Forstmulchgerät werden auf den Dammtrassen und 11 ha Teilflächen die Gehölze gerodet. Zur Gliederung der Fläche werden ergänzende Zwischenverwallungen gezogen.

 

Der BUND Kreisgruppe Nienburg ist Träger des Projektes und führt die Maßnahmen in enger Abstimmung mit der Naturschutzbehörde des Landkreises Nienburg durch. Die ÖSSM wird als Projektingenieur tätig. Die Maßnahmen sind insgesamt mit rund 51.000,00 € veranschlagt. Die Kosten verteilen sich anteilig auf den BUND, den Landkreis Nienburg (Kompensationsmittel) und aus Fördermitteln der Niedersächsischen Bingostiftung.

 

2. NABU - CO2 Projekt im Lichtenmoor, NSG Weißer Graben mit Renaturierung von Hochmoorflächen

 

Auf Initiative des NABU-Bundes- und Landesverbandes können für die Renaturierung von Hochmooren in Verbindung mit Maßnahmen zur Aktivierung der Kohlenstoffspeicherung (Klimaschutz) Projektmittel zur Verfügung gestellt werden.

 

Der NABU Bundesverband bietet hierzu Gelder an, die aus der Wirtschaft akquiriert sind und die besondere Unternehmen zur Kompensation ihrer CO2-Emissionen bereitgestellt haben.

 

In Kooperation mit den beiden Kreisverbänden des NABU, des BUND, der FAM (Faunistische Arbeitsgemeinschaft Moore), dem Landkreis Nienburg und weiteren Vor-Ort-Akteuren

(u. a. Frau Friederike Vornkahl) soll daher auf einem ersten Teilabschnitt, der sich vollständig im Eigentum des Landkreises Nienburg befindet, noch in diesem September 2011 mit einem ersten CO2-Projekt begonnen werden.

 

Die Fläche liegt innerhalb des NSG Weißer Graben in der Gemarkung Gadesbünden.

Die nördliche Teilfläche (ca. 45 ha) wurde bis in die 1970er Jahre abgetorft und anschließend im Rahmen eines Forschungsprojektes wiedervernässt. Es haben sich die typischen Moorpflanzen, wie rote Torfmoose, Rosmarienheide und Moosbeere etabliert. Kraniche nutzen die Fläche als Brut- und Rastfläche. Aus den ehemals offenen Flächen hat sich in großen Teilen ein dichter „Birkenwald“ entwickelt. Die hochmoortypischen Pflanzen nehmen in diesen Bereichen ab. Ursache ist die mangelhafte Randverwallung, die vor 35 Jahren aufgesetzt wurde. Hier fließt das zurückgehaltene Regenwasser ab und die Flächen trocknen aus. Außerdem wurden nicht alle Gräben in ausreichendem Maße gestaut.

 

Als notwendige Maßnahmen werden bis 2012 umgesetzt: Nacharbeiten und Erhöhen der bestehenden Außenverwallung auf ca. 1.100 m, verbesserte punktuelle Stauhaltung in den Binnengräben, Teilverfüllung und Anstau der Gräben an der Nordost- und Nordwestseite, Gehölzentnahmen auf den Dammtrassen und auf der südöstlichen Teilfläche (5,2 ha) sowie Bau einer Zwischenverwallung zu Gliederung des östlichen Teilgebiets (Anlage 3). Der Erfolg der Maßnahme wird bilanziert.

 

Die ÖSSM führt das Projekt planend und leitend durch. Der Landkreis Nienburg steuert die Kooperation. Ausreichende Finanzmittel stehen über den NABU-Bundesverband zur Verfügung.

 

In den nächsten Jahren können weitere Moor- und Klimaschutzmaßnahmen, z. B. im NSG Holtorfer Moor oder auf Grünlandflächen, folgen (Projektflächen A, Anlage 1). Hier müssen jedoch zuvor noch weitere fachliche Klärungen auch mit den dort vorhandenen privaten Eigentümern durchgeführt werden.

 

Weitere Information werden auf der Ortbesichtigung und in der Sitzung gegeben.


Finanzielle Auswirkung                                      Haushaltsmittel verfügbar

 

   Ja, mit                                                  Ja

   Nein                                                            Nein


Anlagen:

 

Anlage 1-3: Lageplankarten Lichtenmoor