Betreff
Evaluation der Durchführung des Kindergartenscreenings im Fachdienst 411 (Kinder- und Jugendärztlicher Dienst)
Vorlage
2023/177
Art
Beschlussvorlage

Die Aufgabe der Durchführung des Kindergartenscreenings wird im bisherigen Umfang fortgesetzt.


Sachverhalt

Im Landkreis Nienburg/Weser nimmt der Kinder- und Jugendärztliche Dienst als Teil des Fachbereichs Gesundheitsdienste die Aufgabe des Kindergartenscreenings wahr.

Im Rahmen der Vorbereitung eines Haushaltssicherungskonzepts für das Haushaltsjahr 2024 ist nach der politischen Beratung am 30.03.2023 in der Personalentwicklungskommission beschlossen worden, diese Aufgabe zu evaluieren, um die Notwendigkeit der Fortführung zu prüfen.

Nach Vorgabe des Fachdienstes Service und Wahlen sollen die Ergebnisse und Wirkungen der Aufgabenwahrnehmung anhand von Leitfragen dargestellt und bewertet werden.

Vorbemerkung

Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Ziel sollte daher sein, die gesundheitliche Entwicklung der Kinder bestmöglich durch geeignete Maßnahmen positiv zu  beeinflussen.

Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass soziale Benachteiligung – zum Beispiel durch niedrigen Bildungsstand der Eltern, beengte Wohnverhältnisse,  psychische Belastungen der Eltern, oder Migrationshintergrund – ein zentraler Risikofaktor für gesundheitliche Belastungen bei Kindern und Jugendlichen ist.

Eine Screening-Untersuchung im Rahmen des Kindergarten-Settings bietet die Chance, Kinder aus allen Bereichen der Gesellschaft zu erreichen.

Begründung

Im Rahmen des Kindergartenscreenings erfolgt durch die individuelle Betrachtung der Kinder im Alter von 4 Jahren eine umfassende und objektive Einschätzung zur altersgerechten Entwicklung. Ein frühzeitiges Erkennen von Entwicklungsschwierigkeiten ermöglicht die Initiierung von ggf. erforderlichen Fördermaßnahmen und führt zu einer Verbesserung der Startbedingungen betroffener Kinder in der Schule.  Zudem wird durch die niedrigschwellige Beratung im Kindergarten-Setting der entwicklungsfördernde Umgang der Eltern mit ihren Kindern im häuslichen Umfeld gestärkt.

Das Angebot des Kindergartenscreenings wird sowohl von den Einrichtungen als auch von den Eltern der 4-jährigen Kinder sehr gut angenommen. Initiiert wurde es vor vielen Jahren durch die Schuleingangsuntersuchung-Teams und Kita-Leitungen, die Auffälligkeiten bei Kindern bemerkt hatten, die aus ihrer Sicht durch eine gezielte Förderung bis zum Schuleintritt hätten verbessert werden können.

In der Vergangenheit war eine Evaluation aufgrund der Corona-Pandemie sowie  fehlender digitaler Dokumentation nur eingeschränkt möglich. Seit Beginn dieses Jahres besteht die Möglichkeit einer Differenzierung der erhobenen Daten über die im Gesundheitsamt vorhandene Fachanwendung der Firma Mikropro.

Bislang für das Jahr 2024 ausgewertete Daten (bis Stichtag 26.09.):

Anzahl untersuchter 4-jähriger Kinder

383

Davon:

 

-          Kind ist völlig unauffällig

151

-          Kind zeigt leichte Auffälligkeiten, eine Therapieempfehlung ist nicht erforderlich

109

-          Kind benötigt eine ambulante Therapie

59

-          Kind benötigt ggf. Frühförderung

39

-          Kind erhält bereits eine ambulante Maßnahme

14

-          Kind wurde nicht untersucht (z.B. wg. Krankheit)

11

 

Beim Kindergarten-Screening handelt es sich um eine standardisierte Untersuchung, deren Ablauf selbst nur wenig optimiert werden kann. Eine Optimierung des gesamten Prozessablaufes (Terminierung, Dokumentation) im Rahmen der Digitalisierungsstrategie des Gesundheitsamtes ist in Planung.

Ziel eines jeden Screenings ist, bei möglichst vielen Personen (z.B. einer Altersgruppe) eine bestimmte Untersuchung durchzuführen, um frühzeitig Auffälligkeiten zu erkennen. Würde die Aufgabe des Kindergarten-Screenings beispielsweise in der Art eingeschränkt werden, dass nur noch Kinder untersucht werden, die von den Kita-Leitungen für eine entsprechende Untersuchung vorgeschlagen werden, würde dies dem Gedanken des Screenings widersprechen. Zudem würden diese Kinder stigmatisiert und ggf. ausgegrenzt werden („Schau mal, …. muss zur Untersuchung, der/die ist nicht so gut wie wir!“)

Daher sollte das Angebot im aktuellen Umfang weiter fortgeführt werden. Wünschenswert wäre im Bedarfsfall die Durchführung einer ärztlichen Untersuchung bei den Kindern, die derzeit im Rahmen des Screenings eine Empfehlung für die Beantragung von Frühförderung erhalten.

Im Landkreis Nienburg/Weser besteht seit einiger Zeit ein Mangel an Kinderärzten, weshalb notwendige Vorsorgeuntersuchungen teilweise gar nicht oder durch Hausärzte vorgenommen werden können. Das „Instrument“ Kindergarten-Screening bildet somit einen wichtigen Baustein, Entwicklungsauffälligkeiten bei Kindern frühzeitig zu erkennen.

Im Falle einer Einstellung der Aufgabe würden bei einer erhöhten Anzahl von Kindern Förderbedarfe erst im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung entdeckt werden, welche durch frühzeitigere Initiierung entsprechender Maßnahmen hätten reduziert werden können. Diese Kinder wären somit gefährdet, den Schulalltag mit schlechteren Startbedingungen zu beginnen. Wie bereits oben erwähnt, war genau dies die Situation bevor das Kindergarten-Screening durch die Fachkräfte ins Leben gerufen wurde.


Finanzielle Auswirkungen:

 

Die Aufgabe wird derzeit von Arzthelferinnen durchgeführt, die über eine ausreichende Qualifizierung verfügen. Zusätzlich zu den Personalkosten ist der finanzielle Aufwand für die Umsetzung der Aufgabe relativ gering (Fahrtkosten, ggf. Materialien, Fortbildungen).

 


Anlagen:

 

·         keine