Das Gremium nimmt Kenntnis.
Sachverhalt
Nach einer Phase sehr
positiver Haushaltsjahre droht dem Landkreis
Nienburg/Weser aufgrund der
Corona-Pandemie und der damit einhergehenden
Rezession eine erhebliche Verschlechterung der finanzwirtschaftlichen
Situation.
Eine belastbare Bewertung der
Pandemiefolgen ist aufgrund der weiterhin dynamischen Lage derzeit nicht seriös
möglich. Ob eine Nachtragsplanung 2020 erforderlich wird, ist noch unklar. Die Entwicklung
wird sich jedoch erheblich auf die Haushaltsplanungen 2021 ff auswirken.
Jahresrechnung 2019
Der
Jahresabschluss 2019 ist noch nicht fertiggestellt. Die Integration der Bilanz
der Verkehrsgesellschaft Nienburg GmbH zum 31.07.2019 sowie die nachzutragenden
Buchungen in den Haushalt des Landkreises für den Zeitraum 01.08.2019 bis
31.12.2019 konnten noch nicht abgeschlossen werden. Da das Volumen dieser
Vorgänge jedoch im Verhältnis zum Gesamtvolumen eher gering ist, können die
Eckpunkte des Jahresabschlusses 2019 wie folgt dargestellt werden:
Die
vorläufigen Berechnungen gehen von einem Überschuss in der Ergebnisrechnung in
Höhe von 7,5 Mio. Euro aus. Die
Planungen des 2. Nachtrags sahen noch einen Fehlbetrag von 4 Mio. Euro vor.
Gründe
für die Verbesserung waren hauptsächlich:
· Die Versorgungsaufwendungen sind um 1,6 Mio. Euro
geringer als in der Prognose der Niedersächsischen Versorgungskasse benannt
ausgefallen. Ausschlaggebend hierfür war eine geänderte Berechnungsgrundlage
für die Zuführungen und eine verstorbene Person.
· Die Ansätze der Aufwendungen für Sach- und
Dienstleistungen wurden in
Höhe von 2,9 Mio. Euro nicht ausgeschöpft. Dies betraf vor allem die Bereiche
Informationstechnik (296 T Euro), Liegenschaften (1,13 Mio. Euro), Kreisstraßen
(366 T Euro) und das Projekt KliMo Krähenmoor (317 T Euro).
· Die Transferaufwendungen fielen um 3,9 Mio. Euro
geringer aus als geplant. Minderaufwendungen waren in den Bereichen Kosten der
Unterkunft (2,1 Mio. Euro), Senioren und Pflege (1,4 Mio. Euro), Heimerziehung
(1,1 Mio. Euro) und ÖPNV (475 T Euro) zu verzeichnen, in der Eingliederungshilfe
ergaben sich Mehraufwendungen in Höhe von 1,6 Mio. Euro.
· Die sonstigen ordentlichen Aufwendungen sanken um 2,1
Mio. Euro.
Hier ist zunächst die allgemeine Deckungsreserve in Höhe von
500 T Euro zu erwähnen sowie Einsparungen im Bereich Schulen und Kultur (366 T
Euro) und der Volkshochschule (209 T Euro).
Es wurden insgesamt
Investitionen von netto 13,9 Mio. Euro getätigt.
Haushaltsreste in Höhe von
46,1 Mio. Euro mussten vorgetragen werden (davon 22,3 Mio. Euro für den
Breitbandausbau).
Investive Kredite wurden
nicht benötigt. Die Kreditermächtigung in Höhe von 8,65 Mio. Euro wurde in
das Jahr 2020 übertragen.
Die investiven Schulden
sanken um 9,9 Mio. Euro, die liquiden Mittel um 7,9 Mio. Euro.
Ausblick 2020
Der
endgültige Finanzausgleich hat Mindererträge in Höhe von 400 T Euro ergeben.
Der Fehlbetrag im Haushalt 2020 würde sich danach auf rd. 906 T Euro belaufen.
Die
Kommunen melden z. T. erhebliche Gewerbesteuereinbrüche. Auch die Steuerschätzung
für Niedersachsen geht von einem Rückgang in Höhe von 1,1 Mrd. Euro für das
Jahr 2020 aus.
Z.
Z. hat noch keine Kommune einen Antrag auf Stundung der Kreisumlage für die
kommenden Zahltermine gestellt. Es wurde jedoch bereits von Stundungen und
Herabsetzungsanträge der Gewerbetreibenden bei den Kommunen mit z. T. erheblichen
Einnahmeausfällen berichtet.
Die
Auswirkungen der Pandemie sind aktuell im laufenden Haushalt des Landkreises
noch nicht in einem deutlichen Ausmaß zu spüren. Im Sozial- und Jugendbereich
sind keine bemerkenswerten Fallzahlen- und Kostensteigerungen zu erkennen. In
vielen Bereichen stehen Einnahmeausfällen auch geringere Aufwendungen
gegenüber. Der Öffentliche Personennahverkehr in Verbindung mit der Schülerbeförderung
wird Einnahmeausfälle hinnehmen müssen. Das Volumen ist jedoch noch nicht
absehbar.
Die
vorübergehend erforderlich gewordenen Beschaffungen von Schutzmaterialien zur
Bekämpfung der Pandemie und begleitender Maßnahmen lassen sich derzeit noch
durch die verfügbaren Ansätze und Haushaltsermächtigungen abbilden.
Investitionen
werden weiter geplant und durchgeführt. Verzögerungen bei der Abwicklung sind
aus den Bereichen Brandschutz und Hochbau gemeldet worden. Die Förderzeiträume
des Kommunalen Investitionsförderungsgesetzes wurden um ein Jahr verlängert.
Die Maßnahmen müssen damit erst bis Ende 2021 bzw. 2023 abgeschlossen
sein.
Für
den Personalbereich ist eine verzögerte Besetzung von Stellen zu erkennen.
Teilweise ergaben und ergeben sich erhebliche Arbeitsbelastungen in einzelnen Bereichen
mit Aufbau von Überstunden, teilweise Zuweisung anderer Aufgabengebiete, aber
auch Abbau von Überstunden und Resturlaub in Bereichen, die nur stark eingeschränkt
arbeiten konnten.
Mittelfristige Finanzplanung
Nach
Aussage des Bundeswirtschaftsministeriums geraten durch die Corona-Pandemie die Weltwirtschaft und mit
ihr die deutsche Volkswirtschaft in eine Rezession. Das zeige die
Frühjahrsprojektion 2020, die Ende April veröffentlicht wurde.
Für das Jahr 2020 rechnet die Bundesregierung mit
einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 6,3 % (preisbereinigt). Für das
Jahr 2021 wird im Zuge des Aufholprozesses ein Zuwachs in Höhe von 5,2 % erwartet,
wobei die weitere Entwicklung mit großen Unwägbarkeiten verbunden ist.
Die Kennzahlen zur Frühjahrsprojektion der
Bundesregierung gehen von einem Rückgang der Exporte um 11,6 %, einem Rückgang
der privaten Konsumausgaben von 7,4 % sowie von 370.000 weniger Erwerbstätigen
aus.
Die Steuerschätzung für Deutschland und insbesondere
für Niedersachsen zeigt dieses Bild nochmals anschaulich.
Für
die Steuereinnahmen der niedersächsischen Kommunen ergeben sich aus der offiziellen
Regionalisierung folgende Abweichungen gegenüber der letzten Steuer-schätzung
im Oktober 2019 (in Mio. €):
Im
Rahmen des Finanzausgleichs ab 2021 ist zu erwarten, dass das Volumen noch
stärker als zur Finanzkrise 2008/2009 sinken wird. Damals wurden für den
Landkreis Nienburg/Weser rd. 11 % weniger Kreisumlage und sogar 14 % weniger
Schlüsselzuweisungen generiert, insgesamt 9,6 Mio. Euro. Auf die derzeitigen
Volumina umgerechnet würde ein Rückgang in dieser Höhe einen Minderertrag in Höhe
von
rd. 15 Mio. Euro im Finanzausgleich bedeuten. Da die wirtschaftliche Erholung
mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird, ist auch in den Folgejahren mit
Mindererträgen in nicht unerheblichen Umfang zu rechnen. Ausgeglichene
Haushalte von Kommunen werden mittelfristig sehr schwer darstellbar sein.
Inwieweit
der Bund und das Land einen „kommunalen Rettungsschirm“ vereinbaren, steht z.
Z. in der Diskussion.
Insgesamt
werden die Erträge im Finanzausgleich dramatisch einbrechen. Sollte es von
Seiten des Bundes und/oder des Landes keine Entlastungen für die Kommunen
geben, ist mit enormen Defiziten im Ergebnishaushalt über Jahre zu rechnen. Z.
Z. hat der Landkreis noch Überschüsse aus den vergangenen Jahren, die das
Defizit in 2021 im Idealfall noch abdecken können. Im Rahmen der Planungen werden
die vorgesehenen Ausgaben dennoch auf den Prüfstand zu stellen sein. Die
Möglichkeiten der Gestaltung, die aufgrund der sehr guten wirtschaftlichen
Situation in der Vergangenheit gegeben waren, werden mittelfristig nicht mehr
realisierbar sein.
Investiver
Eckwert
Aus
dem Jahresabschluss 2019 wurden insgesamt 46,1 Mio. Euro investive Haushaltsreste
übertragen. Zusammen mit den für 2020 geplanten Investitionen in Höhe von 30,4
Mio. Euro stehen insgesamt 76,5 Mio. Euro (davon 35,4 Mio. Euro) für den
Breitbandausbau) zur Verfügung.
Die
Umsetzung dieser Maßnahmen muss zunächst abgewartet werden, bevor eine
Neubewertung des Eckwertebeschlusses erfolgen kann. Problematisch wird die Realisierung,
wenn die Liquidität nicht mehr in dem jetzigen Maß zur Verfügung steht und
Kreditermächtigungen nicht in der erforderlichen Höhe vorhanden sind. Für Investitionen
ist eine Übertragbarkeit bis zur Beendigung der Maßnahme möglich, die
Kreditermächtigung verfällt im übernächsten Jahr nach der Veranschlagung.