Die Aufgabe der Durchführung
des Kindergartenscreenings wird im bisherigen Umfang fortgesetzt.
Sachverhalt
Im Landkreis Nienburg/Weser nimmt der Kinder- und Jugendärztliche Dienst
als Teil des Fachbereichs Gesundheitsdienste die Aufgabe des
Kindergartenscreenings wahr.
Im Rahmen der Vorbereitung eines Haushaltssicherungskonzepts für das
Haushaltsjahr 2024 ist nach der politischen Beratung am 30.03.2023 in der
Personalentwicklungskommission beschlossen worden, diese Aufgabe zu evaluieren,
um die Notwendigkeit der Fortführung zu prüfen.
Nach Vorgabe des Fachdienstes Service und Wahlen sollen die Ergebnisse
und Wirkungen der Aufgabenwahrnehmung anhand von Leitfragen dargestellt und bewertet
werden.
Vorbemerkung
Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Ziel sollte daher sein,
die gesundheitliche Entwicklung der Kinder bestmöglich durch geeignete
Maßnahmen positiv zu beeinflussen.
Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass soziale
Benachteiligung – zum Beispiel durch niedrigen Bildungsstand der Eltern,
beengte Wohnverhältnisse, psychische
Belastungen der Eltern, oder Migrationshintergrund – ein zentraler Risikofaktor
für gesundheitliche Belastungen bei Kindern und Jugendlichen ist.
Eine Screening-Untersuchung im Rahmen des Kindergarten-Settings bietet
die Chance, Kinder aus allen Bereichen der Gesellschaft zu erreichen.
Begründung
Im Rahmen des Kindergartenscreenings erfolgt durch die individuelle
Betrachtung der Kinder im Alter von 4 Jahren eine umfassende und objektive
Einschätzung zur altersgerechten Entwicklung. Ein frühzeitiges Erkennen von
Entwicklungsschwierigkeiten ermöglicht die Initiierung von ggf. erforderlichen
Fördermaßnahmen und führt zu einer Verbesserung der Startbedingungen
betroffener Kinder in der Schule. Zudem
wird durch die niedrigschwellige Beratung im Kindergarten-Setting der entwicklungsfördernde
Umgang der Eltern mit ihren Kindern im häuslichen Umfeld gestärkt.
Das Angebot des Kindergartenscreenings wird sowohl von den Einrichtungen
als auch von den Eltern der 4-jährigen Kinder sehr gut angenommen. Initiiert
wurde es vor vielen Jahren durch die Schuleingangsuntersuchung-Teams und
Kita-Leitungen, die Auffälligkeiten bei Kindern bemerkt hatten, die aus ihrer
Sicht durch eine gezielte Förderung bis zum Schuleintritt hätten verbessert
werden können.
In der Vergangenheit war eine Evaluation aufgrund der Corona-Pandemie
sowie fehlender digitaler Dokumentation
nur eingeschränkt möglich. Seit Beginn dieses Jahres besteht die Möglichkeit
einer Differenzierung der erhobenen Daten über die im Gesundheitsamt vorhandene
Fachanwendung der Firma Mikropro.
Bislang für das Jahr 2024 ausgewertete Daten (bis Stichtag 26.09.):
Anzahl untersuchter 4-jähriger Kinder |
383 |
Davon: |
|
-
Kind ist völlig unauffällig |
151 |
-
Kind zeigt leichte Auffälligkeiten, eine
Therapieempfehlung ist nicht erforderlich |
109 |
-
Kind benötigt eine ambulante Therapie |
59 |
-
Kind benötigt ggf. Frühförderung |
39 |
-
Kind erhält bereits eine ambulante Maßnahme |
14 |
-
Kind wurde nicht untersucht (z.B. wg.
Krankheit) |
11 |
Beim Kindergarten-Screening handelt es sich um eine standardisierte
Untersuchung, deren Ablauf selbst nur wenig optimiert werden kann. Eine
Optimierung des gesamten Prozessablaufes (Terminierung, Dokumentation) im
Rahmen der Digitalisierungsstrategie des Gesundheitsamtes ist in Planung.
Ziel eines jeden Screenings ist, bei möglichst vielen Personen (z.B.
einer Altersgruppe) eine bestimmte Untersuchung durchzuführen, um frühzeitig
Auffälligkeiten zu erkennen. Würde die Aufgabe des Kindergarten-Screenings
beispielsweise in der Art eingeschränkt werden, dass nur noch Kinder untersucht
werden, die von den Kita-Leitungen für eine entsprechende Untersuchung
vorgeschlagen werden, würde dies dem Gedanken des Screenings widersprechen.
Zudem würden diese Kinder stigmatisiert und ggf. ausgegrenzt werden („Schau
mal, …. muss zur Untersuchung, der/die ist nicht so gut wie wir!“)
Daher sollte das Angebot im aktuellen Umfang weiter fortgeführt werden. Wünschenswert
wäre im Bedarfsfall die Durchführung einer ärztlichen Untersuchung bei den
Kindern, die derzeit im Rahmen des Screenings eine Empfehlung für die Beantragung
von Frühförderung erhalten.
Im Landkreis Nienburg/Weser besteht seit einiger Zeit ein Mangel an
Kinderärzten, weshalb notwendige Vorsorgeuntersuchungen teilweise gar nicht
oder durch Hausärzte vorgenommen werden können. Das „Instrument“
Kindergarten-Screening bildet somit einen wichtigen Baustein,
Entwicklungsauffälligkeiten bei Kindern frühzeitig zu erkennen.
Im Falle einer Einstellung der Aufgabe würden bei einer erhöhten Anzahl
von Kindern Förderbedarfe erst im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung entdeckt
werden, welche durch frühzeitigere Initiierung entsprechender Maßnahmen hätten
reduziert werden können. Diese Kinder wären somit gefährdet, den Schulalltag
mit schlechteren Startbedingungen zu beginnen. Wie bereits oben erwähnt, war genau
dies die Situation bevor das Kindergarten-Screening durch die Fachkräfte ins
Leben gerufen wurde.
Finanzielle
Auswirkungen:
Die Aufgabe wird derzeit von Arzthelferinnen
durchgeführt, die über eine ausreichende Qualifizierung verfügen. Zusätzlich zu
den Personalkosten ist der finanzielle Aufwand für die Umsetzung der Aufgabe
relativ gering (Fahrtkosten, ggf. Materialien, Fortbildungen).
Anlagen:
·
keine