Betreff
Evaluation der Aufgaben des Pro Akriv Center (PACE)
Vorlage
2023/172
Art
Beschlussvorlage

Die Aufgabe wird – wie bisher- weitergeführt.


Sachverhalt

Das Angebot des PACE Nienburg ist darauf ausgerichtet, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (14-27 Jahre) begleitend den Einstieg in die Arbeitswelt zu ermöglichen. Hierbei ist die individuelle Beratung und Betreuung einer Klientel mit multiplen Vermittlungshemmnissen als Schwerpunkt der im Case Management wahrgenommenen Aufgaben anzusehen. Die Vermittlung von Praktika dient dazu die Jugendlichen bei ihrer beruflichen Orientierung zu unterstützen und sie für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Die sozialpädagogische Betreuung innerhalb der Praktika ermöglicht es, den Teilnehmenden sich mit den Anforderungen der Berufswelt auseinanderzusetzen.

Das pro aktiv center Nienburg deckt die Leistungen der Jugendberufshilfe mittels folgender Angebote ab:

-          Beratung zum Berufseinstieg oder/und psychosoziale Begleitung

-          Begleitung beim Eintritt in die Arbeitswelt/ Nachbetreuung

-          Vermittlung von Praktika, durch die ein Einstieg in einen Ausbildungsberuf angestrebt wird

-          Bewerbungstraining

-          Qualifizierung und Stabilisierung

-          Überleitung an weiterführende Beratungsstellen und Einrichtungen im Landkreis

-          Hilfestellung beim behördlichen Schriftverkehr/ Begleitung bei Behördengängen

Das Pace ist zertifiziert nach AZAV und DIN ISO 9001.

 

Im Rahmen der Vorbereitung eines Haushaltssicherungskonzepts für das Haushaltsjahr 2024 ist nach der politischen Beratung am 30.03.2023 in der Personalentwicklungskommission beschlossen worden, diese Aufgabe zu evaluieren, um die Notwendigkeit der Fortführung zu prüfen.

 

Nach Vorgabe des Fachdienstes Service und Wahlen sollen die Ergebnisse und Wirkungen der Aufgabenwahrnehmung anhand von Leitfragen dargestellt und bewertet werden.

 

Was soll mit dieser Aufgabe erreicht werden? Welches Ziel wird damit verfolgt?

 

Das Pro aktiv Center als neutrale Beratungsstelle fungiert auf der Basis des § 13 SGB VIII zwischen den Rechtskreisen SGB II, SGB III und SGB VIII mit dem Ziel, junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren im Sinne eines ganzheitlich ausgerichteten Konzeptes in ihrer sozialen, beruflichen und gesellschaftlichen Integration zu begleiten, fördern und zu unterstützen.

Ziel ist eine verbesserte Teilhabe benachteiligter junger Menschen am gesellschaftlichen Leben sowie die Verwirklichung ihres Rechts auf Chancengleichheit durch Bildung, die Entwicklung einer beruflichen Perspektive, die Integration in Arbeit und Ausbildung sowie dem Führen eines eigenständigen Lebens welches darauf ausgerichtet ist zukünftig unabhängig von Grundsicherung zu leben.

 

           

Welche Wirkung wird tatsächlich erreicht?

 

Die Erwartungshaltung bei vergleichbaren Maßnahmen liegt bei einer Vermittlungsquote von 10%, beim pro aktiv center hingegen bei 30%. Somit entsprechen die Wirkungen der zuvor genannten Zielsetzung.

 

 

Wie oft wird diese Aufgabe pro Jahr wahrgenommen bzw. nachgefragt?

 

Die Beratungsangebote des pro aktiv center werden täglich in unterschiedlichen Formen wahrgenommen. Dazu zählen persönliche Termine vor Ort, digitale Kontakte, Telefonate, Hausbesuche sowie Außendiensttermine.

Stets erreichen neue Teilnehmende das pro aktiv Center über einen der zwei Zugangswege. Dazu gehört auf der einen Seite der freie Zugang, auf der anderen Seite der gesteuerte Zugang über das Jobcenter. Das Verhältnis zwischen freien und gesteuerten Zugang ist in der Regel ausgeglichen.

 

Stimmt die Definition der Aufgabe in Bezug auf das gewünschte Ziel?

 

Die Aufgabe „Case-Management“ definiert sich zum Teil aus externen Vorgaben (Richtlinie NBank und Kooperationsvereinbarung Jobcenter). Die definierten Aufgaben sind zur Zielerreichung sehr gut geeignet.

 

Wie ist aus Ihrer Sicht die Kundensicht auf die Leistungen?

 

Im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems werden jährlich bei Teilnehmenden Befragungen durchgeführt, deren Auswertung dazu dient konkrete Handlungsbedarfe abzuleiten. Die Befragung erfolgt mittels eines anonymen Fragebogens, welcher den Teilnehmenden entweder beim Abschlussgespräch ausgehändigt wird oder per Post nach Beendigung der Teilnahme zugeschickt wird. Die Ergebnisse waren in den vergangenen Jahren durchweg positiv. Von 30 durchgeführten Befragungen aus dem Jahr 2021 und 2022 gaben 23 Personen an, ihrem beruflichen Ziel im Rahmen der Maßnahme näher gekommen zu sein. Besonders zufrieden waren die Teilnehmenden mit der Verfügbarkeit eines Gesprächspartners, der Zügigkeit beim Handeln, der Vertrauensbasis sowie dem Ernstnehmen der Angelegenheiten.  Auch das Erstgespräch wurde ausschließlich als angenehm und informativ beschrieben. Lediglich bei den Befragungen zu den Förderplänen ergaben sich Handlungsbedarfe. Besonders hervorzuheben ist zudem, dass sich von 30 befragten Personen 29 im pro aktiv center insgesamt wohlgefühlt haben.

 

Zudem wird auch den Praktikumsbetrieben ein Fragebogen hinsichtlich der Zufriedenheit mit den Dienstleistungen des pro aktiv center ausgehändigt. Dabei geht es unter anderem um die Begleitung während des Praktikums, die Erreichbarkeit oder auch die Informationen vorab. Für das Jahr 2022 ergab sich dabei lediglich ein Handlungsbedarf bei den Informationen über das PACE vor Beginn des Praktikums. Alle anderen Bereiche befinden sich nach der Auswertung im grünen Bereich und haben keinen Handlungsbedarf hinsichtlich Optimierungen.

 

 

Kann die Aufgabe eingeschränkt werden?

 

Eine Einschränkung der Aufgabe ist nicht möglich, da die Maßnahme stark nachgefragt wird.

 

 

 

 

Was können wir an der Aufgabe bzw. dem Angebot zielgruppenorientiert ändern?

 

Um das Angebot zielgruppenorientiert anzupassen ist vor allem eine Digitalisierung der Vorgehensweise erforderlich. Wünschenswert hierbei wäre eine Online Beratung oder auch die Kontaktmöglichkeit zu den Teilnehmenden per Messenger.

 

 

Welchen Umfang soll das Angebot haben, damit es das Ausmaß gewünschter Wirkungen erreicht?

 

Im Hinblick auf den personellen Umfang sind zwei Vollzeitstellen zuzüglich einer Verwaltungsstelle erforderlich, um die gewünschte Wirkung zu erreichen.

 

 

Kann das Angebot wegen des Rückgangs der Nachfrage oder der Fallzahlen eingeschränkt werden?

 

Ein Rückgang der Nachfrage ist nicht vorhanden. Dies hat sich vor allem im letzten Jahr gezeigt, als das PACE zeitweise mit lediglich einer sozialpädagogischen Stelle besetzt war. In diesem Zeitraum musste eine Warteliste für neue Teilnehmende eröffnet werden, da die Nachfrage sehr hoch war.

 

 

Kann das Angebot entfallen, weil es von einem Dritten angeboten wird?

 

Im gesamten Landkreis gibt es keine vergleichbare Maßnahme wie das PACE.

 

 

Müssen wir unser Angebot zurückfahren, weil wir übererfüllen?

 

Das Angebot deckt den Bedarf der jungen Menschen, da es Richtlinienkonform angeboten und durchgeführt wird. Eine Übererfüllung des Angebotes liegt nicht vor.

 

 

Welcher Schaden / welches Risiko besteht, wenn es nicht mehr angeboten wird?

 

Das PACE ist eine Anlaufstelle für junge Menschen, die auf Grund ihrer multipler Vermittlungshemmnisse und des ausgeprägten Unterstützungsbedarfes aus anderen Regelmaßnahmen gefallen sind oder gar nicht erst erreicht werden konnten. Sofern diese spezifische Zielgruppe künftig keine Anlaufstelle mehr findet, droht sie dauerhaft aus der Gesellschaft auszusteigen und langfristig in der Arbeitslosigkeit zu verharren. Besonders die Niedrigschwelligkeit des Angebotes hat sich für die Zielgruppe in den vergangenen Jahren als das helfende Mittel erwiesen, um die jungen Menschen zu erreichen.

Im gesamten Kreisgebiet gibt es keine vergleichbare Anlaufstelle, die ähnlich wie das PACE agiert. Die Mitarbeitenden des PACE nehmen für die Zielgruppe oftmals eine vermittelnde Haltung gegenüber dem Jobcenter ein, um etwaige Hürden zu nehmen und eine Abwärtsspirale zu vermeiden. So können durch die kurzen Wege und die gute Zusammenarbeit unter anderem existentielle Angelegenheiten wie zum Beispiel Weiterbewilligungsanträge oder Stromkostennachzahlungen rechtzeitig geklärt werden, damit Schulden bei Versorgern und Vermietern vermieden werden können. Andernfalls könnten diese im schlimmsten Falle die Wohnungslosigkeit der jungen Menschen zur Folge haben. 

 

Hinsichtlich der Ressourcen nimmt die Verwaltung zu folgenden Leitfragen Stellung:

 

In welcher Form müssen wir diese Aufgabe/Dienstleistung anbieten?

Lässt sich die Aufgabe durch den Einsatz von Technik / Prozessoptimierungen effizienter erbringen? Wie lässt sich die Aufgabe strategisch unter Standard- / Produktanpassungen / Leistungsverzicht oder Setzung von Prioritäten optimaler ausrichten?

 

1.1 Effizienter durch Digitalisierung (Smartphone, Messenger, digitales Beratungsangebot, Social Media)

1.2 Im Rahmen des QMS erfolgt eine regelmäßige Anpassung und Optimierung des Angebotes. Mittels des Case-Management Ansatzes werden die Prozesse bereits strategisch zur Zielerreichung durchgeführt.

 

 

Müssen wir es selber machen?

 

Die Antragsstellung muss über den Landkreis erfolgen. Die Ausführung des Projekts könnte untervergeben werden.

 

 

Sind interne Kooperationen erforderlich, sinnvoll und möglich?

 

Interne Kooperationen sind sinnvoll und bereits vorhanden. Die Anbindung des pro aktiv center innerhalb des Landkreises ermöglicht kurze Wege zu weiteren Fachdiensten und eine schnelle Bearbeitung. In vielen Fällen kam das Netzwerk mit ASD, Jobcenter, SpDi, Beratungsstelle, Fachbereich Soziales  den Teilnehmenden bereits zu gute.

 

 

Wie gestalten sich Schnittstellen und wie können sie reduziert / besser abgestimmt werden?

 

Eine Reduzierung der Schnittstellen innerhalb des Landkreises und zu externen Stellen (z.B. Suchtberatung) ist nicht sinnvoll. Schnittellenarbeit erfolgt i.d.R. passgenau im Einzelfall.  

 

 

Kann die Leistung durch interkommunale Zusammenarbeit optimiert bzw. wirtschaftlicher erbracht werden? Wenn ja, wie?

 

Nein, eine interkommunale Zusammenarbeit wäre nicht sinnvoll. Nienburg als Flächenlandkreis stellt für die wenig mobilen Teilnehmenden schon jetzt eine Herausforderung da.

Des Weiteren agieren die einzelnen PACE in ihrer Arbeitsweise stark unterschiedlich und haben verschiedene Schwerpunktsetzungen.

 

Welche Kooperationen sind mit Externen erforderlich, sinnvoll oder möglich?

 

Das PACE bewegt sich in einem Arbeitsfeld zwischen einer individuellen persönlichen Hilfestellung und der Aktivierung der Arbeitsmarktstrukturen. Nachfolgend werden die notwendigen Kooperationen genannt.

Es besteht eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Jobcenter (vorrangig Team U25) auf Grundlage einer Kooperationsvereinbarung, mit der Agentur für Arbeit, mit diversen Betrieben, Bildungsträgern und Kammern im Landkreis und der

Berufsschule. Über die Website CheckDeineZukunft werden mit dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit die Strukturen einer Jugendberufsagentur dargestellt.

Je nach Einzelfall wird darüber hinaus mit Schuldner- und Suchtberatungsstellen, der Wohnung- und Erwerbslosenberatung, Wohnwege, der Tagesklinik/ Psychiatrische Institutsambulanz etc. kooperiert.

Sinnvoll wäre vor allem eine stärke Kooperation mit Ärzten und Psychotherapeuten. Diese wird seitens des PACE immer wieder fokussiert, aber bisher ohne die gewünschten Ergebnisse.

 

 

Welche Dritten können diese Leistung auch anbieten?

 

Grundsätzlich kann jeder Bildungsträger die Maßnahme anbieten, der Landkreis muss allerdings die Antragstellung übernehmen.

 

 

Was haben Sie konkret wann unternommen, um mit Dritten zu kooperieren?

 

Es besteht eine gute Kooperation innerhalb der Kreisverwaltung (z.B. ASD, PKD, FB Soziales), die durch die Teamleitungsstruktur verstärkt wird.

Insbesondere zur Beratungsstelle des Landkreises besteht intensivierter Kontakt um z. T. eine psychologische Erstversorgung zu gewährleisten und ggf. einen Übergang in stationäre Angebote zu gestalten.

 

Weiterhin nimmt das PACE regelmäßig an folgenden Arbeitskreisen teil: AK Schule – Wirtschaft (4x im Jahr)

Teilnahme Fachkräfteaustausch des Landkreises (4x im Jahr), Fachtagungen der NBank (3x im Jahr) und dem Qualitätszirkel der Jugendhilfe(3x im Jahr).

Unregelmäßige Zusammenarbeit erfolgt bei Informationsveranstaltungen in Schulen, dem Jobcenter oder der Arbeitsagentur (z.B. Abfahrt Ausbildungsplatz)

 

Im Rahmen des Case Managements handelt es sich um Kooperationen, auf die bei Bedarf zurückgegriffen wird.

 

 

Welches Ergebnis hatten die Gespräche mit Dritten?

 

Das pro aktiv Center ist bei den Austauschtreffen der NBank vertreten. Bei passenden Anregungen, welche auf das pro aktives Center übertragen werden können erfolgen Veränderungen im QMS.

 

Einzelfallkooperationen erfolgen erfolgreich und zur optimalen Betreuung der Teilnehmenden des PACE.

 

Einzelfallbezogene Kooperationsanfragen bei Ärzten und Psychotherapeuten werden in der Regel nicht beantwortet.

 

 

Können wir bei der Prozessgestaltung von anderen Kommunen, Privaten oder anderen Institutionen lernen?

 

Die pro aktiv Centren sind sehr unterschiedlich aufgestellt, um sich auf die örtlichen Gegebenheiten einzustellen und somit nicht vergleichbar.

Bei passenden Anregungen, welche auf das pro aktiv Center übertragen werden können erfolgen Veränderungen im QMS.

 

 

 

Hinsichtlich der Ressourcen wurden folgende Leitfragen behandelt:

 

Wie hoch ist die finanzielle Gestaltbarkeit bei der Aufgabe?

 

Die finanzielle Gestaltbarkeit des pro aktiv Center ist durch die Richtlinie der NBank vorgegeben.

 

 

Sind die beteiligten Personen ausreichend qualifiziert?

 

Eine ausreichende Qualifikation liegt bei allen Mitarbeitenden des pro aktiv Center vor. Diese wurden vorab mit der Nbank abgestimmt und genehmigt.

Zudem erhalten alle Mitarbeitenden regelmäßig die Möglichkeit an Fort- und Weiterbildungen teilzunehmen.

 

 

Wie wird die Aufgabe finanziert?

 

Die Förderung durch die Nbank erfolgt als nicht rückzahlbarer Zuschuss. Sie wird in Form einer Anteilfinanzierung mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes Niedersachsen gewährt. Bis zu 90% der zuwendungsfähigen Gesamtausgaben können aus ESF- und Landesmitteln finanziert werden.

Ausgaben für Bildungs- und Beratungspersonal werden ebenfalls gefördert. Hinzu kommt eine Restkostenpauschale von 40% der förderfähigen Personalausgaben. Die Ausgaben für das Verwaltungspersonal werden über die Restkostenpauschale abgerechnet.

 

 

Können (zusätzliche) Ressourcen innerhalb und außerhalb für die Aufgabe generiert werden?

 

Eine Finanzierung durch das Jobcenter ist nicht möglich, da keine konkrete Trennung zwischen den Leistungen des SGB II und des SGB VIII erfolgen kann.

 

Wird das Angebot durch gesetzliche Vorgabe in der Wirtschaftlichkeit begrenzt? D. h. werden Alternativen ausgeschlossen, die eine noch wirtschaftlichere Leistungserstellung erlauben würden?

 

Im Zeitraum 01.07.2022 – 30.6.2023 steht den Einnahmen von 191.024,34 € ein Eigenanteil von 21.224,93 entgegen.

Lt. Richtlinie werden max. 90% der zuwendungsfähigen Gesamtausgaben übernommen.

 

 

Wie und mit welchem Ziel werden die Daten aus der Kosten- und Leistungsrechnung genutzt?

 

Für das PACE wird ein geringer Eigenanteil aufgewendet, sodass eine Kosten- und Leistungsrechnung anhand der reinen Kosten nicht zielführend ist. Die Personalstellen als solche werden in Bezug zur Anzahl der geförderten jungen Menschen und den Zielerreichungsgrad gesetzt.

 

 

 

Bewertung der Verwaltung

 

Das Angebot wird im aktuellen Umfang beibehalten.