Betreff
Integrales Managementkonzept zur Bewirtschaftung von Wassermengen im Landkreis Nienburg/Weser;
hier: Inhalte des Konzeptes mit Kosten und Ablaufplanung
Vorlage
2020/043
Aktenzeichen
552-657-30-29-621/2020
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Für den Landkreis Nienburg wird in Zusammenarbeit mit den Wassernutzern ein integrales Managementkonzept zur Bewirtschaftung von Wassermengen erstellt.

 


Sachverhalt:

 

Im Landkreis Nienburg sind die Folgen des Klimawandels mit Wirkung auf den Wasserhaushalt deutlich spürbar. Die Sommermonate des vergangenen Jahrzehnts gehörten zu den wärmsten und trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Die negativen Auswirkungen für das Grundwasser, die Oberflächengewässer und damit verbundenen Landnutzungen, den Wald oder die geschützten Feuchtbiotope sind nicht mehr zu übersehen.

Wertvolle Fließgewässer führen extrem niedrige Abflüsse. Grundwasserabhängige Ökosysteme und größere Waldbestände erfahren Trockenschäden mit entsprechend hohen Verlusten für die Artenvielfalt und die Forstwirtschaft. Auch die Grundwasserstände sind im Landkreis auf einen historisch tiefen Wasserstand gefallen.

Die Wasserversorgungsunternehmen mussten daher bereits erste Nutzungseinschränkungen umsetzen. Die Wasserbehörde beobachtet zudem eine große Zunahme von Beregnungsintensitäten in der Landwirtschaft und hat eine gestiegene Anzahl von Anträgen zur Feldberegnung zu bearbeiten.

Die Sicherstellung einer nach Menge und Güte ausreichenden Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser sowie mit Brauchwasser für Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe stellt somit eine der großen Herausforderungen für die künftige Daseinsvorsorge im Landkreis Nienburg/Weser dar.

Eine zusätzliche Erschwernis ergibt sich aus dem Klimawandel durch die Zunahme von extremen Wetterereignissen, die z. B. als Starkregen zu Hochwässern führen. Die Folgen sind erhebliche Schäden für Siedlungen oder landwirtschaftliche Flächen. Daneben steht das schnell abfließende Oberflächenwasser der Grundwasserneubildung nicht mehr zur Verfügung.

Der Landkreis Nienburg beabsichtigt daher die Aufstellung eines integralen Managementkonzepts zur Bewirtschaftung von Wassermengen.

Ziel des Wassermengenkonzepts ist die Erarbeitung eines handlungsorientierten Maßnahmenpakets zur zukunftsfähigen Bewirtschaftung des Wasserhaushalts, in das die Kenntnisse, Erfahrungen und Planungen der betroffenen Wasserbenutzer einfließen.

Die vorhandenen Daten über das Grundwasser, das Wasserdargebot und die Oberflächengewässer werden aus den Wasserakten, von Wasserversorgern, aus Land- und Forstwirtschaft, aus Industrie und Gewerbe sowie von den Unterhaltungsverbänden aktuell zusammengestellt und einer kritischen Analyse unterzogen. Zusätzlich werden die betroffenen Biotope bilanziert.

Die Folgen des Klimawandels und damit verbunden Auswirkungen auf den Wasservorrat werden in Zeitintervallen für die Zukunft prognostiziert. Zusätzlich werden die künftigen Wasserbedarfe der unterschiedlichen Wassernutzer berechnet.

 

 

Im Vergleich des Ist-Zustands mit den Prognoseberechnungen ergibt sich eine sek-torübergreifende Defizitbeschreibung mit einer anschließenden Planung von Wasser-Maßnahmen in den Bereichen Substitution, Einsparung, Speicherung, Anlagentechnik und Organisation.

Für ausgewählte Fließgewässer wird in dem Projekt außerdem untersucht, ob durch Maßnahmen zur Wasserrückhaltung z. B. über regelbare Staubauwerke oder Polder ein maßgeblicher Beitrag zur Anhebung von Grundwasserständen und damit auch zum Hochwasserschutz geleistet werden kann. Als wichtiger Aspekt kann hier eine Verbesserung der Biotopqualitäten, eine günstigere Wasserversorgung von landwirtschaftlichen Böden im Sommer und die Vermeidung von Trockenschäden in den Mooren oder im Wald erreicht werden.

Weitere Informationen zu den Ausgangsbedingungen im Landkreis Nienburg, den Inhalten und dem Vorgehen des Projektes ergeben sich aus der Anlage.

Das integrale Managementkonzept zur Bewirtschaftung von Wassermengen im Landkreis Nienburg soll in einem moderierten Verfahren unter Beauftragung eines Ingenieurbüros in 2021 durchgeführt und abgeschlossen werden.

Der Fachdienst Wasserwirtschaft liefert die Daten aus den hier vorhandenen Akten und dem digitalen Wasserbuch. Nach den vorliegenden Erfahrungen wird sich hieraus ein erheblicher Bearbeitungs- und Korrekturbedarf auch für bereits erteilte Wasserrechte ergeben. Eine personelle Unterstützung mit einer Teilzeitkraft ist eingeplant.

Die Datenerfassung wird in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro durch das vorhandene Personal in den Fachdiensten Wasserwirtschaft und Naturschutz geleistet. Diese Sonderaufgabe kann nur unter befristeter Zurückstellung und Priorisierung von Aufgaben durchgeführt werden.

Zu den Projektbeteiligten zählen alle öffentlichen Wasserversorger (Verbände und Gemeinden), die Unterhaltungsverbände, die Landwirtschaft über die Landvolkverbände, die Landesforsten, Gewerbe und Industrie z. B. über IHK Nienburg und die Fachbehörden (NLWKN Sulingen, LBEG, LWK Nienburg) sowie die Naturschutzverbände.

Nach der Kostenschätzung sind für die Erstellung des Wassermengenkonzeptes durch ein Ingenieurbüro mit externer Moderation 240.000 Euro brutto inkl. Nebenkosten zu veranschlagen.

Aus der Förderrichtlinie des Landes Niedersachsen „Wassermengenmanagement-Projekte“ ist eine Zuwendung von bis zu 90 % möglich. Im Falle eines positiven Bescheides bliebe somit für den Landkreis Nienburg ein Eigenanteil von 24.000 Euro. Ein Antrag ist bei der NBank bis zum 15.09.2020 zu stellen.

Die Ingenieurleistungen sollen bereits im IV. Quartal 2020 vorbehaltlich eines positiven Förderbescheids und der Beschlüsse der Gremien des Kreistags ausgeschrieben werden. Die Haushaltsmittel sind dann im Haushaltsplan 2021 bereitzustellen.

 


Finanzielle Auswirkungen:

 

Der Beschluss hat finanzielle Auswirkungen.

 

Es entstehen Kosten i. H. v. 240.000,- € im Aufwand und 216.000,- € im Ertrag. Die Haushaltsmittel sollen im Haushaltsjahr 2021 im Produkt 55211 zur Verfügung gestellt werden.

 


Anlagen:

 

·         Inhalt und Ablaufplan für ein Managementkonzept zur Bewirtschaftung von Wassermengen im Landkreis Nienburg