Betreff
Pilotprojekt für die Einführung von Expressfahrten auf der Linie 716
Vorlage
2013/107
Aktenzeichen
62.22.361 408
Art
Beschlussvorlage
Untergeordnete Vorlage(n)

Die weitere Vorgehensweise für die Expressfahrten auf der Linie 716, dargestellt in den Alternativen A und B, wird nach Beratung entschieden.


Sachverhalt

Vorbemerkungen

Im Rahmen eines Pilotprojektes verkehren im ÖPNV-Angebot seit dem 03.09.2012 Expressfahrten auf der Linie 716/715 mit der Zielgruppe "Pendler". Hierzu wurden bei der RegioBus Hannover GmbH (im folgenden RegioBus) für einen Pilotzeitraum von zwei Jahren zusätzlich zum allgemeinen Angebot auf der Linie 716   8 Fahrten am Tagtyp Mo-Fr und 4 Fahrten an Samstagen bestellt. Der Landkreis Nienburg/Weser leitstet hierfür einen jährlichen Zuschuss von 150 T€. Die Vertragsbedingungen sichern dem Landkreis Nienburg/Weser Nienburg ein Sonderkündigungsrecht dieser Leistungen zum 31.08.2013 zu, wobei die Kündigung bis spätestens zum 30.06.2013 ausgesprochen sein muss. Wird keine Kündigung erteilt, so läuft der Vertrag bestimmungsgemäß bis zum 31.08.2014.

Die Gesellschaft für Verkehrsberatung und Systemplanung mbH (GVS) aus Hannover wurde vom Landkreis Nienburg/Weser beauftragt, hierzu im Oktober 2012 und im März 2013 Zählungen und Befragungen durchzuführen, um auf einer gesicherten Datenbasis über die Fortführung, Anpassung oder Einstellung des Angebots entscheiden zu können. Ergänzend hierzu werden von der RegioBus alle drei Monate Zählungen vorgenommen.

Ergebnisse

Von der GVS wurden im März 2013 bei den Expressfahrten am Tagtyp Mo-Fr rund 41 Beförderungsfälle von Fahrgästen (nur aus dem Landkreis Nienburg/Weser) täglich registriert (siehe Anlage 1). Bezogen auf die acht Fahrten pro Tag ergeben sich damit gut 5 Beförderungsfälle pro Fahrt. Dabei konzentriert sich die Nachfrage auf die Lastfahrten (Hinfahrten morgens von Stolzenau nach Wunstorf, Rückfahrten nachmittags von Wunstorf nach Stolzenau). Gegenüber der GVS-Zählung im Oktober 2012 hat die Zahl der Beförderungsfälle geringfügig abgenommen.

An Samstagen wird das Angebot von knapp 17 Fahrgästen pro Tag genutzt. Im Vergleich zur Erhebung im Oktober 2012 hat die Nachfrage um 5 Personen pro Tag zugenommen. Dennoch muss die Nachfrage an Samstagen als sehr gering eingestuft werden.

Die Mehrzahl der Fahrgäste aus dem Kreisgebiet steigt in Rehburg, Stolzenau und vor allem in Winzlar zu. Als Fahrtzweck wird am Tagtyp Mo-Fr überwiegend Berufsverkehr angegeben, an den Samstagen überwiegt Freizeitverkehr. Die Fahrgäste sind überwiegend Jugendliche und Erwachsene im erwerbsfähigen Alter. Etwa die Hälfte der Fahrgäste ist berufstätig. Das Geschlechterverhältnis unter den Fahrgästen ist ausgeglichen. Senioren und Kinder fragen das Angebot allenfalls am Samstag ab.

Auch die Zählungen der RegioBus können nicht zeigen, dass sich ein Trend hin zu einer stärkeren Auslastung der Expressfahrten von Fahrgästen aus dem Landkreis Nienburg/Weser ergibt, auch wenn diese Zählungen etwas höhere Fahrgastzahlen zeigen als die GVS-Zahlen.

Die Zählungen zeigen sehr deutlich, dass der größte Teil der Fahrgäste in Hagenburg, d.h. im Landkreis Schaumburg, zusteigt. Auch in der Region Hannover sind noch vereinzelt Zustiege zu verzeichnen, sodass die Fahrten insgesamt vergleichsweise gut ausgelastet sind.

Die Abfrage der Kundenzufriedenheit hat ergeben, dass die Fahrgäste (nur aus dem Landkreis Nienburg/Weser) insbesondere die Reisedauer mit den Expressfahrten sowie Komfort und Sauberkeit in den Bussen als besonders gut einstufen. Auch die Zuverlässigkeit des Übergangs zum Zug am Bahnhof Wunstorf wurde gut bewertet. Die Befragung ergab, dass etwa 1/3 der Fahrgäste mit dem Auto fahren würden, wenn es das Expressbusangebot nicht gäbe.

Als Verbesserungsvorschlag stand das Angebot späterer Fahrten sowohl am Morgen als auch am Abend an erster Stelle. Daneben wurde auch ein einheitliches Tarifangebot für Fahrten in die Region Hannover genannt.

Im Ergebnis kann die Einführung der Expressfahrten als Erfolg gewertet werden, wenn die starke Nachfrage aus den Nachbarkreisen mitberücksichtigt wird. Für den Landkreis Nienburg/Weser, der das Angebot bisher allein bezuschusst, und dabei in erster Linie die Menschen aus dem Nienburger Südkreis im Auge hat, und unter dem Eindruck, dass sich die Nachfrage aus dem Nienburger Raum seit Einführung des Angebotes nicht entwickelt hat, sieht die Bewertung eher schlecht aus. Bei einer Zahl 11.000 bis 12.000 Beförderungsfällen pro Jahr fällt es schwer, den hohen Zuschuss zu rechtfertigen.

Handlungsoptionen

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse ergeben sich folgende Optionen:

a)    Das Angebot wird zum 31.08.2013 gekündigt.

b)    Das Pilotprojekt wird, wie geplant, bis zum 31.08.2014 durchgeführt. Danach wird das Angebot, wenn sich keine wesentliche Verbesserung ergibt, eingestellt.

Flankierende Maßnahmen

a)    Der Landkreis Nienburg/Weser nimmt Gespräche mit der Region Hannover und dem Landkreis Schaumburg auf und vereinbart eine gemeinsame Finanzierung des Angebots ab dem 01.09.2014 (z.B. jeder Partner finanziert die Fahrplan-km auf seinem Verkehrsgebiet).

b)    Daneben sollten Gespräche mit der VLN und RegioBus über eine Anpassung des Angebots (ggf. spätere Fahrten am Vormittag sowie ggf. am Abend) geführt werden.

 


Finanzielle Auswirkungen:

 

Der Beschluss hat keine finanziellen Auswirkungen.


Anlagen:

 

·         Auszug aus der Verkehrserhebung März/April 2013