Das Gremium nimmt Kenntnis.
Sachverhalt
Im aktuellen NahverkehrspIan
für den Landkreis Nienburg/Weser werden die nachfolgenden Ziele für eine
Verbesserung des ÖPNV-Angebotes benannt und ein klares Leitbild formuliert:
„Das ÖPNV-Angebot ist aufgrund seiner Bedienungsqualität so attraktiv, dass es
als echte Alternative zum motorisierten
Individualverkehr wirksam wird.“
In allen Teilen des
Landkreises Nienburg/Weser soll eine ausreichende
Bedienung mit Verkehrsleistungen im öffentlichen Personennahverkehr
sichergestellt werden.
Das Bedienungsangebot wird
mit einem hierarchischen Liniennetz
von Stadtbus-, Regio- und Lokal-Linien, den jeweiligen raumstrukturellen
Erfordernissen entsprechend, unterbreitet. Dabei werden mit den Regio-Linien auf möglichst direktem
Linienweg alle Grundzentren im Kreisgebiet miteinander und vor allem auch mit
der Kreisstadt Nienburg verbunden. Mit den Lokal-Linien werden die
kleineren Ortschaften und Siedlungen mit den Grundzentren verbunden. Mit den
Stadtbuslinien wird ein Taktverkehr in der Kreisstadt angeboten. An den Verknüpfungspunkten zwischen Bus- und
Bahnverkehr, besonders an den Bahnhöfen Eystrup und Nienburg, sind die
Busfahrpläne, soweit möglich, auf die Zugzeiten
angepasst.
Grundsätzlich soll zukünftig
der Umfang des derzeitigen Fahrplanangebots
verbessert werden, indem insbesondere Zeiten und Räume ohne Angebot
minimiert werden.
Ferner soll auf den
Regio-Linien eine Bedienung mit einem verlässlichen
Takt erfolgen. Damit kann bereits ein großer Teil der Bevölkerung erreicht
werden. In den nicht von den Regio-Linien erschlossenen Räumen sowie in Zeiten
schwacher Nachfrage sollen alternative, flexible
Bedienungsgebote, wie z.B. Anrufbussysteme, unterbreitet werden, um für die
Bevölkerung in den ländlichen Räumen Mobilitätsangebote zu schaffen.
Zum Erreichen dieser Ziele
bis zum Ende des laufenden Nahverkehrsplanes im Jahr 2023 könnte eine deutliche
Ausweitung des aktuellen Fahrplanangebotes erfolgen. Mit dieser Vorlage werden
unter anderem verschiedene Maßnahmen benannt, welche zur Verbesserung des Busangebotes
möglich sind. Ein konkreter Zeitplan konnte aufgrund des Corona-bedingten
Fahrgasteinbruches allerdings noch nicht aufgestellt werden. Denn
Fahrplanausweitungen können erst dann sinnvollerweise erfolgen, wenn sich die
Fahrgastzahlen im Regionalbusverkehr wieder dem Niveau aus den Monaten Januar/
Februar 2020 angenähert haben.
Zur Finanzierung der
Maßnahmen können die Finanzmittel gem. §§ 7 (5) und 7b Niedersächsisches
Nahverkehrsgesetz (NNVG) verwendet werden. Für neue flexible Angebote wäre für
einen befristeten Zeitraum grundsätzlich eine zusätzliche Förderung aus dem Programm „Verbesserung der
Stadt-/Umlandmobilität im öffentlichen Personennahverkehr (Flexible
Bedienformen)“ der NBank möglich. Hier könnten insbesondere die
Betriebskostendefizite, die bei der Erprobung oder beim Betrieb der flexiblen
Bedienformen entstehen, zu 50% gefördert werden. Allerdings setzt diese
Förderung ein Antragsverfahren und besondere Bedingungen voraus (z.B. müssen
CO2-Einsparpotentiale ermittelt werden). Zudem ist die Förderung zeitlich
beschränkt (30.06.2022).
Vorschläge für Maßnahmen zur Verbesserung des
Bedienungsangebotes
Die Vorgabe des
Nahverkehrsplanes zur Ausweitung des Fahrplanangebotes könnte in verschiedenen
Stufen umgesetzt werden. Dabei stehen die Regio-Linien als Rückgrat des
ÖPNV-Netzes im Landkreises Nienburg/Weser ganz oben auf der Prioritätenliste.
Die Verbesserungen sollen abgestimmt auf die verschiedenen Verkehrszeiten und
Wochentage umgesetzt werden, teilweise auch zu verschiedenen Zeitpunkten. Erst
nach erfolgreicher Optimierung der Regio-Linien wäre es sinnvoll, auch die Angebote
auf den Lokal-Linien zu verbessern.
Folgende Maßnahmen könnten
in die Überlegungen mit einbezogen werden:
A.
Neue Angebote an Werktagen – Priorität II
Ziel: Stündliches Fahrplanangebot
auf den Regio-Linien von Montag bis Freitag (S + F)* und ein Zwei-Stunden-Takt am
Samstag (S +F)* |
Neue Regelangebote auf den Linien
10, 20, 30, 40, 50 und 60 |
Schaffung eines verlässlichen
Angebotes von 5:00 bis 19:00 Uhr von Mo bis Fr und am Samstag von 7:00 bis
17:00 Uhr; Verzicht auf Taktverkehre nur bei Schulbindung von Fahrten |
*Das `S´ steht in den Fahrplänen
für Schultage und das `F´ für Ferientage; die meisten Fahrpläne unterscheiden
sich heute in Ihrem Angebot an Schul- und Ferientagen |
Auf den sechs Regio-Linien
10 bis 60 gibt es aktuell kein einheitliches Angebot. Sowohl Betriebsstart und
-ende als auch die Fahrtenhäufigkeit unterscheidet sich teilweise deutlich von
Linie zu Linie. Zudem unterscheidet sich das Angebot auf den einzelnen Linien
noch einmal zwischen Schul- und Ferientagen. Durch einen festen Zeitrahmen für
die genannten Regio-Linien sowie denselben
Bedienungsstandard (stündliches Fahrplanangebot je Richtung), wird das
Regio-Liniennetz einen deutlichen Qualitätsanstieg erfahren und damit auch der
gesamte Busverkehr im Landkreis. Für die Regio-Linie 70 (Uchte – Diepenau –
Rahden) soll noch geprüft werden, ob es sinnvoll ist, das Angebot auf dieser
Linie ebenfalls auszuweiten oder ob die Linie in den Status einer Lokal-Linie
zurückgesetzt wird.
Um alle Gemeindehauptorte in
gleicher Qualität an das Mittelzentrum Nienburg anzubinden, sollen für alle
Regio-Linien dieselben Standards gelten. Durch diese Maßnahme wird auch die
Verknüpfung zur Schiene am Bahnhof in Nienburg und damit die überregionale
Erreichbarkeit der Fläche des Landkreises verbessert.
Für ein stündliches Angebot
von 5:00 bis 19:00 Uhr sind pro Linie und Fahrtrichtung 14 Fahrten notwendig.
Wobei die ersten Fahrten auf allen Linien um 6:45 Uhr den Bahnhof in Nienburg
erreichen und die letzten regulären Fahrten ab Nienburg, Bahnhof um 19:15 Uhr
abfahren.
Die Fahrtenhäufigkeit wird
bereits heute auf den Linien 10 und 20 erreicht, auf der Linie 60 fehlt nur
eine Fahrt am Abend von Uchte nach Nienburg an Schultagen und zwei Fahrten an
Ferientagen. Ähnlich gut sieht es auf der Linie 30 mit 1,5 fehlenden Fahrten an
Schultagen und 3,5 fehlenden Fahrten in den Ferien aus.
Auf der Linie 40 fehlen bereits
3,5 Fahrten an Schul- und 4,5 Fahrten an Ferientagen. Weit hinter dem Angebot
der bereits genannten Linien bleibt die Linie 50 zwischen Rehburg-Loccum und
Nienburg zurück. Auf dieser Linie fehlen 11 Fahrten an Schultagen und 15
Fahrten in den Ferien.
Für die Schließung aller
Angebotslücken von Mo bis Fr an Schul- wie an Ferientagen würden zusätzliche
Kosten von ca. 430 TEUR p.a. entstehen. Hierbei wurde bereits der
Einsatz eines neuen Busses berücksichtigt.
Die Erstellung eines reinen
Taktfahrplanes mit stündlichen Abfahrtszeiten zur selben Minuten kann trotz des
hohen Finanzaufwandes nicht erreicht werden, da die Bedürfnisse der
Hauptfahrgastgruppe, die Schüler*innen, nicht 1:1 mit den Zugzeiten in Nienburg
korrespondieren. Im Sinne eines effizienten Mitteleinsatzes werden somit auch
in Zukunft die Fahrpläne zu den Hauptzeiten der Schülerbeförderung an den
Unterrichtszeiten ausgerichtet bleiben.
Die zusätzlichen Kosten für die Fahrplanausweitung
können mit den Finanzmitteln gem. § 7b NNVG finanziert werden.
Für die Umsetzung einheitlicher Bedienungsstandards an
den Samstagen von 8:00 bis 17:00 Uhr, jeweils 5 Fahrten pro Richtung im
Zwei-Stunden-Takt, sind zusätzlich 15 TEUR p.a. notwendig. Dieser
Standard ist auf den Linien 10 bis 30 bereits weitgehend umgesetzt. Auf den
Linien 40 und 50 fehlen jeweils zwei Fahrtenangebote und auf der Linie 60 muss
das vorhandene Angebot nur zeitlich angepasst werden.
B.
Neue Angebote an Sonn- und Feiertagen –
Priorität I
Ziel: neue Angebote auf den
Hauptlinien an Sonn- und Feiertagen (S + F) |
Neue Regelangebote auf den Linien
10, 20 und 30 zwischen 10:00 und 17:00 Uhr im 2-Stunden-Takt |
Prüfung eines ALT-Angebot in
gleicher Zeitlage für die Linien 40 + 42 als Pilot |
|
Bisher bietet nur eine VLN-Linie auch sonntags Fahrten
an: Die Linie 6053 wurde im Dezember 2018 neu eingeführt und bedient einen
Großteil der Linienführung der Linien 53 und 60 am Sonntag mit 3 bzw. 4 Fahrten
je Richtung. In den anderen Bereichen des Landkreises gibt es – bis auf
Ausnahmen durch die VBN-Linie 138 und 150 – keinen Buslinienverkehr. Diese
große Fahrplanlücke für alle Sonn- und Feiertage mindert die Attraktivität des
Buslinienverkehres erheblich.
Somit soll das Sonntagsangebot mit einem festen
Fahrplan auf die Regio-Linien 10, 20 und 30 ausgeweitet werden. Angestrebt
werden vier Fahrten pro Richtung, jeweils mit Anbindung an die Schiene am
Bahnhof in Nienburg.
Um neue Erfahrungen zum Sonntagsverkehr gleich für
verschiedene Angebotsarten zu erhalten, soll es sowohl neue Regelangebote als
auch neue flexible Leistungen geben. Hierzu wird derzeit geprüft, ob sich die
Linie 40 für ein flexibles Angebot an Sonntagen eignen würde.
Auf der Linie 50 soll vorerst kein eigenes
Sonntagsangebot eingeführt werden, da die Stadt Rehburg-Loccum über die Linie
6053 sonntags mit Nienburg verbunden ist.
Für die Einführung der zusätzlichen Sonntagsangebote
auf den vier Linien würden Kosten von rund 125 TEUR p.a.
entstehen. Die Kosten können sich reduzieren, wenn der Abruf von Leistungen auf
der Linie 40 gering ausfällt.
Die darin enthaltenen Kosten für die Ausweitung auf
der Linie 40 in Höhe von 36 TEUR könnten
bis zum 30.06.2022 zu 50% aus EFRE-Mitteln des Landes Niedersachsen gefördert
werden. Die weiteren Kosten der Linie 40 sowie die kompletten Kosten für die
neuen Angebote der Linien 10, 20 und 30 können mit den Finanzmitteln gemäß
§ 7b NNVG finanziert werden.
Eine Umsetzung könnte relativ zügig erfolgen, da
ausreichende Buskapazitäten an Sonntagen
vorhanden sind. Angestrebt war die Umsetzung bereits zum 31.10.2020, um
in den nachfragestarken Wintermonaten bereits auf weiteren Linien Sonntagsverkehre
anbieten zu können. Aufgrund der andauernden Corona-Lage muss die Situation im
ÖPNV jedoch im September noch einmal analysiert werden. Erst dann können ein
möglicher Einführungstermin sowie der exakte Maßnahmenumfang mit der Politik
abgestimmt werden.
C.
Neue Angebote in den Abendstunden -
Anrufbus- oder –taxi
– Priorität I bis II
Für neue Angebote in den Abendstunden
sollen flexible Bedienformen als Anrufbus- oder Taxileistungen angeboten
werden.
Ziel: Ausweitung des Fahrplanangebotes am Abend für die
Regio-Linien Linien 10 bis 60 mit einem flexiblen Angebot (Fahrtwunsch muss
angemeldet werden) |
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Mo – Fr |
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20:15 bis 23:15 |
stündliche Abfahrt ab Nienburg
Bahnhof (Bestellung 60 Min im Voraus) |
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|
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|
In einem ersten Schritt soll der Fahrplan der sechs
Regio-Linien 10 bis 60 von Montag bis Freitag ab Nienburg erweitert werden.
Vier zusätzliche Abfahrten, angelehnt an die Zugankünfte der RE-Züge aus Bremen
und Hannover sollen angeboten werden. Ein Zustieg wird nur an drei
Haltestellen in Nienburg möglich sein, der Ausstieg jedoch an allen
Haltestellen der jeweiligen Linien.
Die Fahrplanausweitung am Abend soll ein Pilotprojekt
zur Erprobung flexibler Bedienformen im Landkreis Nienburg auf den Regio-Linien
werden. Die Kosten könnten bis zum 30.06.2022 zu 50% aus EFRE-Mitteln des
Landes Niedersachsen gefördert werden. Die weiteren 50% der Kosten für die
neuen Angebote können mit den Finanzmitteln gemäß § 7b NNVG finanziert
werden.
Für das neue Angebot muss mit Kosten in Höhe von rund 200
TEUR p.a. kalkuliert werden. Dabei wurde eine Abrufquote von 70%
unterstellt.
Um eine Ko-Finanzierung aus EFRE-Mitteln für einen
repräsentativen Zeitraum zu erhalten, müssen die neuen Angebote möglichst zum
Fahrplanwechsel im Dezember 2020 gestartet werden.
D. Neue
Angebote auf den Lokal-Linien Montag bis Freitag – Priorität III
Ziel für Lokal-Linien Mo - Fr (S + F) mit ÖPNV-Funktion |
|
Ergänzung der Regio-Linien |
Linien 17, 18, 21, 31 + 42 |
Fahren auf Lücke zum Angebot der
Regio-Linien |
|
Beachtung von Anschlüssen von Bus
und Bahn |
plus Linien 15 + 53 |
Hier sollen bestimmte
Leistungen und Angebote, die sich bisher weitgehend auf die Schulzeit
beschränken auch in den Ferienzeiten sowie in Stunden außerhalb der
Schülerbeförderung angeboten werden.
Das Projekt ist als ständige
Aufgabe zu sehen, die Fahrpläne kontinuierlich zu optimieren. Dabei sollen
vorrangig vorhanden Mittel eingesetzt werden.
In der Priorität steht die
Verbesserung des Fahrplanangebotes auf den Lokal-Linien erst an zweiter Stelle,
nach einer erfolgten Optimierung auf den Regio-Linien. Zudem sollen auch die
Erfahrungen mit den angestrebten flexiblen Bedienformen für Fahrplanverbesserungen
auf den Lokal-Linien einfließen.
E.
Einführung eines 50/50 Taxi-Angebotes auch
außerhalb von Nienburg - keine Priorität
Mit dem 50/50 Taxi sollen
bestimmte Fahrgastgruppen (Kinder und Jugendliche, Senior*innen, Inhaber*innen
einer VLN-Zeitkarte und behinderte Menschen) in den Zeitlagen bzw. Regionen, in
denen kein ÖPNV-Angebot im Linienverkehr angeboten wird (d.h. zwischen 20 und 5
Uhr an Werktagen sowie sonn- und feiertags), nur den halben Preis für die
Beförderung im Taxi bezahlen. Sie erhalten hierfür nach Beantragung einer
Berechtigungskarte Bons im Wert von 50 €, die sie innerhalb eines Jahres für
Fahrten im Taxi einsetzen können (die Rabattierung ist auf max. 50% beschränkt).
Damit ist die Begünstigung pro Berechtigten auf 50 € / a begrenzt. Es wird zunächst von einer Nutzergruppe von max.
2.000 Personen ausgegangen, die jeweils Bons im Wert von 50 € erhalten sollen.
Damit würden die Nettokosten auf maximal 100 TEUR p.a. begrenzt
werden können. Erfahrungen aus dem Landkreis Schaumburg zeigen, dass nicht alle
Berechtigungskarten abgerufen werden und von den ausgegebenen Bons wiederum
nicht alle eingelöst werden. Der Finanzbedarf im Landkreis Schaumburg liegt
aktuell für diese Projekt bei unter 50% der zur Verfügung stehenden Mittel.
Die Einführung des 50/50
Taxis soll als Option für die Zukunft gelten, wenn die eingangs erwähnten
Schritte A bis D nicht ausreichen sollten oder nicht vollständig umgesetzt
werden. Auch soll der Erfolg des Angebotes eines 50/50-Taxis bei der Stadt
Nienburg betrachtet werden und als Entscheidungshilfe dienen, ob das Angebot
auch für die Fläche des Landkreises erfolgreich eingeführt werden könnte.
Die zusätzlichen Kosten für
ein neues Angebot 50/50-Taxi können mit den Finanzmitteln gem. § 7b NNVG
finanziert werden.
Anlagen:
·
ohne