Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für
Landschaftspflege, Natur und Umwelt nimmt Kenntnis.
Sachverhalt:
Nach
dem Klärschlammbericht der Landwirtschaftskammer wurden 2017 im Landkreis
Nienburg von rund 3.200 t TM KS (Trockenmasse Klärschlamm) nur noch 2/3
landbaulich verwertet. Durch die neue Klärschlammverordnung und das Düngerecht
werden zunehmend Flächen für die Verwertung knapper und neue thermische Entsorgungswege
erforderlich werden. Nach einer Auswertung des DWA Landesverbands Nord konnten
bis 2018 27.000 t TM Klärschlamm aus Niedersachsen nicht ordnungsgemäß entsorgt
werden. Für weitere 30.000 t TM laufen Ende 2018 die Verträge aus. Vorhandene
Anlagekapazitäten zur energetischen Behandlung sind jedoch nicht im
erforderlichen Umfang vorhanden, um die vorliegenden akuten Probleme umfassend
und dauerhaft zu lösen.
Im
Landkreis Nienburg sind 13 kommunale Kläranlagen mit Ausbaugrößen von 1.800 bis
160.000 Einwohnerwerten (EW) betroffen. Die Gemeinden und Abwasserverbände
haben sich dazu entschlossen, unter der Federführung der Verwaltung des Landkreises
Nienburg einen gemeinsamen Weg in eine zukunftsfähige Klärschlammentsorgung zu
gehen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der beschriebenen Engpässe
in der thermischen Entsorgung auch zeitnahe Sofortlösungen zu entwickeln sind.
Der Auftrag ist daher zusätzlich, vorhandene hiesige Angebote zu prüfen und auf
Realisierungschancen bewerten.
Im
Landkreis Nienburg bietet die RWG in Leese mit der vorhanden Biogasanlage und
bestehenden Lagerkapazitäten im Industriegebiet „Oehmer Feld“ ein Konzept zur
Vorbehandlung von Klärschlamm (Vergärung, Trocknung) mit anschließender
thermischer Verwertung an.
In
Landesbergen betreibt die Statkraft ein Biomasseheizkraftwerk, das für die Verbrennung
von Altholz eine Genehmigung von 140.000 t/a hat.
Die
BAWN hat über den Kooperationspartner Abfallwirtschaftsgesellschaft im Landkreis
Diepholz (AWG) die Mitverbrennung in dem Heizkraftwerk in Bremen-Blumenthal
angefragt.
In
Steyerberg wird eine weitergehende Klärschlammtrocknung unter Mitnutzung von
Überschusswärme der Fa. Oxxynova überlegt.
Parallel
hat die Kommunale Nährstoffrückgewinnung Niedersachsen in Hildesheim (KNRN) ein
Angebot zur interkommunalen Zusammenarbeit unterbreitet. Die KNRN bietet
mehreren Kommunen ein umfassendes Projekt zur Entsorgung von Klärschlamm
einschließlich des Transports, der Trocknung, Monoverbrennung und später
erforderlichen Phosphor-Recyclings an. Der geplante Standort ist in Hildesheim
auf einem städtischen Grundstück in Nachbarschaft der Kläranlage. Als Organisationsform
der KNRN befindet sich eine GmbH in Gründung, die zunächst die Planungen für
den Bau der Monoklärschlammverbrennungsanlage übernehmen wird. Die KNRN ist
offen für weitere Gesellschafter, auch aus dem Landkreis Nienburg und möchte
durch Akquisition von weiteren Klärschlammmengen das Unternehmen auf
wirtschaftlich sichere Fundamente stellen. Die Fertigstellung der Anlage wird
für 2024 angestrebt.
Die
Gemeinden und Abwasserverbände im Landkreis Nienburg haben ihr großes Interesse
an dem Angebot der KNRN bekundet und müssen bis spätestens Ende Juni 2019 eine
Entscheidung zum Beitritt in die Gesellschaft treffen.
Das
Angebot der KNRN ist in das Begleitprojekt SATELLITE der Leibniz Universität
Hannover eingebettet. Das Projekt untersucht konzeptionell die Möglichkeiten
der Klärschlammentsorgung an zentraler Stelle und bindet regionale Zentren aus
dem interkommunalen Verbund mit ein. Neben der Potentialerfassung werden die
Verfahren für die Region aus technischer, wirtschaftlicher und ökologischer
Sicht analysiert und bewertet (s. Anlage).
An
diesem Projekt beteiligen sich unsere Gemeinden und Verbände sowie die RWG
Leese. Erste Ergebnisse werden bereits Ende Mai präsentiert, sodass eine Entscheidung
zum Beitritt in die KNRN rechtzeitig möglich wird. Die Untersuchung wird zu 100
% aus Bundesmitteln gefördert.
Da
mit einer Realisierung der Monoverbrennung über KNRN frühestens 2024 zu rechnen
ist, wird weiter mit Priorität an Übergangslösungen gearbeitet und diese
ebenfalls in SATELLITE geprüft. Zentraler Baustein ist hier die vorhandene
Biogasanlage mir ihren Lagerkapazitäten der RWG in Leese.
Im
Biomasseheizkraftwerk der Statkraft Landesbergen ist ein Versuch zur Mitverbrennung
von Klärschlamm geplant.
Die
Abnahme von Klärschlamm über die Kooperation der BAWN und mit der AWG des
Landkreises Diepholz konnte leider nicht auf einem einfachen Weg organisiert
werden. Das Niedersächsische Umweltministerium hatte einer Übernahme der Klärschlammentsorgung
als Teil der Abwasserbeseitigungspflicht in Händen der Landkreise Diepholz und
Nienburg wegen rechtlicher Bedenken nicht zustimmen können.
Somit
bleibt den Gemeinden und Verbänden hier nur die übergangsweise Ausschreibung
der Mitverbrennung von Klärschlamm in Kraftwerken oder, soweit die Grenzwerte
der Klärschlammverordnung eingehalten werden, weiterhin die Verwertung in der
Landwirtschaft.
Finanzielle Auswirkungen:
Der
Beschluss hat keine finanziellen Auswirkungen.
Anlagen:
- Darstellung Begleitprojekt SATELLITE