37. Ergänzung (Mai 2014)
Die Liste von Maßnahmen erster Priorität soll um
Maßnahme 307 Erweiterung des GVH-Tarifes - Einführung des GVH-Monatskartentarifes für die Bahnhöfe Eystrup und Leese mit einem Kostenrahmen von 52.370 €
erweitert werden.
Damit tritt der Landkreis Nienburg / Weser der Erweiterung des GVH Bartarifes zunächst nicht bei.
Sachverhalt
Maßnahme
307
In den vergangenen Jahren haben die
Verflechtungen zwischen der Region Hannover und den benachbarten Kreisen
zugenommen. Dies findet auch seinen Ausdruck in stärkeren Verkehrsströmen
zwischen der Region Hannover und den sog. Kreisen des 2. Ringes. Nachdem
bereits vor einigen Jahren im Bereich der Zeitkarten ein Regionaltarif in allen
Kreisen des 2. Ringes eingeführt werden konnte (GVH-Mobil-Card für die
Außenringe mit den Tarifzonen R5, R6 und R7), liegt es nahe, nun auch einen Regionaltarif
für Fahrkarten im Barverkauf einzuführen (Tickets).
Im Landkreis Nienburg/Weser gilt die
GVH-Mobil-Card R7 nur für die Bahnhöfe Linsburg und Nienburg. Im Zuge der
Erweiterung ist grundsätzlich nicht nur die Einführung des GVH-Tarifs für
Tickets denkbar (Barverkauf), sondern auch die Integration der Bahnhöfe Eystrup
und Leese sowohl für Cards als auch für Tickets.
In der Drucksache 2014/013 wurde bereits über
Ticketarten und -preise, die zahlreichen Vorteile und wenigen Nachteile (für
BahnCard-Kunden) der GVH-Tickets ebenso informiert wie über die Mindererlöse,
die den Verkehrsunternehmen entstehen und diesen von den zuständigen
Aufgabenträgern (Region Hannover und umliegende Landkreise) auszugleichen sind.
Ferner entstehen den Verkehrsunternehmen durch das neue Angebot zusätzliche
Vertriebskosten, für die ebenfalls ein Ausgleich erfolgen muss. Im Laufe der
Verhandlungen hat sich für den Landkreis Nienburg/Weser folgender, jährlicher
Zuschussbedarf ergeben:
1. |
Einführung des GVH – Tarifs im Barverkauf (Tickets) auf der Strecke
Nienburg – Linsburg – Hannover |
174.286 € |
2. |
Integration der Bahnhöfe Eystrup und Leese für Tickets für Cards |
52.045 € 52.370 € |
3. |
1. und 2. Zusammen |
278.700 € |
Die oben dargestellten Zuschüsse kann der Landkreis
Nienburg/Weser grundsätzlich aus Regionalisierungsmitteln, d.h. Mitteln, die er
von der Landes-Nahverkehrsgesellschaft für Maßnahmen zur Verbesserung des
Öffentlichen Personennahverkehrs erhält, finanzieren. Die Höhe dieser Mittel
(ca. 548.000 € jährlich) ist allerdings beschränkt, sodass dann zukünftig
rund ein Drittel (nur 1.) bzw. rund die Hälfte (3.) dieser Mittel für die
Maßnahme „Erweiterung des GVH-Tarifs“ gebunden wäre. Dies hätte zur Folge, dass
andere Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV, wie z.B. der Ausbau von Haltestellen, die Bezuschussung von
Sonderfahrten und anderen zusätzlichen Fahrtangeboten etc. nicht mehr im
bisherigen Umfang gefördert werden können. Zudem müssten die o.g. Zuschüsse zum
GVH-Tarif dauerhaft gezahlt werden, weil ein Abschmelzen der Zuschüsse nicht
vorgesehen ist.
Die Einführung des GVH – Tarifs im Barverkauf
(Tickets) auf der Strecke Nienburg – Linsburg – Hannover ist vor allem für
Gelegenheitsfahrer, bzw. Freizeitfahrer interessant. Pendler, die regelmäßig
zur Arbeit oder zur Ausbildung nach Hannover fahren, nutzen eine MobilCard, die
auch schon heute erhältlich ist. Die Integration des Bahnhofs Eystrup hätte
Vorteile für alle Nutzer, wenn sowohl der Zeitkartentarif als auch der Bartarif
eingeführt würde. Im Vergleich muss jedoch festgestellt werden, dass ein
Großteil der kreisweiten Nachfrage nach Fahrten in Richtung Hannover über die
Bahnhöfe Nienburg und Linsburg abgewickelt wird. Zudem erscheint der Zuschuss
für die Integration der Bahnhöfe Eystrup und Leese angesichts der geringen Zahl
von Fahrgästen sehr hoch. Insbesondere für den Bahnhof Leese kann davon ausgegangen
werden, dass die Erweiterung des Tarifs irrelevant ist und keine nennenswerte
Nachfragesteigerung induzieren wird. Für Nr. 2 ist daher zu erwarten, dass sich
hier ein sehr viel ungünstigeres Verhältnis von Zuschusskosten zur Nachfrage
ergibt als für Nr. 1.
An dieser Stelle ist zu bedenken, dass die
vorgenannten Regionalisierungsmittel zur Sicherung der Daseinsvorsorge an die
Landkreise als Aufgabenträger für den straßengebundenen ÖPNV ausgereicht
werden. Das Land Niedersachsen ist für den schienengebundenen ÖPNV zuständig
und greift hier „schon tief in seine Taschen“, um attraktive und kostengünstige
Tarife anbieten zu können, z.B. in Form Niedersachsenticket oder durch die Bereitstellung des Wagenmaterials der Bahnen. Man kann
festhalten, dass durch diese Maßnahmen eine Zugfahrt von Nienburg nach Hannover
schon heute zumindest ebenso günstig ist wie, in einigen Fällen sogar
kostengünstiger ist als eine entsprechende Fahrt im privaten PKW. Berechnungsgrundlage:
ADAC Kostentabellen. Hiernach erreichen nur wenige Kleinwagen Kosten unter 30
Cent/KM. Das ergibt bei einer Fahrtstrecke von 100 KM Kosten i.H.v. 30.- €. Dem
gegenübergestellt Kosten i.H.v. 22.- € für die Rückfahrkarte Nienburg Hannover
im Niedersachsentarif (hier bleiben noch 8 €
für Anschlusstickets), bzw. 22.- € für ein Niedersachsenticket, mit dem
man nach 09:00 Uhr freie Fahrt im
Regionalverkehr in ganz Niedersachsen sowie in den größeren Städten wie
Hannover, Bremen Hamburg,…, hat. Die Aufgabe der Sicherstellung der
Daseinsvorsorge ist aus Sicht der
Verwaltung damit gut erfüllt. Der GVH-Tarif käme nun „on Top“ und würde die
Fahrtkosten für Gelegenheits- und Freizeitfahrer nach Hannover noch weiter
verbilligen.
Dieser Sachverhalt stellt sich in dieser Form
nicht für die in obiger Tabelle unter der Nr.2 aufgeführten Kosten für die
„Pendlercards“ in Höhe von 52.370 € dar. Einerseits gibt es dieses Angebot
bereits für Pendler, die in Nienburg oder Linsburg zusteigen. Es ist in seiner Zielrichtung eher eine Maßnahme
der Daseinsvorsorge. Zum anderen ist der Zuschussbetrag deutlich geringer und
aus Sicht der Verwaltung eher tragbar.
Gleichzeitig wird von den Bürgern im
Landkreis beklagt, dass z.B. das ÖPNV-Angebot an Wochenenden, in den
Abendstunden und in Ferienzeiten nicht ausreicht, oder die Busse unzumutbar
überfüllt sind. Darüber hinaus ist schon
jetzt absehbar, dass die Kosten für den ÖPNV im Landkreis Nienburg/Weser
zukünftig deutlich steigen werden. Gründe dafür sind z.B. der demografische
Wandel und die daraus resultierende Veränderung der Schullandschaft, die zwar
weniger Schüler aber voraussichtlich auch einen höheren Transferaufwand
aufweisen wird. Die Schrumpfung der öffentlichen Infrastruktur in der Fläche
erzeugt einen höheren Mobilitätsbedarf der Bürgerinnen und Bürger. Durch
das Anwachsen der Altersgruppe der älteren Menschen ist auch gerade
deshalb eine höhere Nachfrage nach besonderen ÖPNV- und
Mobilitätsangeboten zu erwarten, die aus
Sicht der Verwaltung auch abgedeckt werden muss. Die Vorgaben der EU zur
Barrierefreiheit im ÖPNV (z.B. bei Haltestellen, Niederflurbusse,
Informationssysteme) konnten bisher nur zu einem geringen Teil im Rahmen des
Neubaus von Haltestellen umgesetzt werden. In 2017 bzw. 2019 laufen die
Verkehrsverträge mit den Busunternehmen aus und müssen neu vergeben werden. Ob
es gelingt die Kosten bei der Neuvergabe „im Rahmen zu halten“, ist fraglich. Der Einstieg in den GVH-Tarif würde die für
den ÖPNV zweckgebundenen Regionalisierungsmittel (= durchgereichte
Bundesmittel) voraussichtlich so weitgehend und nachhaltig reduzieren, dass für
die vorgenannten bevorstehenden Maßnahmen Mittel aus dem allgemeinen
Kreishaushalt verwendet werden müssten.
Neben der rein verkehrlichen Bedeutung ist
die Erweiterung des GVH-Tarifs aber auch ein Baustein für die Entwicklung einer
gemeinsamen Verkehrs-/Verbundregion. Sie trägt zum Zusammenwachsen und zum
Zusammenhalt des erweiterten Wirtschaftsraumes Hannover im engeren und der
Metropolregion im weiteren Sinne bei. Damit hat die Erweiterung des GVH-Tarifs
auch eine entwicklungspolitische Bedeutung, von der nicht nur der Landkreis
Nienburg/Weser, sondern auch die Region und das Land Niedersachsen profitieren
können. Allerdings gibt es auch bei den anderen beteiligten Landkreisen die
Verunsicherung bzw. die Fragestellung, ob der hohe Preis für diese Maßnahme
angemessen bzw. gerechtfertigt ist. Auch sind hinsichtlich der
Finanzierungsanteile und der Geldflüsse an die Unternehmen noch neue Fragen
aufgetaucht, die noch nicht zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Vorlage
beantwortet werden konnten.
Von untergeordneter Bedeutung erscheint in
diesem Zusammenhang, ob man die große
Lösung (3.) wählt oder erst einmal die kleinere (1.), die nur die Integration
der Bahnhöfe Nienburg und Linsburg vorsieht. Aus Sicht der Verwaltung sollte
jedoch aus vorgenannten Gründen angestrebt werden, die Integration der Bahnhöfe
Eystrup und Leese in den GVH-Tarif lediglich auf Grundlage des „Card-Modells“
für Pendlermonatskarten „als ersten Schritt“ zu ermöglichen. Diese Option muss
in den Einzelheiten noch mit der Region Hannover abgeklärt werden. Sollte sie
nicht zum Tragen kommen können, empfiehlt die Verwaltung, der
GVH-Tariferweiterung nicht bzw. noch nicht
beizutreten. Die Option für einen späteren Beitritt ist aus Sicht der Verwaltung
immer offen.
Damit verweigert sich der Landkreis
Nienburg/Weser nicht einer GVH-Tarif-Erweiterung, behält aber seine
Sonderstellung beim Tarifmodell bei. Ein schrittweiser Eintritt ist angesichts
der bestehenden Unklarheiten bei der Kostenentwicklung im ÖPNV für den LK
Nienburg aber auch für alle anderen Beteiligten die bessere Option, da ein
Austritt – wenn überhaupt machbar -
weitaus mehr Komplikationen nach sich zieht.
Im Hinblick auf den Finanzbedarf für weitere und andere Maßnahme zur Verbesserung des ÖPNV im Landkreis Nienburg/Weser und vor dem Hintergrund von Kosten-Nutzen-Überlegungen empfiehlt die Kreisverwaltung die Erweiterung des GVH-Tarifs im Landkreis Nienburg/Weser mit der Einführung von GVH-Tickets für Monatskarten auf den Strecken Eystrup -Nienburg – Linsburg und Leese - Hannover.
Finanzielle Auswirkungen:
Es entstehen Kosten i. H. v. 52.370 €
jährlich zusätzlich. Die Aufwendungen fallen in den Jahren 2015 und folgende
an. Die Haushaltsmittel stehen im Produkt