Mitgliedschaft in dem Verein Transferagentur Niedersachsen e.V.
Der Landkreis Nienburg/Weser tritt dem Verein „Transferagentur Niedersachsen e.V.“ als Vollmitglied bei. Der jährliche Mitgliedsbeitrag für die Vollmitgliedschaft wird in den Haushalten 2024ff. bereitgestellt.
Sachverhalt
Im Folgenden geht es um die zukünftige
Zusammenarbeit des Landkreises Nienburg/Weser mit der Transferagentur
Niedersachsen in Form einer Vereinsmitgliedschaft.
In diesem Zusammenhang ist es aus Sicht der
Verwaltung notwendig, die Entwicklungen der letzten Jahre zu erläutern und
einen Ausblick auf die anstehenden Projekte und Aufgaben zu geben:
2013 wurden bundesweit Transferagenturen als Teil
der „Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement“, gefördert vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung, ins Leben gerufen. Seitdem
beraten die Transferagenturen in den einzelnen Bundesländern zum Thema
effiziente, zukunftssichere Bildungssteuerung. Ziel der für die Kommunen
bislang kostenfreien Beratungen ist eine optimierte und bedarfsgerechte
Aufstellung des kommunalen Bildungsangebotes, eine bessere Planbarkeit,
Kostentransparenz, Vermeidung von Doppelstrukturen und eine Steigerung der Qualität.
Im Jahr 2021 wurde das Förderprogramm „Bildungskommune“ aufgelegt. Die
Transferagentur Niedersachsen, die seit 2017 mit dem Bildungsbüro des Landkreises
eng zusammenarbeitet, hat bereits im Oktober 2021 auf das Förderprogramm
hingewiesen. Daher wurden von Seiten der Verwaltung mehrfach Überlegungen angestellt,
ob das Förderprogramm in Anspruch genommen werden soll. Da das Projekt „nur“
mit 40 % Bundesmitteln gefördert wird, erschien der vom Landkreis aufzubringende
Eigenanteil sehr hoch.
Zudem waren die Förderbedingungen, insbesondere im
Hinblick auf die Förderung von Personalkosten, nicht eindeutig erkennbar. So
haben auch andere Landkreise ihren ursprünglichen Förderantrag zwischenzeitlich
nachbessern müssen.
Daher wurde die Inanspruchnahme bzw. Antragstellung
von Anfang an kritisch hinterfragt. Dies beruhte insbesondere auf die vom
Landkreis zu tragenden Kosten, der unklaren Ausgangsvoraussetzungen und der
anfänglich fehlenden Perspektive für ein nachhaltiges Einsetzen der
finanziellen Ressourcen.
Förderziel der Bildungskommune ist die Etablierung
digital-/analogvernetzter Bildungslandschaften für lebenslanges Lernen.
Insbesondere wurde ein ganzheitliches Gesamtkonzept gefordert.
In der zweiten Jahreshälfte 2022 kristallisierte
sich heraus, dass der Landkreis Nienburg sich stärker im Thema
Fachkräfteentwicklung engagieren sollte. Neben der allgemein spürbaren
Notwendigkeit wurde das Thema „Transformation“ von der örtlichen Bundesagentur
für Arbeit Verden-Nienburg in der „Lenkungsgruppe Bildungskoordination“
aufgerufen und die Schaffung eines Weiterbildungsverbundes mit diesem
Schwerpunkt angeregt. Die Zusammenarbeit mit dem Schwerpunkt der Fachkräfteentwicklung
bot sich an, so dass die finanzielle Unterstützung durch das Förderprogrammes
Bildungskommune nochmals geprüft wurde. Es wurde nochmals eruiert, welche
Kosten auf den Landkreis Nienburg zukommen würden, wenn im Rahmen eines
Weiterbildungsverbundes ein Bildungsportal geschaffen würde. Da die Stadt
Wolfsburg ein solches Bildungsportal bereits initiiert hat, konnte das Bildungsbüro
auf die Kostenkalkulation zugreifen und so die aller Voraussicht anstehenden
Kosten errechnen. Das Förderprojekt Bildungskommune ist auf vier Jahre
angelegt. In diesen Zeitraum wäre eine Gesamtsumme von einer knappen Mio. Euro
für das Projekt aufzubringen gewesen. Die Förderquote des BMBF besteht nur in
Höhe von 40 %. Dementsprechend müsste der Landkreis Nienburg jährlich eine
Summe von 145.000,00 € - 150.000,00 € in das Projekt investieren, da hierfür
keine Fördermittel generiert werden können.
Da sich der Landkreis Nienburg bereits über die
beiden Zukunftsregionen und auch das MehrWert-Büro der Thematik
Fachkräfteentwicklung im ländlichen Raum annimmt, erscheint es als nicht
notwendig, einen Betrag von ggfls. 150.000,00 € jährlich in ein weitere Projekt
zu stecken. Vielmehr erscheint es sinnvoll, dass mit den Mitgliedern der „Lenkungsgruppe
Bildungskoordination“ in eine Weiterentwicklung eingestiegen wird, um die
bestehenden und in Gründung befindlichen Netzwerke zu unterstützen und zu
ergänzen. Da hierfür aber kein kostenintensives Bildungsportal geschaffen
werden muss, dies aber wie gesagt Grundvoraussetzung für die Förderung über das
Förderprogramm Bildungskomme ist, hat sich der Landkreis Nienburg gegen die
Stellung eines Antrages auf Fördermittel aus dem Programm des BMBF entschieden.
Die in den nächsten Jahren anstehenden
Schwerpunkte, insbesondere die Fachkräftegewinnung und -sicherung, die
Installation einer integrierten Sozialplanung sowie die Umsetzung der Vorgaben
des § 24 SGB VIII (Ganztagesanspruch von Grundschüler: innen), können jedoch
nur unter Zuhilfenahme externer Hilfe umgesetzt werden.
Seit 2017 wird der Landkreis Nienburg von der
Transferagentur Niedersachsen begleitet. Sie unterstützt den Auf- und Ausbau
eines datenbasierten Bildungsmanagements in Landkreisen, kreisfreien Städten
oder regionalen Verbünden von Kommunen. Sie agiert dabei als neutrale,
unabhängige Akteurin, die Kommunen bedarfsgerecht bei ihren Veränderungsprozessen
begleitet.
Die grundlegenden Aufgaben der Transferagentur
liegen in der Ermittlung und Aufbereitung von best-practise-Beispielen und
Erfahrungen kommunaler Praxis sowie der Vermittlung diesen Wissens zwischen
Kommunen, Bildungsregionen und Akteur: innen der Zivilgesellschaft.
In den letzten Jahren haben das Bildungsbüro und
die Transferagentur eng zusammengearbeitet. So erbrachte die Transferagentur
Niedersachsen von Januar 2019 bis Juni 2022 insgesamt 336 Stunden an
individuellen Dienstleistungen für die Unterzeichnerin und Herrn EKR Klein
sowie die Mitarbeiter: in des Bildungsbüros. Darunter fallen Recherchen,
Reflexionsgespräche, Kontaktbörse und fachbereichsübergreifende Workshops.
Über die (Bildungs-) Arbeit des Landkreises
Nienburg wurde in verschiedenen Broschüren der Transferagentur, aber auch dem
Mitteilungsblatt REK Info berichtet. Zudem hat der Landkreis Nienburg die
Auszeichnung „Bildung nach Plan“ erhalten.
Durch die Beratung der Transferagentur konnten
Prozesse optimiert werden. So ist man aufgrund positiver Fallbeispiele dazu
übergegangen vor der Schaffung neuer Angebote eine Bedarfsanalyse durchzuführen,
um so Angebote an die Bevölkerung bedarfsgerecht aufzustellen. Ein
erfolgreiches Beispiel hierfür ist die Umfrage 60+. Im Zuge der Isolierung
durch die Corona-Maßnahmen wurde klar, dass insbesondere die ältere Bevölkerung
an einer stärkeren Vereinsamung litt als die jüngere Bevölkerung. Die
Aufrechterhaltung des Kontaktes mit Freunden und Familie über die Nutzung
digitaler Endgeräte war vielen älteren Menschen nicht möglich. Aber auch die
immer stärkere Digitalisierung von Prozessen, insbesondere im Gesundheitswesen
und des täglichen Lebens, führte zu der Frage, ob durch diese Entwicklung nicht
ein Teil der Bevölkerung abgehängt wird.
In diesem Zusammenhang wurde eine Abfrage nach den
Digitalisierungsbedarfen der Altersgruppe 60+ erstellt, woraufhin bedarfsgerechte
Angebote insbesondere über die Volkshochschule entwickelt werden konnten, die
von der Bevölkerung sehr gut angenommen werden.
Ein weiteres Projekt, das auf der durch die Umfrage
beschafften Datenbasis fußt, ist das ins Leben gerufene Projekt der sog.
Digitallots: innen. Durch die Volkshochschule werden Multiplikator:innen
ausgebildet, die dann in der Heimatkommune den Bürger: innen für Fragen rund um
ihre digitalen Endgeräte sowie die digitalen Dienstleistungen zur Seite stehen.
Auch dieses Projekt ist sehr erfolgreich angelaufen. Insbesondere die
Samtgemeinden Heemsen und Weser-Aue sowie der Flecken Steyerberg bieten
regelmäßige Sprechstunden an und bewerben diese durch eigenes Material.
Es besteht die Absicht, die Transferagentur
Niedersachen in den kommenden zwei Jahren in die Einführung der Integrierten
Sozialplanung sowie in die Vernetzung zum Thema Fachkräftegewinnung und -sicherung
einzubinden.
Neben dem Angebot der Prozessbegleitung bietet die
Transferagentur eine Reihe von Fortbildungs- aber auch
Vernetzungsveranstaltungen an. Hierdurch ist es möglich, auch mit anderen
Landkreisen und kreisfreien Städten außerhalb des Altbezirkes Hannover in
Kontakt zu treten. Der Austausch ist immer wieder anregend und führt zu
weiteren Vernetzungstätigkeiten. So profitieren die Teilnehmer: innen durch die
Erfahrung anderer Landkreise und kreisfreien Städte und können dort erfolgreich
initiierte und durchgeführte Projekte für den eigenen Landkreis übernehmen, was
in der Regel personelle und finanzielle Ressourcen einspart.
Die Transferagentur hat sich als starker Partner
bei der Weiterentwicklung der Projekte für den Landkreis Nienburg bewährt. Die
Leistungen der Transferagentur Niedersachsen konnten bisher kostenfrei in
Anspruch genommen werden. Im kommenden Jahr endet die Förderung der Transferagentur
durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Daher
haben sich die Verantwortlichen der Transferagentur frühzeitig auf den Weg
gemacht, um die Leistungen und Angebote nachhaltig zu sichern. So wurde der Verein
Transferagentur Niedersachsen e. V. gegründet, der die bisherigen
Leistungen weiterführen wird. Bisher sind 10% aller Landkreise und Städte in
Niedersachsen bereits Mitglied, weitere 35% haben großes Interesse an einer
Mitgliedschaft und befinden sich in Abstimmungsprozessen. Als Beispiele sind
hier der Landkreis Stade, der Landkreis Wolfenbüttel, die Stadt Wolfsburg und
die Stadt Emden zu nennen. Sie sehen einen großen Mehrwert in der Mitgliedschaft
und profitieren bereits von den Angeboten.
Die zukünftigen Mitglieder können zwischen einer
Basis- und einer Vollmitgliedschaft wählen.
Für eine Basismitgliedschaft würde man jährlich
einen Beitrag in Höhe von 9.900 € zahlen, wobei das Mitglied nicht
vollumfänglich – also wie gewohnt – betreut würde. Durch eine
Vollmitgliedschaft in dem Verein Transferagentur e.V. könnte der Landkreis
Nienburg sicherstellen, dass er weiterhin im Rahmen der Entwicklung eines
Qualitätsmanagementsystems für den Bildungsbereich (im weitesten Sinne) begleitet
wird. Zudem können die Mitarbeitenden des Landkreises weiterhin kostenfrei am
Workshop-Programm teilnehmen und u.a. für die Arbeit als Bildungsmanager qualifiziert
werden. Auch durch die Teilnahme an den Arbeitsgruppen der Transferagentur e. V.
können die Mitarbeitenden des Landkreises Nienburg vom Austausch mit anderen
Kommunen profitieren. Auch der einmal im Jahr organisierte 2-tägige Kommunalkongress
mit zahlreichen Fachforen und Vorträgen soll durch den Verein weitergeführt
werden. Dieser war in der Vergangenheit ein gewinnbringender Austausch für den
Landkreis Nienburg.
Um dieses Angebot in Anspruch nehmen zu können,
bedarf es einer Vollmitgliedschaft, für die ein Beitrag von jährlich 19.000 €
anfallen würde.
Der Landkreis Nienburg will sich – auch ohne das
Förderprogramm Bildungskommune – zu einer Bildungsregion weiterentwickeln. Die
Themen der nächsten Jahre sind mannigfaltig und bedürfen einer fachlichen
Begleitung. So wird der Landkreis Nienburg in den kommenden Jahren das Thema
der integrierten Sozialplanung angehen, insbesondere um die Fachbereiche des
Dezernates II stärker zu vernetzen und somit Synergieeffekte nachhaltig zu
nutzen, was finanzielle Einsparungen bedeutet, ohne dass das Angebot für die
Bürger: Innen gemindert wird. Vielmehr kommt es durch die stärkere
Vernetzungstätigkeit zu einer besseren Versorgung der Bürger: Innen im
Landkreis Nienburg.
Auch das Thema Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung
in Grundschulen stellt den Landkreis Nienburg – wie so viele andere Kommunen –
vor große Herausforderungen. Auch hier hat die Transferagentur bereits reagiert
und einen Qualitätszirkel Ganztagesbetreuung eingerichtet, an dem alle
Landkreise und kreisfreien Städte teilnehmen können. Es ist geplant, dass sich
der Fachbereich Jugend an diesem Austausch beteiligen wird. Es wird jedoch so
sein, dass ab dem 01.01.2024 die Angebote der Transferagentur nur noch den
Mitgliedern des neuen Vereins Transferagentur e. V. offen stehen.
Nicht minder gewichtig ist auch die Neuausrichtung
des Kreismedienzentrums. Durch eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen
Kreismedienzentren könnte es auch hier gelingen, die finanziellen Ressourcen in
diesem Bereich besser einzusetzen und das Kreismedienzentrum des Landkreises
Nienburg den aktuellen – technischen – Gegebenheiten anzupassen. Eine
Unterstützung der Vernetzung der niedersächsischen Kreismedienzentren zur
Herstellung von Synergieeffekten ist
durch eine Voll-Mitgliedschaft im Verein
Transferagentur e.V. ebenfalls gewährleistet.
Aufgrund der
oben genannten Aspekte wird vorgeschlagen, dass der Landkreis Nienburg/Weser ab
dem 01.01.2024 Vollmitglied im Verein Transferagentur e.V. wird, um auch zukünftig die Leistung der
Transferagentur, wie im bisherigen Umfang, in Anspruch nehmen zu können.
Dies ist gegenüber der Basismitgliedschaft und dem
alternativen Einkauf der bisherigen Leistungen auf dem freien Markt finanziell
von Vorteil.
Ohne die Beratungsleistung der Transferagentur wird
der Landkreis Nienburg mit den jetzt vorherrschenden personellen Ressourcen die
oben genannten Projekte nicht so umsetzen können, wie es notwendig und von der
Verwaltung gewünscht ist. Eine externe Begleitung ist daher unumgänglich.
Sofern der Landkreis Nienburg/Weser nicht Mitglied der Transferagentur wird,
müssten diese Beratungsleistungen extern vergeben werden. Auch die
Ausschreibung und Auswahl ist mit personellen und zeitlichen Ressourcen
verbunden, insbesondere ist nicht sicher, mit welchen Partner:innen der
Landkreis Nienburg dann zukünftig zusammenarbeiten wird. Als Mitglied des
Vereins Transferagentur e.V. entfällt eine Ausschreibungspflicht.
Die Vollmitgliedschaft in dem Verein
Transferagentur Niedersachsen e. V. bietet den Vorteil, dass der Landkreis
Nienburg weiterhin mit bewährten Partner:innen zusammenarbeiten kann und die
Beratungs- und Unterstützungsleistungen ohne weitere finanzielle Mittel in
Anspruch nehmen kann.
Finanzielle
Auswirkungen:
Es entstehen Kosten
i. H. v. 19.000,00 €. Die Haushaltsmittel stehen im Produkt 27020 Bildungsbüro
ab dem Haushaltsjahr 2024 zur Verfügung.