Betreff
Zukunftskonzept 2020 zur Verbesserung des ÖPNV – Angebotes
Vorlage
2020/104
Art
Bericht

Das Gremium nimmt Kenntnis.


Sachverhalt

Im aktuellen NahverkehrspIan für den Landkreis Nienburg/Weser werden die nachfolgenden Ziele für eine Verbesserung des ÖPNV-Angebotes benannt und ein klares Leitbild formuliert: „Das ÖPNV-Angebot ist aufgrund seiner Bedienungsqualität so attraktiv, dass es als echte Alternative zum motorisierten Individualverkehr wirksam wird.“

In allen Teilen des Landkreises Nienburg/Weser soll eine ausreichende Bedienung mit Verkehrsleistungen im öffentlichen Personennahverkehr sichergestellt werden.

Das Bedienungsangebot wird mit einem hierarchischen Liniennetz von Stadtbus-, Regio- und Lokal-Linien, den jeweiligen raumstrukturellen Erfordernissen entsprechend, unterbreitet. Dabei werden mit den Regio-Linien auf möglichst direktem Linienweg alle Grundzentren im Kreisgebiet miteinander und vor allem auch mit der Kreisstadt Nienburg verbunden. Mit den Lokal-Linien werden die kleineren Ortschaften und Siedlungen mit den Grundzentren verbunden. Mit den Stadtbuslinien wird ein Taktverkehr in der Kreisstadt angeboten. An den Verknüpfungspunkten zwischen Bus- und Bahnverkehr, besonders an den Bahnhöfen Eystrup und Nienburg, sind die Busfahrpläne, soweit möglich, auf die Zugzeiten angepasst.

Grundsätzlich soll zukünftig der Umfang des derzeitigen Fahrplanangebots verbessert werden, indem insbesondere Zeiten und Räume ohne Angebot minimiert werden.

Ferner soll auf den Regio-Linien eine Bedienung mit einem verlässlichen Takt erfolgen. Damit kann bereits ein großer Teil der Bevölkerung erreicht werden. In den nicht von den Regio-Linien erschlossenen Räumen sowie in Zeiten schwacher Nachfrage sollen alternative, flexible Bedienungsgebote, wie z.B. Anrufbussysteme, unterbreitet werden, um für die Bevölkerung in den ländlichen Räumen Mobilitätsangebote zu schaffen.

Zum Erreichen dieser Ziele bis zum Ende des laufenden Nahverkehrsplanes im Jahr 2023 könnte eine deutliche Ausweitung des aktuellen Fahrplanangebotes erfolgen. Mit dieser Vorlage werden unter anderem verschiedene Maßnahmen benannt, welche zur Verbesserung des Busangebotes möglich sind. Ein konkreter Zeitplan konnte aufgrund des Corona-bedingten Fahrgasteinbruches allerdings noch nicht aufgestellt werden. Denn Fahrplanausweitungen können erst dann sinnvollerweise erfolgen, wenn sich die Fahrgastzahlen im Regionalbusverkehr wieder dem Niveau aus den Monaten Januar/ Februar 2020 angenähert haben.

Zur Finanzierung der Maßnahmen können die Finanzmittel gem. §§ 7 (5) und 7b Niedersächsisches Nahverkehrsgesetz (NNVG) verwendet werden. Für neue flexible Angebote wäre für einen befristeten Zeitraum grundsätzlich eine zusätzliche Förderung aus dem Programm „Verbesserung der Stadt-/Umlandmobilität im öffentlichen Personennahverkehr (Flexible Bedienformen)“ der NBank möglich. Hier könnten insbesondere die Betriebskostendefizite, die bei der Erprobung oder beim Betrieb der flexiblen Bedienformen entstehen, zu 50% gefördert werden. Allerdings setzt diese Förderung ein Antragsverfahren und besondere Bedingungen voraus (z.B. müssen CO2-Einsparpotentiale ermittelt werden). Zudem ist die Förderung zeitlich beschränkt (30.06.2022).

 

Vorschläge für Maßnahmen zur Verbesserung des Bedienungsangebotes

Die Vorgabe des Nahverkehrsplanes zur Ausweitung des Fahrplanangebotes könnte in verschiedenen Stufen umgesetzt werden. Dabei stehen die Regio-Linien als Rückgrat des ÖPNV-Netzes im Landkreises Nienburg/Weser ganz oben auf der Prioritätenliste. Die Verbesserungen sollen abgestimmt auf die verschiedenen Verkehrszeiten und Wochentage umgesetzt werden, teilweise auch zu verschiedenen Zeitpunkten. Erst nach erfolgreicher Optimierung der Regio-Linien wäre es sinnvoll, auch die Angebote auf den Lokal-Linien zu verbessern.

Folgende Maßnahmen könnten in die Überlegungen mit einbezogen werden:

A.   Neue Angebote an Werktagen – Priorität II

Ziel: Stündliches Fahrplanangebot auf den Regio-Linien von Montag bis Freitag (S + F)*

und ein Zwei-Stunden-Takt am Samstag (S +F)*

 

Neue Regelangebote auf den Linien 10, 20, 30, 40, 50 und 60

Schaffung eines verlässlichen Angebotes von 5:00 bis 19:00 Uhr von Mo bis Fr und am Samstag von 7:00 bis 17:00 Uhr; Verzicht auf Taktverkehre nur bei Schulbindung von Fahrten

 

*Das `S´ steht in den Fahrplänen für Schultage und das `F´ für Ferientage; die meisten Fahrpläne unterscheiden sich heute in Ihrem Angebot an Schul- und Ferientagen

 

Auf den sechs Regio-Linien 10 bis 60 gibt es aktuell kein einheitliches Angebot. Sowohl Betriebsstart und -ende als auch die Fahrtenhäufigkeit unterscheidet sich teilweise deutlich von Linie zu Linie. Zudem unterscheidet sich das Angebot auf den einzelnen Linien noch einmal zwischen Schul- und Ferientagen. Durch einen festen Zeitrahmen für die genannten Regio-Linien sowie denselben  Bedienungsstandard (stündliches Fahrplanangebot je Richtung), wird das Regio-Liniennetz einen deutlichen Qualitätsanstieg erfahren und damit auch der gesamte Busverkehr im Landkreis. Für die Regio-Linie 70 (Uchte – Diepenau – Rahden) soll noch geprüft werden, ob es sinnvoll ist, das Angebot auf dieser Linie ebenfalls auszuweiten oder ob die Linie in den Status einer Lokal-Linie zurückgesetzt wird.

Um alle Gemeindehauptorte in gleicher Qualität an das Mittelzentrum Nienburg anzubinden, sollen für alle Regio-Linien dieselben Standards gelten. Durch diese Maßnahme wird auch die Verknüpfung zur Schiene am Bahnhof in Nienburg und damit die überregionale Erreichbarkeit der Fläche des Landkreises verbessert. 

Für ein stündliches Angebot von 5:00 bis 19:00 Uhr sind pro Linie und Fahrtrichtung 14 Fahrten notwendig. Wobei die ersten Fahrten auf allen Linien um 6:45 Uhr den Bahnhof in Nienburg erreichen und die letzten regulären Fahrten ab Nienburg, Bahnhof um 19:15 Uhr abfahren.

Die Fahrtenhäufigkeit wird bereits heute auf den Linien 10 und 20 erreicht, auf der Linie 60 fehlt nur eine Fahrt am Abend von Uchte nach Nienburg an Schultagen und zwei Fahrten an Ferientagen. Ähnlich gut sieht es auf der Linie 30 mit 1,5 fehlenden Fahrten an Schultagen und 3,5 fehlenden Fahrten in den Ferien aus.

Auf der Linie 40 fehlen bereits 3,5 Fahrten an Schul- und 4,5 Fahrten an Ferientagen. Weit hinter dem Angebot der bereits genannten Linien bleibt die Linie 50 zwischen Rehburg-Loccum und Nienburg zurück. Auf dieser Linie fehlen 11 Fahrten an Schultagen und 15 Fahrten in den Ferien.

Für die Schließung aller Angebotslücken von Mo bis Fr an Schul- wie an Ferientagen würden zusätzliche Kosten von ca. 430 TEUR p.a. entstehen. Hierbei wurde bereits der Einsatz eines neuen Busses berücksichtigt.

Die Erstellung eines reinen Taktfahrplanes mit stündlichen Abfahrtszeiten zur selben Minuten kann trotz des hohen Finanzaufwandes nicht erreicht werden, da die Bedürfnisse der Hauptfahrgastgruppe, die Schüler*innen, nicht 1:1 mit den Zugzeiten in Nienburg korrespondieren. Im Sinne eines effizienten Mitteleinsatzes werden somit auch in Zukunft die Fahrpläne zu den Hauptzeiten der Schülerbeförderung an den Unterrichtszeiten ausgerichtet bleiben.

Die zusätzlichen Kosten für die Fahrplanausweitung können mit den Finanzmitteln gem. § 7b NNVG finanziert werden.

Für die Umsetzung einheitlicher Bedienungsstandards an den Samstagen von 8:00 bis 17:00 Uhr, jeweils 5 Fahrten pro Richtung im Zwei-Stunden-Takt, sind zusätzlich 15 TEUR p.a. notwendig. Dieser Standard ist auf den Linien 10 bis 30 bereits weitgehend umgesetzt. Auf den Linien 40 und 50 fehlen jeweils zwei Fahrtenangebote und auf der Linie 60 muss das vorhandene Angebot nur zeitlich angepasst werden.

 

B.   Neue Angebote an Sonn- und Feiertagen – Priorität I

Ziel: neue Angebote auf den Hauptlinien an Sonn- und Feiertagen (S + F)

 

Neue Regelangebote auf den Linien 10, 20 und 30 zwischen 10:00 und 17:00 Uhr im 2-Stunden-Takt

 

Prüfung eines ALT-Angebot in gleicher Zeitlage für die Linien 40 + 42 als Pilot

 

 

Bisher bietet nur eine VLN-Linie auch sonntags Fahrten an: Die Linie 6053 wurde im Dezember 2018 neu eingeführt und bedient einen Großteil der Linienführung der Linien 53 und 60 am Sonntag mit 3 bzw. 4 Fahrten je Richtung. In den anderen Bereichen des Landkreises gibt es – bis auf Ausnahmen durch die VBN-Linie 138 und 150 – keinen Buslinienverkehr. Diese große Fahrplanlücke für alle Sonn- und Feiertage mindert die Attraktivität des Buslinienverkehres erheblich. 

Somit soll das Sonntagsangebot mit einem festen Fahrplan auf die Regio-Linien 10, 20 und 30 ausgeweitet werden. Angestrebt werden vier Fahrten pro Richtung, jeweils mit Anbindung an die Schiene am Bahnhof in Nienburg.

Um neue Erfahrungen zum Sonntagsverkehr gleich für verschiedene Angebotsarten zu erhalten, soll es sowohl neue Regelangebote als auch neue flexible Leistungen geben. Hierzu wird derzeit geprüft, ob sich die Linie 40 für ein flexibles Angebot an Sonntagen eignen würde.

Auf der Linie 50 soll vorerst kein eigenes Sonntagsangebot eingeführt werden, da die Stadt Rehburg-Loccum über die Linie 6053 sonntags mit Nienburg verbunden ist.

Für die Einführung der zusätzlichen Sonntagsangebote auf den vier Linien würden Kosten von rund 125 TEUR p.a. entstehen. Die Kosten können sich reduzieren, wenn der Abruf von Leistungen auf der Linie 40 gering ausfällt.

Die darin enthaltenen Kosten für die Ausweitung auf der Linie 40 in Höhe von  36 TEUR könnten bis zum 30.06.2022 zu 50% aus EFRE-Mitteln des Landes Niedersachsen gefördert werden. Die weiteren Kosten der Linie 40 sowie die kompletten Kosten für die neuen Angebote der Linien 10, 20 und 30 können mit den Finanzmitteln gemäß § 7b NNVG finanziert werden.

Eine Umsetzung könnte relativ zügig erfolgen, da ausreichende Buskapazitäten an Sonntagen  vorhanden sind. Angestrebt war die Umsetzung bereits zum 31.10.2020, um in den nachfragestarken Wintermonaten bereits auf weiteren Linien Sonntagsverkehre anbieten zu können. Aufgrund der andauernden Corona-Lage muss die Situation im ÖPNV jedoch im September noch einmal analysiert werden. Erst dann können ein möglicher Einführungstermin sowie der exakte Maßnahmenumfang mit der Politik abgestimmt werden. 

 

C.   Neue Angebote in den Abendstunden - Anrufbus- oder –taxi 

– Priorität I bis II

Für neue Angebote in den Abendstunden sollen flexible Bedienformen als Anrufbus- oder Taxileistungen angeboten werden.

Ziel: Ausweitung des Fahrplanangebotes am Abend für die Regio-Linien Linien 10 bis 60 mit einem flexiblen Angebot (Fahrtwunsch muss angemeldet werden)

 

Mo – Fr

20:15 bis 23:15

stündliche Abfahrt ab Nienburg Bahnhof (Bestellung 60 Min im Voraus)

 

 

 

 

In einem ersten Schritt soll der Fahrplan der sechs Regio-Linien 10 bis 60 von Montag bis Freitag ab Nienburg erweitert werden. Vier zusätzliche Abfahrten, angelehnt an die Zugankünfte der RE-Züge aus Bremen und Hannover sollen angeboten werden. Ein Zustieg wird nur an drei Haltestellen in Nienburg möglich sein, der Ausstieg jedoch an allen Haltestellen der jeweiligen Linien.

Die Fahrplanausweitung am Abend soll ein Pilotprojekt zur Erprobung flexibler Bedienformen im Landkreis Nienburg auf den Regio-Linien werden. Die Kosten könnten bis zum 30.06.2022 zu 50% aus EFRE-Mitteln des Landes Niedersachsen gefördert werden. Die weiteren 50% der Kosten für die neuen Angebote können mit den Finanzmitteln gemäß § 7b NNVG finanziert werden.

Für das neue Angebot muss mit Kosten in Höhe von rund 200 TEUR p.a. kalkuliert werden. Dabei wurde eine Abrufquote von 70% unterstellt.

Um eine Ko-Finanzierung aus EFRE-Mitteln für einen repräsentativen Zeitraum zu erhalten, müssen die neuen Angebote möglichst zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 gestartet werden.

 

 

 

D.   Neue Angebote auf den Lokal-Linien Montag bis Freitag – Priorität III

Ziel für Lokal-Linien Mo - Fr (S + F) mit ÖPNV-Funktion

 

Ergänzung der Regio-Linien

Linien 17, 18, 21, 31 + 42

Fahren auf Lücke zum Angebot der Regio-Linien

Beachtung von Anschlüssen von Bus und Bahn

plus Linien 15 + 53

 

Hier sollen bestimmte Leistungen und Angebote, die sich bisher weitgehend auf die Schulzeit beschränken auch in den Ferienzeiten sowie in Stunden außerhalb der Schülerbeförderung angeboten werden.

Das Projekt ist als ständige Aufgabe zu sehen, die Fahrpläne kontinuierlich zu optimieren. Dabei sollen vorrangig vorhanden Mittel eingesetzt werden.

In der Priorität steht die Verbesserung des Fahrplanangebotes auf den Lokal-Linien erst an zweiter Stelle, nach einer erfolgten Optimierung auf den Regio-Linien. Zudem sollen auch die Erfahrungen mit den angestrebten flexiblen Bedienformen für Fahrplanverbesserungen auf den Lokal-Linien einfließen.

 

 

E.   Einführung eines 50/50 Taxi-Angebotes auch außerhalb von Nienburg - keine Priorität

Mit dem 50/50 Taxi sollen bestimmte Fahrgastgruppen (Kinder und Jugendliche, Senior*innen, Inhaber*innen einer VLN-Zeitkarte und behinderte Menschen) in den Zeitlagen bzw. Regionen, in denen kein ÖPNV-Angebot im Linienverkehr angeboten wird (d.h. zwischen 20 und 5 Uhr an Werktagen sowie sonn- und feiertags), nur den halben Preis für die Beförderung im Taxi bezahlen. Sie erhalten hierfür nach Beantragung einer Berechtigungskarte Bons im Wert von 50 €, die sie innerhalb eines Jahres für Fahrten im Taxi einsetzen können (die Rabattierung ist auf max. 50% beschränkt). Damit ist die Begünstigung pro Berechtigten auf 50 € / a begrenzt. Es wird  zunächst von einer Nutzergruppe von max. 2.000 Personen ausgegangen, die jeweils Bons im Wert von 50 € erhalten sollen. Damit würden die Nettokosten auf maximal 100 TEUR p.a. begrenzt werden können. Erfahrungen aus dem Landkreis Schaumburg zeigen, dass nicht alle Berechtigungskarten abgerufen werden und von den ausgegebenen Bons wiederum nicht alle eingelöst werden. Der Finanzbedarf im Landkreis Schaumburg liegt aktuell für diese Projekt bei unter 50% der zur Verfügung stehenden Mittel.

Die Einführung des 50/50 Taxis soll als Option für die Zukunft gelten, wenn die eingangs erwähnten Schritte A bis D nicht ausreichen sollten oder nicht vollständig umgesetzt werden. Auch soll der Erfolg des Angebotes eines 50/50-Taxis bei der Stadt Nienburg betrachtet werden und als Entscheidungshilfe dienen, ob das Angebot auch für die Fläche des Landkreises erfolgreich eingeführt werden könnte.

Die zusätzlichen Kosten für ein neues Angebot 50/50-Taxi können mit den Finanzmitteln gem. § 7b NNVG finanziert werden.

 


Anlagen:

 

·         ohne