Betreff
Angebot eines dualen Studiums;
hier: Bauingenieurwesen und Soziale Arbeit
Vorlage
2013/078
Aktenzeichen
11
Art
Beschlussvorlage

Die dualen Studiengänge Bauingenieurwesen und Soziale Arbeit werden künftig bei der Kreisverwaltung angeboten.


Sachverhalt

Es wird zunehmend schwieriger, qualifizierte Fachkräfte im Bereich der technischen Beschäftigten oder der Sozialarbeit zu finden. Geprüft wurde daher, ob es möglich ist, in diesen Bereichen ein duales Studium anzubieten – auch um geeignete Bewerberinnen und Bewerber für den öffentlichen Dienst zu gewinnen und zu halten.

 

Bei einem dualen Studium wechseln sich theoretische Abschnitte in der jeweiligen Hochschule mit Praxisphasen im Ausbildungsbetrieb ab. Die Studierenden lernen den Betrieb gut kennen und können das theoretisch erworbene Wissen auch praktisch einsetzen. Es wird ein Vertrag abgeschlossen. Soweit es keine anderen tarif-
lichen Regelungen gibt, erhalten die Studierenden eine Vergütung in Höhe des Vergütungssatzes für Auszubildende. Eine Verpflichtungserklärung des Studierenden, dass er/sie nach Abschluss des Studiums eine bestimmte Zeit in einem Arbeitsverhältnis bei der Kreisverwaltung bleibt, ist jedoch nach § 26 Berufsbildungsgesetz (BBiG) in Verb. mit § 12 BBiG nichtig. Auch ist es nicht möglich, einen Kostenersatz bei einem Wechsel des Arbeitgebers nach Beendigung der Ausbildung zu fordern. Lediglich freiwillig gezahlte Studiengebühren können ggf. zurückgefordert werden.

 

Studium Bauingenieurwesen

 

In Niedersachsen bietet die Hochschule 21 in Buxtehude ein duales Studium für
Bachelor of Engineering in den Richtungen „Bauingenieurwesen“, „Bauen im Bestand“, „Bau- und Immobilienmanagement“ an. Ein Beginn ist jeweils zum Sommer- oder zum Wintersemester möglich. Die Praxisphasen machen jeweils die Hälfte jedes Semesters aus.

 

Daneben bietet auch die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften am Standort Suderburg, Kreis Uelzen, ein duales Studium Bauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Wasser- und Tiefbau an. Hier dauert das Studium 9 Regelsemester. Mit dem Studiumsabschluss wird gleichzeitig eine Berufsausbildung abgeschlossen (z. B. Rohrleitungsbauer/in, Straßenbauer/in, Wasserbauer/in, Ver- und Entsorger/in oder Bauzeichner/in).

 

Altersbedingt wird ein technischer Mitarbeiter des Fachdienstes Wasserwirtschaft voraussichtlich im Jahr 2016 ausscheiden, eine Mitarbeiterin des Fachdienstes Bauordnung im Jahr 2018. Eine darüber hinausgehende zusätzliche Fluktuation ist schwer einschätzbar.

 

Studium Soziale Arbeit

 

Im norddeutschen Raum wird kein duales Studium der sozialen Arbeit angeboten. Angebote gibt es lediglich in Süd- und Ostdeutschland. Die nächstgelegenen Studienorte befinden sich in Hessen mit der Hochschule Fulda und in Thüringen mit der Staatlichen Studienakademie Thüringen Berufsakademie Gera. Insbesondere letztere Berufsakademie bietet einen Studiengang an, der für eine Arbeit in Jugend-, Gesundheits- oder Sozialämtern oder anderen öffentlichen Sozialeinrichtungen qualifiziert. Die Hochschule Fulda legt den Schwerpunkt auf die ganzheitliche Beratung und Förderung in der Arbeitsvermittlung auf dem Gebiet der Langzeitarbeitslosigkeit. Kooperationspartner sind die kommunalen Jobcenter.

 

Altersbedingt werden bis einschließlich dem Jahr 2020 voraussichtlich mindestens 4 Sozialarbeiter/innen ausscheiden. Bis zum Jahr 2025 werden weitere 15 Kräfte die gesetzliche Altersgrenze erreichen. Auch ist die zu erwartende zusätzliche Fluktuation bei den Sozialarbeitern angesichts der höheren Stellenanzahl größer als bei den technischen Beschäftigten.

 

Aufgrund der in den nächsten Jahren zu besetzenden Stellen bietet es sich an, künftig auch das duale Studium der Sozialen Arbeit anzubieten. Nachteil ist hier allerdings die räumliche Entfernung zur Berufsakademie in Gera (Fahrtstrecke ca. 375 km). Eine Bindung an den Standort Nienburg kann nur eingeschränkt erwartet werden, weil ggf. während des Studiums eine Orientierung nach Süd- bzw. Ostdeutschland erfolgt.

 

Im Bereich des Bauingenieurwesens ist eine Empfehlung schwieriger, zumal es viele verschiedene Studienfachrichtungen gibt, die nicht alle in der Kreisverwaltung gebraucht werden. Angesichts des Ausscheidens eines technischen Mitarbeiters im Bereich Wasserwirtschaft könnte zunächst ein duales Studium dieser Fachrichtung angeboten werden.

 

Für die Praxisanleitung muss jeweils ein Verantwortlicher benannt werden Die
Praxisanleiter müssen eine Qualifikation vorweisen, welche dem angestrebten Abschluss entspricht. Geeignete Fachkräfte stehen hierfür in den jeweiligen Fachdiensten zur Verfügung.

 

Als Ausbildungsvergütung würden pro Studierenden und Jahr ca. 13.000 € zu zahlen sein. Dazu kommen Studienbeiträge je nach Studienort zwischen 100 € pro Semester (Gera) und 235 € (Suderburg) pro Semester. An der Hochschule 21 sind dagegen monatliche Studiengebühren in Höhe von 390 € zu zahlen. Wenn auch eine Bindung der Studierenden an den Landkreis nicht möglich ist, so nimmt der Landkreis mit der Einrichtung von Stellen des dualen Studiums seine Verantwortung für die Ausbildung junger Menschen wahr. Auch können die Studierenden die Arbeit in einer Verwaltung kennen lernen und sind vielleicht eher bereit, eine Stelle im öffentlichen Dienst anzutreten.

 

Die Verwaltung schlägt vor, für beide Studiengänge die Bedingungen zu prüfen und die Studienplätze zum nächstmöglichen Zeitpunkt anzubieten.