Der Landkreis Nienburg/Weser
beteiligt sich gemeinsam mit der Stadt Rehburg-Loccum und dem Kloster Loccum an
dem Teilprojekt Klosterlandschaft Loccum des Kooperationsprojektes 2019-2021
„Zisterziensische Klosterlandschaften als europäisches Kulturerbe“. Sofern
erforderlich, leistet er eine Kofinanzierung in einer Größenordnung von rund
10.000 €.
Sachverhalt
Gegenwärtiger
Planungs- und Abstimmungsstand
Der
Landkreis Bamberg als „Lead-Partner“ benötigt bis zum 30.06.2019 eine definitive
Zusage für eine Teilnahme am Projekt. Aus diesem Grunde muss die Beschlussfassung
forciert werden, obwohl Abstimmungsgespräche über die Förderung und das weitere
Vorgehen zeitgleich erfolgen. Die Kreisverwaltung wird daher in der Ausschusssitzung
über den aktuellen Stand berichten. In Anlage 1 ist die derzeit aktuelle
Projektskizze beigefügt. Diese Projektskizze und insbesondere der Kostenplan
sind vorläufig und noch nicht abschließend.
Ausgangslage
Die
historische Kulturlandschaft um das 1163 gegründete Zisterzienserkloster Loccum
ist in bemerkenswerter Form noch heute in der Landschaft ablesbar und bietet
sich aufgrund der vorhandenen Strukturen sowie der Archivalien und des Forschungsstandes
für eine Untersuchung und Valorisation im europäischen Rahmen an. Das Kloster
selbst bietet das Bild eines mittelalterlichen Zisterzienserklosters, wie es
sich sonst nördlich der Alpen nur noch im Kloster Maulbronn in Württemberg findet.
In der kleinräumigen kulturlandschaftlichen Prägung zeugen die Zehntscheune
(„Der Elefant“), die Pilgerscheune, die Walkmühle und weitere
Wirtschaftsgebäude aus dem 13./14. Jahrhundert von der Landnutzung und dem
Wirken der Zisterzienser. Als solche sind sie aber auch immer Zeitzeugen der
Beziehung des Klosters zum Dorf Loccum und belegen den Einfluss des Klosters
auf das Dorf und seine Bewohner.
Die
gestaltenden und formenden Eingriffe in den Landschafts- und Naturraum, die die
Zisterzienser sowohl im Zuge der Erstbesiedlung, als auch in späteren Jahrhunderten
vollzogen haben, haben das Dorf Loccum, sein heutiges Aussehen und seine
heutige Struktur geprägt. Für das Verständnis heutiger Zustände bis hin zu
heutigen Bewirtschaftungsstrukturen sollen diese Eingriffe und ihre
Folgewirkungen für das Dorf identifiziert, eingeordnet und letztlich bewertet
werden. Die in diesem Zusammenhang
wesentlichen Kennzeichen zisterziensischer Klosterlandschaften sind:
•
ein ausgeklügeltes wasserbauliches System
zur Ver- und Entsorgung des Klosters und zur Energiegewinnung (Mühlen)
•
umfangreiche Teichwirtschaft aufgrund der
Fastenbestimmungen
•
Grangien, spezialisierte Wirtschaftshöfe mit
entsprechend großen Parzellen für Ackerbau und Viehzucht als die ökonomische
Basis der Klosterwirtschaft
•
große Waldungen zur Bau- und
Brennholzversorgung
•
Weinbau für religiöse Zwecke, aber auch für
den Handel, in ungünstigeren Regionen auch Obst- und Hopfenbau
•
Stadthöfe als Vermarktungsorte für die
Überschüsse
Ziele des Projektes
Auch
heute stehen Dorf und Kloster Loccum in einem sehr engen Verhältnis zueinander.
Das obrigkeitliche Verhältnis früherer Zeiten ist zugunsten eines nachbarschaftlichen
und kooperativen Verhältnisses gewichen, so dass heute eine wechselseitige
Prägung konstatiert werden kann. In besonderer Weise manifestiert sich dies
u.a. in einer fruchtbaren Zusammenarbeit bei dem Thema Tourismus und Fremdenverkehr.
Nicht zuletzt das Jahr des 850jährigen Jubiläums des Klosters hat offenbart,
welch enormes touristisches – und damit wirtschaftliches – Potential das
Kloster für das Dorf, die Stadt Rehburg-Loccum und die Region bietet. Dieses
Potential könnte sicherlich erheblich gesteigert werden, wenn es gelingt,
vernetzte Strukturen zu anderen Zisterzienserklosterstandorten zu entwickeln.
Ein gemeinsamer Auftritt unter einem gemeinsamen Signet könnte neue Zielgruppen
erschließen und würde dem Dorf Loccum eine zusätzliche wirtschaftliche
Perspektive geben. Um eine prominente Marktpräsenz erreichen zu können, soll
auf ein hochwertiges „Signet“ hingearbeitet werden.
Zugleich
soll das Verständnis für die europäische Idee gestärkt werden. Internationale
Partner bieten die Möglichkeit, über kulturelle, soziale und sprachliche
Barrieren hinweg sich kennenzulernen, ein gemeinsames Grundverständnis zu
entwickeln und „Europäisch-Sein“ als Selbstverständlichkeit zu etablieren. Das
Projekt bietet Raum für außerschulische Lernorte, um insbesondere jüngere
Menschen, Schülerinnen und Schüler positiv mit der europäischen Idee in Kontakt
zu bringen.
Angestrebt
wird eine transnationale Prädikatisierung zusammen mit weiteren zisterziensischen
Klosterlandschaften in Europa. Hierfür wird das Europäische Kulturerbesiegel
als geeignet erachtet:
Das
Europäische Kulturerbesiegel ist eine Auszeichnung für den symbolischen Wert,
die Rolle in der europäischen Geschichte und die angebotenen Aktivitäten von
Stätten, die die Europäische Union und ihre Bürger einander näherbringen.
Inhalt
des Projektes
Das
Projekt soll die europäische Bedeutung der zisterziensischen Klosterlandschaft
als grenzübergreifende Verbindung und gemeinsames Erbe für den mitteleuropäischen
Raum ins Bewusstsein bringen und vermitteln. Die „zisterziensische Klosterlandschaft“
soll als fester Begriff etabliert werden, touristisch in Wert gesetzt und bewahrt
werden.
Dazu
wird die Vernetzung der Klosterlandschaft Loccum mit weiteren mittel- und osteuropäischen
Klosterlandschaften auf kommunaler, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher
Ebene vorangetrieben. Durch die Zusammenarbeit mit dem EKS-Antragsteller
Landkreis Bamberg (Klosterlandschaft Ebrach) sollen Maßnahmen entwickelt und
umgesetzt werden.
Zielsetzung
des Projekts ist die Prädikatisierung durch das Europäische Kulturerbesiegel,
d.h. der Nachweis der herausragenden Bedeutung der Klosterlandschaften für die
europäische Geschichte. Damit verbunden sind sowohl eine nachhaltige europäische
Verbindung der Klosterlandschaften als auch die Bewusstseinsbildung für die
gemeinsame europäische Identität der Landschaftsprägung und der Gestaltung
unserer Heimat. Strukturelle Entwicklung und touristische Inwertsetzung sollen
damit in die Wege geleitet werden.
Die
Klosterlandschaft Loccum soll dazu vergleichend nach Maßgaben der denkmalpflegerischen
Kulturlandschaftsdokumentation (Modell Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege)
untersucht und erfasst werden. Hier sollen modernste Technologien zur
topographischen Geländeaufnahme und 3D-Darstellung eingesetzt werden. Die
Forschungsergebnisse sollen für die Öffentlichkeit digital aufbereitet werden
(Augmented Reality, Location-based Services), so dass an den Klosterstätten
Multimediastationen und Apps zur Veranschaulichung und virtueller Erlebbarkeit
der historischen Kulturlandschaft eingesetzt werden können.
Die
Wahrnehmbarkeit und Erlebbarkeit des gemeinsamen europäischen Erbes und
Identität der zisterziensischen Klosterlandschaften soll durch touristische
sowie pädagogische Angebote gesteigert werden. Hier soll insbesondere der
Jugendfreiwilligendienst oder auch Jugendbauhütten eingebunden werden. Die
Kulturlandschaft als außerschulischer Bildungsort soll Gegenstand einer
Lehrerfortbildung werden, Unterrichtsmaterialien
sollen entwickelt werden.
Vermittlungs-
und Erlebnisangebote für die Bevölkerung vor Ort und die Fortbildung von
Ehrenamtlichen sind ein weiteres wesentliches Ziel.
Im
Verbund mit anderen Klosterlandschaften soll ein Fernwanderweg und Radtouren, -
Stichwort „Zisterzienserweg“ - erarbeitet und ausgewiesen werden.
Die
Klosterlandschaft Loccum wird im Rahmen des Projekts Vertreter der Klosterstätte,
der Denkmalpflege, der Kommune und des Tourismus in ein transnationales
Fachgremium entsenden, um gemeinsame Handlungsfelder zu definieren und Handlungsempfehlungen
zu erarbeiten, um die Klosterlandschaften grenzübergreifend zu verbinden, zu
wahren und aufzuwerten.
Projektträger
für das Teilprojekt
Die
Stadt Rehburg-Loccum wird gemeinsam mit dem Landkreis Nienburg/W. und dem Kloster
Loccum die Funktion als kommunaler Partner in Zusammenarbeit mit dem
Transnationalen Kooperationsprojekt „Cisterscapes - Cistercian landscapes
connecting Europe“, LEADER Bayern übernehmen.
Zeitplan
und Kosten
Das
Projekt soll über einen Zeitraum von 2 Jahren laufen. Es ist in 2 Teilprojekte
aufgegliedert
1.
Kulturlandschaftsinventarisatin /Landschaftsmodell
2.
Zisterzienserweg/Antragstellung EKS
Die
Kosten für das Teilprojekt Loccum belaufen sich auf ca. 110 T€. Die Stadt Rehburg-Loccum
wird beim niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML) einen Zuschuss
beantragen, der nach den bisherigen Gesprächen mit dem ML bis zu 100% betragen
kann. Es ist realistisch, von einer 85%igen Förderung auszugehen, sodass ggf.
15% von der Stadt Rehburg-Loccum, vom Kloster Loccum und Landkreis
Nienburg/Weser als Kofinanzierung beigesteuert werden müssten.
Finanzielle Auswirkungen:
Der
Beschluss hat finanzielle Auswirkungen: Für das Jahr 2020 müssen für dieses
Projekt 10.000 € in den Haushalt eingestellt werden.
Anlagen:
·
SKIZZE KOOPERATIONSPROJEKT 2019-21