Betreff
Kooperationsprojekt 2019-2021 „Zisterziensische Klosterlandschaften als europäisches Kulturerbe“ – Teilprojekt Klosterlandschaft Loccum
Vorlage
2019/078
Art
Beschlussvorlage
Untergeordnete Vorlage(n)

Der Landkreis Nienburg/Weser beteiligt sich gemeinsam mit der Stadt Rehburg-Loccum und dem Kloster Loccum an dem Teilprojekt Klosterlandschaft Loccum des Kooperationsprojektes 2019-2021 „Zisterziensische Klosterlandschaften als europäisches Kulturerbe“. Sofern erforderlich, leistet er eine Kofinanzierung in einer Größenordnung von rund 10.000 €.


Sachverhalt

Gegenwärtiger Planungs- und Abstimmungsstand

Der Landkreis Bamberg als „Lead-Partner“ benötigt bis zum 30.06.2019 eine definitive Zusage für eine Teilnahme am Projekt. Aus diesem Grunde muss die Beschlussfassung forciert werden, obwohl Abstimmungsgespräche über die Förderung und das weitere Vorgehen zeitgleich erfolgen. Die Kreisverwaltung wird daher in der Ausschusssitzung über den aktuellen Stand berichten. In Anlage 1 ist die derzeit aktuelle Projektskizze beigefügt. Diese Projektskizze und insbesondere der Kostenplan sind vorläufig und noch nicht abschließend.

Ausgangslage

Die historische Kulturlandschaft um das 1163 gegründete Zisterzienserkloster Loccum ist in bemerkenswerter Form noch heute in der Landschaft ablesbar und bietet sich aufgrund der vorhandenen Strukturen sowie der Archivalien und des Forschungsstandes für eine Untersuchung und Valorisation im europäischen Rahmen an. Das Kloster selbst bietet das Bild eines mittelalterlichen Zisterzienserklosters, wie es sich sonst nördlich der Alpen nur noch im Kloster Maulbronn in Württemberg findet. In der kleinräumigen kulturlandschaftlichen Prägung zeugen die Zehntscheune („Der Elefant“), die Pilgerscheune, die Walkmühle und weitere Wirtschaftsgebäude aus dem 13./14. Jahrhundert von der Landnutzung und dem Wirken der Zisterzienser. Als solche sind sie aber auch immer Zeitzeugen der Beziehung des Klosters zum Dorf Loccum und belegen den Einfluss des Klosters auf das Dorf und seine Bewohner.

Die gestaltenden und formenden Eingriffe in den Landschafts- und Naturraum, die die Zisterzienser sowohl im Zuge der Erstbesiedlung, als auch in späteren Jahrhunderten vollzogen haben, haben das Dorf Loccum, sein heutiges Aussehen und seine heutige Struktur geprägt. Für das Verständnis heutiger Zustände bis hin zu heutigen Bewirtschaftungsstrukturen sollen diese Eingriffe und ihre Folgewirkungen für das Dorf identifiziert, eingeordnet und letztlich bewertet werden.  Die in diesem Zusammenhang wesentlichen Kennzeichen zisterziensischer Klosterlandschaften sind:

              ein ausgeklügeltes wasserbauliches System zur Ver- und Entsorgung des Klosters und zur Energiegewinnung (Mühlen)

              umfangreiche Teichwirtschaft aufgrund der Fastenbestimmungen

              Grangien, spezialisierte Wirtschaftshöfe mit entsprechend großen Parzellen für Ackerbau und Viehzucht als die ökonomische Basis der Klosterwirtschaft

              große Waldungen zur Bau- und Brennholzversorgung

              Weinbau für religiöse Zwecke, aber auch für den Handel, in ungünstigeren Regionen auch Obst- und Hopfenbau

              Stadthöfe als Vermarktungsorte für die Überschüsse

Ziele des Projektes

Auch heute stehen Dorf und Kloster Loccum in einem sehr engen Verhältnis zueinander. Das obrigkeitliche Verhältnis früherer Zeiten ist zugunsten eines nachbarschaftlichen und kooperativen Verhältnisses gewichen, so dass heute eine wechselseitige Prägung konstatiert werden kann. In besonderer Weise manifestiert sich dies u.a. in einer fruchtbaren Zusammenarbeit bei dem Thema Tourismus und Fremdenverkehr. Nicht zuletzt das Jahr des 850jährigen Jubiläums des Klosters hat offenbart, welch enormes touristisches – und damit wirtschaftliches – Potential das Kloster für das Dorf, die Stadt Rehburg-Loccum und die Region bietet. Dieses Potential könnte sicherlich erheblich gesteigert werden, wenn es gelingt, vernetzte Strukturen zu anderen Zisterzienserklosterstandorten zu entwickeln. Ein gemeinsamer Auftritt unter einem gemeinsamen Signet könnte neue Zielgruppen erschließen und würde dem Dorf Loccum eine zusätzliche wirtschaftliche Perspektive geben. Um eine prominente Marktpräsenz erreichen zu können, soll auf ein hochwertiges „Signet“ hingearbeitet werden.

Zugleich soll das Verständnis für die europäische Idee gestärkt werden. Internationale Partner bieten die Möglichkeit, über kulturelle, soziale und sprachliche Barrieren hinweg sich kennenzulernen, ein gemeinsames Grundverständnis zu entwickeln und „Europäisch-Sein“ als Selbstverständlichkeit zu etablieren. Das Projekt bietet Raum für außerschulische Lernorte, um insbesondere jüngere Menschen, Schülerinnen und Schüler positiv mit der europäischen Idee in Kontakt zu bringen.

Angestrebt wird eine transnationale Prädikatisierung zusammen mit weiteren zisterziensischen Klosterlandschaften in Europa. Hierfür wird das Europäische Kulturerbesiegel als geeignet erachtet:

Das Europäische Kulturerbesiegel ist eine Auszeichnung für den symbolischen Wert, die Rolle in der europäischen Geschichte und die angebotenen Aktivitäten von Stätten, die die Europäische Union und ihre Bürger einander näherbringen.

Inhalt des Projektes

Das Projekt soll die europäische Bedeutung der zisterziensischen Klosterlandschaft als grenzübergreifende Verbindung und gemeinsames Erbe für den mitteleuropäischen Raum ins Bewusstsein bringen und vermitteln. Die „zisterziensische Klosterlandschaft“ soll als fester Begriff etabliert werden, touristisch in Wert gesetzt und bewahrt werden.

Dazu wird die Vernetzung der Klosterlandschaft Loccum mit weiteren mittel- und osteuropäischen Klosterlandschaften auf kommunaler, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene vorangetrieben. Durch die Zusammenarbeit mit dem EKS-Antragsteller Landkreis Bamberg (Klosterlandschaft Ebrach) sollen Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden.

Zielsetzung des Projekts ist die Prädikatisierung durch das Europäische Kulturerbesiegel, d.h. der Nachweis der herausragenden Bedeutung der Klosterlandschaften für die europäische Geschichte. Damit verbunden sind sowohl eine nachhaltige europäische Verbindung der Klosterlandschaften als auch die Bewusstseinsbildung für die gemeinsame europäische Identität der Landschaftsprägung und der Gestaltung unserer Heimat. Strukturelle Entwicklung und touristische Inwertsetzung sollen damit in die Wege geleitet werden.

Die Klosterlandschaft Loccum soll dazu vergleichend nach Maßgaben der denkmalpflegerischen Kulturlandschaftsdokumentation (Modell Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege) untersucht und erfasst werden. Hier sollen modernste Technologien zur topographischen Geländeaufnahme und 3D-Darstellung eingesetzt werden. Die Forschungsergebnisse sollen für die Öffentlichkeit digital aufbereitet werden (Augmented Reality, Location-based Services), so dass an den Klosterstätten Multimediastationen und Apps zur Veranschaulichung und virtueller Erlebbarkeit der historischen Kulturlandschaft eingesetzt werden können.

Die Wahrnehmbarkeit und Erlebbarkeit des gemeinsamen europäischen Erbes und Identität der zisterziensischen Klosterlandschaften soll durch touristische sowie pädagogische Angebote gesteigert werden. Hier soll insbesondere der Jugendfreiwilligendienst oder auch Jugendbauhütten eingebunden werden. Die Kulturlandschaft als außerschulischer Bildungsort soll Gegenstand einer Lehrerfortbildung  werden, Unterrichtsmaterialien sollen entwickelt werden.

Vermittlungs- und Erlebnisangebote für die Bevölkerung vor Ort und die Fortbildung von Ehrenamtlichen sind ein weiteres wesentliches Ziel.

Im Verbund mit anderen Klosterlandschaften soll ein Fernwanderweg und Radtouren, - Stichwort „Zisterzienserweg“ - erarbeitet und ausgewiesen werden.

Die Klosterlandschaft Loccum wird im Rahmen des Projekts Vertreter der Klosterstätte, der Denkmalpflege, der Kommune und des Tourismus in ein transnationales Fachgremium entsenden, um gemeinsame Handlungsfelder zu definieren und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, um die Klosterlandschaften grenzübergreifend zu verbinden, zu wahren und aufzuwerten.

Projektträger für das Teilprojekt

Die Stadt Rehburg-Loccum wird gemeinsam mit dem Landkreis Nienburg/W. und dem Kloster Loccum die Funktion als kommunaler Partner in Zusammenarbeit mit dem Transnationalen Kooperationsprojekt „Cisterscapes - Cistercian landscapes connecting Europe“, LEADER Bayern übernehmen.

 

Zeitplan und Kosten

Das Projekt soll über einen Zeitraum von 2 Jahren laufen. Es ist in 2 Teilprojekte aufgegliedert

1.    Kulturlandschaftsinventarisatin /Landschaftsmodell

2.    Zisterzienserweg/Antragstellung EKS

 

Die Kosten für das Teilprojekt Loccum belaufen sich auf ca. 110 T€. Die Stadt Rehburg-Loccum wird beim niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft  und Verbraucherschutz (ML) einen Zuschuss beantragen, der nach den bisherigen Gesprächen mit dem ML bis zu 100% betragen kann. Es ist realistisch, von einer 85%igen Förderung auszugehen, sodass ggf. 15% von der Stadt Rehburg-Loccum, vom Kloster Loccum und Landkreis Nienburg/Weser als Kofinanzierung beigesteuert werden müssten.

 


Finanzielle Auswirkungen:

 

Der Beschluss hat finanzielle Auswirkungen: Für das Jahr 2020 müssen für dieses Projekt 10.000 € in den Haushalt eingestellt werden.


Anlagen:

 

·         SKIZZE KOOPERATIONSPROJEKT 2019-21