Betreff
Innenliegende Räume im Berufsfeld II Metalltechnik
Vorlage
2005/ABS/004
Aktenzeichen
40
Art
Ausschuss für berufsbildende Schulen

 

Der Ausschuss für die berufsbildenden Schulen hat in seiner Sitzung am 14.9.2004 nach ausführlicher Diskussion des Sachverhalts beschlossen, die Berufsbildenden Schulen mögen ein bauliches/räumliches Konzept für die Metallabteilung aufstellen. Ein solches Konzept hat die Schule am 3.2.2005 beim Schulträger vorgelegt. Die Schule stellt ihren Raumbedarf auf eine räumliche Neuordnung des gesamten Berufsfeldes, die Bedürfnisse des “handlungsorientierten Unterrichts”, die Berufsorientierung von Sekundar-I-Schülern und die Entwicklung der Metallberufe ab. Sie geht damit über die bisherige Intention, möglicherweise nur die innenliegenden Räume durch Neubauten zu ersetzen, weit hinaus.

 

Das Konzept der Schule wurde in mehreren Besprechungen diskutiert und ist in der Fassung vom 17.05.2005 dieser Drucksache als Anlage 1 beigefügt. Es enthält die Flächenangaben, die auch verwaltungsseitig vorgeschlagen würden, wenn es zu einem Neubaubeschluss in dieser Größenordnung kommt.

 

Die Fragestellung, ob und in welchem Umfang evtl. eine neue Metallabteilung für die Berufsbildenden Schulen zu errichten ist, erfordert eine umfassendere Prüfung.

 

1.)  Demografische Entwicklung

Die Stärke der Geburtsjahrgänge (gesamtes Kreisgebiet als planerischer Einzugsbereich für die Berufsbildenden Schulen) ist maßgebend für die Beurteilung, wie viele Schülerinnen und Schüler im Berufsfeld II voraussichtlich die Schulformen BVJ, BGJ, Berufsschule und die Berufsfachschulen besuchen werden. Die Jahrgangsstärken werden sich ausweislich der beigefügten “Darstellung der Vorausberechnung der Schülerzahlen” nicht mehr erhöhen, sondern sinken (Anlage 2). Deshalb lässt sich aus den Jahrgangsstärken ein zusätzlicher Raumbedarf nicht herleiten oder begründen.

 

2.)  Bildungsbeteiligung im Berufsfeld II Metalltechnik

Die Bildungsbeteiligung ist in den letzten Jahren weitgehend konstant gewesen. Das Berufsfeld Metalltechnik ist gerade für junge Männer attraktiv und wird es auch bleiben. Es sind keine Anzeichen bekannt, dass sich die Berufswünsche in den Berufsfeldern stark verändern könnten. Angesichts der oben dargestellten demografischen Entwicklung ist eher mit einem Schülerrückgang zu rechnen. Die Zahl der zu bildenden Klassen wird sich folglich nicht erhöhen. Wegen der gegenwärtig ungünstigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktlage findet allerdings eine Verlagerung von Teilzeit- zu Vollzeitschulformen statt. Dies ist konjunkturabhängig und kann sich wieder verändern.

 

Berufsfeld II Metalltechnik

 

 

 

Schuljahr

 

 

 

 

1994/95

 

1999/00

 

2004/05

 

 

Schüler

Klassen

Schüler

Klassen

Schüler

Klassen

BVJ

40

2

16

1

30

2

BGJ

39

2

49

2

46

2

BS

493

23

465

23

446

26

1j. BFS

Fahrzeug-

technik

0

0

0

0

23

1

 

 

3.)  Auswirkungen der “Berufsorientierung”

Über die möglichen Auswirkungen der Berufsorientierung im Sekundarbereich I liegen noch keine gesicherten Erfahrungswerte vor. Maßgeblich sind jedoch folgende Kriterien:

Rund 51,5 % eines Jahrgangs sind männlich, 48,5 % weiblich. Männliche Schüler drängen mehr in handwerklich-technische Berufe, Schülerinnen mehr in soziale und hauswirtschaftliche Berufe. Darüber hinaus verteilen sich die an der Berufsorientierung teilnehmenden Schülerinnen und Schüler auf alle in den Berufsbildenden Schulen vorhandenen Berufsfelder. Anlässlich einer Zusammenkunft der Schulleitungen von Hauptschulen und Förderschulen am 10.3.2005 mit der Schulleitung der Berufsbildenden Schulen wurde von dieser erklärt, dass aus personellen, organisatorischen und räumlichen Gründen eine Ausweitung der bisherigen “Hauptschultage” bzw. der Berufsorientierung nicht möglich sei. Die allgemein bildenden Schulen gehen nach dem Ergebnis einer verwaltungsseitig durchgeführten Befragung davon aus, dass sie wie bisher ausreichend Praktikumsplätze finden werden. Eine höhere Inanspruchnahme der Berufsbildenden Schulen sei somit nicht zu erwarten.

 

Auf das Berufsfeld Metalltechnik kommt deshalb nur ein Teil dieses Schülerpotenzials zu. Es ist für die folgenden Berechnungen angenommen worden, dass im Berufsfeld Metalltechnik dafür rechnerisch ein Fachpraxisraum einzuplanen ist, obwohl die Schule die “Hauptschultage” bisher ohne zusätzliche Räume auffangen konnte.

 

4.)  Stundentafeln

Für eine Raumbedarfsberechnung sind die Stundenanteile nach den Stundentafeln zu ermitteln. Diese ergeben sich aus den einschlägigen Vorschriften der Verordnung über Berufsbildende Schulen (BBS-VO) und den Ergänzenden Bestimmungen zur BBS-VO.

 

Berufsvorbereitungsjahr (Vollzeitschulform)

Deutsch/Kommunikation, Politik,

Sport, Religion

7

Fachtheorie

6

Fachpraxis

18

Wahlpflichtarbeitsgemeinschaften

4

Summe Wochenstunden

35

 

Berufsgrundbildungsjahr (Vollzeitschulform)

Deutsch/Kommunikation,

Fremdsprache/Kommunikation,

Politik, Sport, Religion

9

Fachtheorie

9

Fachpraxis

22

Summe Wochenstunden

40

 

Berufsschule Fachstufen (Teilzeitschulform)

Deutsch/Kommunikation,

Fremdsprache/Kommunikation,

Politik, Sport, Religion

7,5

Fachtheorie

16,5

Summe Wochenstunden

24

 

Einjährige Berufsfachschule Fahrzeugtechnik (Vollzeitschulform)

Deutsch/Kommunikation,

Fremdsprache/Kommunikation,

Politik, Sport, Religion

9

Fachtheorie

9

Fachpraxis

18

Summe Wochenstunden

36

 

Einjährige Berufsfachschule Technik für Realschulabsolventen (Vollzeitschulform)

Deutsch/Kommunikation,

Fremdsprache/Kommunikation,

Politik, Sport, Religion

6

Fachtheorie

10

Fachpraxis

16

Summe Wochenstunden

32

 

Die Zahl der notwendigen allgemeinen und fachgebundenen Unterrichtsräume ist auch davon abhängig, in welcher Höhe eine tägliche/wöchentliche Raumauslastung angestrebt wird. Angesichts hoher Bau- und Einrichtungskosten ist eine hohe Auslastungsquote unverzichtbar.

 

Die Region Hannover als Träger der meisten berufsbildenden Schulen im ehemaligen Regierungsbezirk hat im Rahmen der Neuordnung ihres berufsbildenden Schulwesens die wöchentliche Raumauslastung auf 36 Wochenstunden, in der “Mulitmedia-BBS” wegen der sehr aufwändigen und teuren Ausstattung sogar auf 38 Wochenstunden festgesetzt und die BBS-Planung darauf abgestellt. In Anlehnung an diese Regelung werden die verwaltungsseitigen Vorschläge mit 36 Wochenstunden gerechnet.

 

5.)  Raumbedarf

Mit ihren Vorschlägen zum Raumprogramm verfolgt die Berufsbildende Schule nicht nur den Ersatz innenliegender Räume, sondern zugleich eine Neuordnung des gesamten Fachbereichs Metalltechnik, indem durch den Neubau Unterrichtsbereiche komplett ausgelagert werden und die im C-Trakt verbleibenden Bereiche neue Raumzuordnungen erhalten. Die Anforderungen des handlungsorientierten Unterrichts, der eine inhaltliche/pädagogische Verzahnung von theoretischen und fachpraktischen Aspekten enthält, sind die schulseitige Begründung für das erweiterte Raumprogramm.

 

6.)  Bauvolumen, Baukosten

Das Neubauvolumen liegt bei 1.972 m² . Berücksichtigt sind die unabweisbaren Flächen, die zu einem funktionalen Schulgebäude dazu gehören (Anlage 3).

 

Die Baukosten werden wegen der notwendigen Baugrunduntersuchungen, der aufwändigen Gebäude- und Lüftungstechnik und besonderer Brandschutzmaßnahmen (Schweißwerkstatt) mit 2.300 € je Quadratmeter angenommen, mithin eine Bausumme von rund 4.535.600 €.

Dem steht der in der Sitzung vom 14. September 2004 von der Verwaltung vorgestellte Aufwand gegenüber, wenn nur die innenliegenden Räume neu gebaut würden: 990 m² Neubaufläche x 2.500 € = 2.475.000 € (siehe Drucksache 2004/ABS/003-07).

 

Die bisher angenommenen Baukosten von 2.500 € je Quadratmeter sind wegen der anhaltend schlechten Auftragslage im Baugewerbe nach unten angepasst worden.

 

Die in diesem Zusammenhang in der letzten Ausschusssitzung beispielhaft herangezogene BBS Diepholz kann nicht als Vergleich dienen, weil es sich dort nicht um einen Neubau, sondern um den Umbau bzw. die Erweiterung und die Sanierung bestehender Gebäude gehandelt hat. Eine Rückfrage beim Bauamt des Landkreises Diepholz hat ergeben, dass das dortige Gebäude zu 40 % weiter verwendet und zu 60 % um-, aus- und angebaut wurde. Darüber hinaus wurden für das dortige Vorhaben Sponsorengelder in erheblichem Umfang eingeworben, weil das Gebäude gleichzeitig verschiedenen Nutzern dient.

 

Der in der Sitzung am 14. September 2004 diskutierte Vorschlag aus der Mitte des Ausschusses, die Schule könne mit ihren Lehrern und Schülern wesentliche Eigenleistungen erbringen und so zu einer spürbaren Kostenentlastung beitragen, ist unrealistisch. Die Schule hat vorrangig den Schülerinnen und Schülern das Wissen und die Kenntnisse nach Lehrplan zu vermitteln und steht nicht als “Baufirma” zur Verfügung. Zahlreiche Aspekte (Haftung, Gewerberecht, Unfallschutz und -versicherung, Gewährleistung, mangelnde technische Ausstattung, , Bauleitung, Terminvorgaben, zeitliche Durchführung usw.) stehen einer wesentlichen Beteiligung der Schule entgegen. Es ist bestenfalls denkbar, dass sie sich zu einem späteren Zeitpunkt an kleineren Maßnahmen der Außengestaltung beteiligen könnte.

 

7.)  Umzug, Ausstattung, Einrichtung

Für den Umzug der Metallabteilung, ob bei vorübergehender Auslagerung oder endgültigem Umzug in ein anderes Gebäude, sind die Kosten für entsprechende Dienstleistungen (Umzugsunternehmen) einzuplanen.

 

Ein neues Schulgebäude erfordert naturgemäß eine neue Einrichtung, weil die bisherigen Räume eingerichtet bleiben müssen.

 

Ob die Maschinen, Werkbänke, Schraubstockanlagen, Einrichtungen der Schweißwerkstatt  usw. weiter verwendet werden können, bliebe einer genaueren Untersuchung vorbehalten. Die Erfahrungen des Schulamtes im Zusammenhang mit Schulerweiterungen bzw. –neubauten lassen in diesem Bereich jedoch weitere Anforderungen im sechsstelligen Bereich erwarten.

 

Außerdem ergeben sich durch die Neuordnung einige Umbauten im Bestand, deren Kosten nur durch baufachliche Detailuntersuchungen zu beziffern sind. Die Baukosten sind um diese Kosten zu ergänzen. Die Neuordnung im Bestand gemäß Vorschlag der Schule ergibt die aus Anlage 1 ersichtlichen Raumnutzungen.

 

8.)  Sanierung der innenliegenden Räume

Für die Sanierung der innenliegenden Räume im Berufsfeld Metalltechnik hatte das Ing.-Büro Gansloser, Hannover, ein Gutachten ausgefertigt. Einzelheiten sind in der Drucksache 2004/ABS/003-07 dargestellt worden.

 

Der Gutachter ist zu der Ausschusssitzung am Dienstag, dem 28. Juni 2005, eingeladen worden, um sein Gutachten in technischer Hinsicht und die finanziellen Auswirkungen zu erläutern.

 

9.)  Zusammenfassung

Es sind folgende Varianten zu diskutieren und zu entscheiden:

a)    Beibehaltung und Sanierung des innenliegenden Bereichs auf der Grundlage des Gutachtens des Ing.-Büros Gansloser, Hannover

-       für nichtunterrichtliche Zwecke oder

-       für Unterrichtszwecke

-       Auslagerung der Metallabteilung (ganz oder teilweise) in ein anzumietendes Objekt während der Sanierungsphase, das vorübergehend den Ansprüchen des Unterrichtsbetriebes genügt (Mietkosten?)

b)    Ersatz der innenliegenden Räume in der Größenordnung von 8 bis 10 Räumen durch einen Neubau mit den dazu gehörenden Funktions- und Nebenräumen, Umbau im Bestand, anschließende Sanierung der innenliegenden Räume mindestens für nichtunterrichtliche Zwecke (siehe Drucksache 2004/ABS/003-07)

c)    Neubau der Metallabteilung auf der Grundlage des Vorschlags der Schule  gemäß Anlagen 1 und 3, Umbau und Neuordnung des Bestandes im C-Trakt auf der Grundlage des Vorschlags der Schule.

 

Die Positionen des Kosten- und Maßnahmevergleichs sind in Anlage 4 zusammen gefasst.